Mein erstes Auto hatte ich drei Jahre lang. Es war ein Opel Tigra, Baujahr 1995 - ein Coupé, was französisch sein muss für eng und kugelig. Nun also sitze ich wieder in einem Coupé, diesmal ein Mercedes SL 500, und ich muss sagen: So verschieden sind sie gar nicht. Der Einstieg ist tief, es gibt ein Sonnendach und in der Konsole einen Becherhalter. Bei beiden Fahrzeugen ist die Farbwahl gewöhnungsbedürftig - der Tigra war innen geblümt und außen fehldruckviolett, der
Mercedes ist innen rot und außen weiß wie die Zähne frisch sanierter Zahnarztgattinnen.
Na gut, ein paar kleinere Unterschiede gibt es denn doch.
Das Sonnendach muss zum Öffnen nicht aufgekurbelt werden, es reicht ein Knopfdruck, und das dunkle Glasdach "Magic Sky Control" wird plötzlich durchsichtig. Beim Öffnen der Fahrertür leuchtet einem nicht der Rost entgegen, sondern das Herstellerlogo. In Kurven schwenken die Scheinwerfer in Fahrtrichtung, und der Rücken rutscht nicht aus dem Sitz, sondern wird vorsorglich festgehalten von Taillenkissen rechts und links. Je nach Kurvenradius blasen sie sich automatisch auf und pressen gegen die Fahrerflanken - selbst wenn man bloß vor der Ampel die Spur wechselt.
Bei Grün springt der Wagen dank 435 PS lächelnd an allen anderen vorbei. Auf der Autobahn ist der SL in einem Atemzug bei 250 Kilometern pro Stunde, der Drehzahlmesser langt da gerade mal auf der Hälfte an.
Aber was nutzt all das schon bei der Parkplatzsuche! Mit dem rundgelutschten, dimensionslosen Tigra war Einparken einst eine Qual, und auch der SL macht mir beim ersten Anblick Angst. Schließlich hat dieser Wagen einen Hintern wie die Frauen in Sexploitation-Filmen: Er nimmt einem die Sicht. Gewiss wird es nicht lange dauern, und zahnarztgattinnenweiße Lacksplitter kleben an der billigen Nachbarkarre. Aber Mercedes hat vorgesorgt.