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Merken   Drucken   28.09.2012, 17:36 Schriftgröße: AAA

SPD-Kandidatenkür: Der glückliche Herr Steinmeier

Peer Steinbrück ist fortan die Nummer 1 in der SPD-Troika. Bei der Ankündigung von Steinbrücks Kanzlerkandidatur aber wirkt SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier am glücklichsten.
© Bild: 2012 DPA/Bildfunk/Wolfgang Kumm
Peer Steinbrück ist fortan die Nummer 1 in der SPD-Troika. Bei der Ankündigung von Steinbrücks Kanzlerkandidatur aber wirkt SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier am glücklichsten. von Peter Ehrlich  Berlin
Zwei Troikaner und ein Kanzlerkandidat: Sigmar Gabriel, Peer ...   Zwei Troikaner und ein Kanzlerkandidat: Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier (v.l.)
Noch einmal darf Sigmar Gabriel in die Mitte. Von den Zuschauern aus gesehen steht der frisch gekürte Kanzlerkandidat Peer Steinbrück links neben ihm, Steinmeier rechts. Schließlich ist es Sache des Parteichefs, die Kanzlerkandidatur zu verkünden. Steinbrück sei gegenwärtig "der beste Kanzler, den Deutschland finden kann", und deshalb auch der beste Kandidat.
Den drei Männern auf der Bühne war die Entscheidung, die sie verkünden, schon seit zwei Wochen klar. So ist jedenfalls die übereinstimmende Darstellung. Nur verkündet werden sollte sie noch nicht, jedenfalls nicht ganz so schnell. Offenbar war es Steinmeier, der dann überraschend den Zeitplan über den Haufen geworfen hat. Jedenfalls erfuhren Medienvertreter, dass Steinmeier definitiv nicht antreten will. Da Gabriels Verzicht schon länger bekannt war, war die Fiktion einer noch nicht entschiedenen Kür nicht länger zu halten. So wurden am Freitagmorgen noch vor Veröffentlichung der ersten Meldungen eilig telefonische Konferenzen der wichtigsten Parteigremien einberufen und Gabriel flog von München aus zurück nach Berlin. Im Leben laufe eben manches nicht so wie geplant, scherzt der SPD-Chef, "es ist in der SPD nie langweilig".
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Gabriel verkündete fröhlich, er habe den beiden anderen schon im Frühjahr 2011 gesagt, dass er selber nicht antreten werde. Vor dem Sommer habe er dann beide gefragt, ihm zum Ende der Sommerpause zu erklären, ob sie nun bereitstehen oder nicht. Steinmeier sagte Nein. "Aus persönlichen Erwägungen", wie er am Freitag sagt, mit politischen Konflikten in der Partei habe das nichts zu tun. Der Fraktionschef und erfolglose Kanzlerkandidat von 2009 wirkt von den Dreien am entspanntesten. Ihm scheint eine Last von den Schultern genommen. Nur seine ersten Worte, ein "Es ist wie es ist", erinnern daran, dass er sich eine Kanzlerschaft wohl immer noch zutraut, aber nicht noch einen Wahlkampf. Dennoch werde er "sich so engagieren, als wäre es mein eigener".
Steinbrück versucht es staatsmännisch. Er sei sich der Herausforderung bewusst. Wahlkampf sei eine Bürde, "aber er kann auch Spaß machen". Da sei sein Vorbild Gerhard Schröder. Der Ex-Kanzler hatte drei hinterher vielfach gelobte Wahlkampfe hingelegt und seine Partei aus einer sicheren Verliererposition heraus 2005 noch in die Große Koalition gekämpft.
Die Große Koalition ist nun auch das größte Problem Steinbrücks und der Troika. Sie müssen auf den Sieg von Rot-Grün setzen und die Wähler überzeugen, dass es eine Alternative zur Kanzlerin Angela Merkel gibt, mit der alle drei in der Koalition gut zusammengearbeitet haben. Dafür will sich die SPD auf ein Traditionsthema besinnen. "Wir brauchen ein neues soziales Gleichgewicht", sagt Gabriel.
Steinbrück sagt zu den Inhalten nichts. Ausgerechnet der Mann, dem viele Probleme mit der Parteidisziplin nachsagen, will sein Konzept erst am Montag im SPD-Bundesvorstand erläutern, bevor er dann länger Fragen beantwortet. Nur eines sei sicher, sagt er zu seinen beiden Nachbarn: "Die Troika wird über den Tag hinaus zusammenhalten". Bisher habe es auch besser geklappt als bei früheren Troika-Versuchen. Den ersten Härtetest gibt es schon am Wochenende. Steinbrück und die Parteiführung wollen am Montag ein überarbeitetes Rentenkonzept vorlegen, bei dem das Rentenniveau nicht auf die bisher gesetzlich vorgesehenen 43 Prozent sinkt. Genau das hatte die Parteilinke gefordert und Gabriel bisher abgelehnt. Nun muss eine finanzierbare Kompromisszahl her.
Ganz offiziell zum Kandidaten bestimmt werden soll Steinbrück bei einem Parteitag am 9. Dezember in Hannover. Da werden gewiss seine Vorbilder Schröder und vielleicht auch Helmut Schmidt anwesend sein. Schmidt hatte Steinbrück schon frühzeitig empfohlen. Parteichef Gabriel erkennt: "Es ist in der SPD wie früher: Am Ende behält Helmut Schmidt immer Recht."
  • FTD.de, 28.09.2012
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