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Merken Drucken 27.09.2012, 20:30 Schriftgröße: A A A

China: Das Drama der Pekinger Bittsteller

Premium Menschen aus Chinas Provinz suchen in der Hauptstadt ein wenig Gerechtigkeit. Doch die Obrigkeit geht brutal gegen sie vor. von Ruth Fend Peking

Chen hatte besonderes Glück. Nur zwei Tage lang musste der 57-jährige Ingenieur anstehen, bis sich ein Beamter seines Falles annahm. Damit nicht genug: Der Staatsdiener war sogar freundlich - und nahm Chens Beschwerde gegen seine Zwangspensionierung an. Also ist Chen am späten Nachmittag noch einmal zum Petitionsbüro zurückgekommen, um sich die Adresse zu notieren. "Ich will dem Beamten einen Dankesbrief schreiben", sagt er.

Seit der Kaiserzeit dürfen Chinesen aus dem ganzen Land in Peking Beschwerde gegen lokalen Machtmissbrauch und Korruption einlegen - ob sie nun aus ihren Häusern vertrieben, verfrüht in Rente geschickt oder um ihre Löhne geprellt wurden. Der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge bearbeiten die Behörden pro Jahr um die zehn Millionen Fälle, wobei nur ein Bruchteil überhaupt angenommen wird. Die Beschwerdeflut zeigt nicht nur, wie wirkungslos die reguläre Justiz in China ist, wo es keine unabhängigen Richter gibt. Es zeigt auch, dass die "harmonische Gesellschaft", die Präsident Hu Jintao propagiert, eine Illusion ist.

Chen ist besser gekleidet als die Dutzenden anderen, die sich jeden Tag vor dem Amtsgebäude nahe Pekings Südbahnhofs drängeln. Drei nervösen Bauern, die ebenfalls in der schmalen Straße herumlungern, erging es schlechter als ihm: Niemand hat sich angehört, dass ihre korrupte Lokalregierung einfach ihr Land verkauft hat. Auch wissen sie noch nicht, wo sie die Nacht verbringen sollen.

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Aus der FTD vom 28.09.2012
© 2012 Financial Times Deutschland,

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