Der Chef der Kraftfahrzeugsparte bei Bosch sieht die Autoindustrie vor harten Zeiten. Bernd Bohr fordert im FT-Interview von der Autobranche einen Abbau der Überkapazitäten, denn diese gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der Autobauer. von Chris Bryant, Frankfurt
Wenn die die europäischen Pkw-Hersteller ihre Überkapazitäten nicht in den Griff bekommen, setzen sie ihre Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel. Diese düstere Prognose wagte Bernd Bohr, Leiter der Sparte Kraftfahrzeugtechnik bei Bosch, im Interview mit der Financial Times.
Damit mischt sich Bohr in eine heikle Debatte ein. Seit Langem tobt eine Diskussion um die Frage, wie man mit dem Überangebot an Produktionskapazitäten umgehen soll, das die Autoindustrie in Europa aufgebaut hat.
Automanager und ihre Macken
Die Alphatiere von Paris
"Überkapazitäten auf dem Automobilmarkt sind in wirtschaftlicher Hinsicht natürlich schädlich für die Branche", sagte Bohr der FT im Vorfeld des Pariser Autosalons, der heute beginnt. "Der Branche würde es besser gehen, wenn man sich mit diesen Überkapazitäten befasste. Sie entziehen der Branche Stärke und letztlich Wettbewerbsfähigkeit."
"Die Krise 2008/2009 war insofern besonders, als dass durch das Eingreifen des Staats dem Markt praktisch keinerlei Kapazitäten entzogen wurden", so Bohr weiter. "Die Zulieferer haben sich bereits auf die Nachfrage in Europa eingestellt, denn wir bekommen nicht die Art direkten Schutz, wie ihn die Hersteller erhalten."
Daimler und VW konnten den größten Problemen der Branche entgehen
Große Automobilbauer wie PSA Peugeot Citroën, Fiat, Opel und Ford haben mit rasch fallendem Absatz und einem erbitterten Preiswettbewerb in Europa zu kämpfen, der die Gewinne schwinden ließ.
Einige Firmen denken über Werksschließungen nach, andere haben ihre Produktion zurückgefahren. Doch bislang gibt es kaum konkrete Pläne, Fabriken zu schließen. Sergio Marchionne, Fiat-Chef und Präsident des europäischen Automobilverbands Acea, fordert von Brüssel, die Suche nach einer gemeinsamen Lösung für die Probleme mit Überkapazitäten anzuführen - ein Vorschlag, der bei der Europäischen Kommission und in Deutschland gleichermaßen verhalten aufgenommen wurde. Daimler, BMW und Volkswagen konnten den größten Problemen der Branche entgehen, weil sie stärker in schnell wachsenden Auslandsmärkten vertreten sind und bei ihnen der Schwerpunkt mehr noch auf höhermargigen Luxusfahrzeugen liegt. Aber auch ihnen drohen härtere Zeiten.
Vergangene Woche warnte Daimler, dass der Wettbewerb in China schwieriger werde und sich die Marktbedingungen in Europa eingetrübt hätten. VW-Chef Martin Winterkorn sagte am Dienstag, das Geschäftsumfeld sei deutlich problematischer geworden.
Auch Bosch, der nach Umsatz weltgrößte Automobilzulieferer, spüre die Folgen dieser Probleme, sagte Bohr: "Wir hatten ein gutes erstes Quartal und ein halbwegs anständiges zweites Quartal, aber jetzt stellen wir einen steten Rückgang beim Auftragseingang fest." Von einem Einbruch sei jedoch noch nicht die Rede.
Bei Bosch rechnet man damit, dass der globale Pkw-Markt dieses Jahr trotz des Rückgangs in Westeuropa und der Stagnation in Deutschland vier Prozent wachsen wird. Er sehe allerdings nur wenige Wachstumsimpulse für die Branche, so Bohr.
Im Herbst wurden 1000 Mitarbeiter eines Bosch-Werks in Bamberg auf Kurzarbeit gesetzt, außerdem nutzt der Konzern für andere deutsche Mitarbeiter Arbeitszeitkonten, um Zeiten schwächerer Nachfrage besser aufzufangen. Bosch hat über 300.000 Mitarbeiter, davon 119.000 in Deutschland.
Als global agierender Zulieferer ist Bosch gut positioniert, um von dem anhaltenden Wachstum der Auslandsmärkte zu profitieren und von Pkw-Bauern wie Hyundai, die der Krise trotzen. Vergangenes Jahr wuchs Boschs Bereich Kraftfahrzeugtechnik in Südkorea um 15 Prozent auf über 1 Mrd. Euro Umsatz an. "Zu unseren Stärken zählt die große Vielfalt unserer Kundschaft", sagte Bohr.
Der Konzern kam vergangenes Jahr auf 51,5 Mrd. Euro Umsatz, die Kraftfahrzeugtechnik steuerte 59 Prozent dazu bei. Dieses Jahr sollen die Einnahmen zwischen drei und fünf Prozent höher liegen. Auch beim Vorsteuergewinn erwartet Bosch für 2012 eine Steigerung, hat jedoch bereits gewarnt, dass das angepeilte Ziel von sieben bis acht Prozent Rendite nur schwer zu erreichen sein wird. Seit Juli wird Bosch von Volkmar Denner geführt, der das Amt von Franz Fehrenbach übernommen hat.
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