Ein Moskauer Gericht entscheidet am Montag über das Schicksal der drei Frauen von Pussy Riot. Im Vorfeld wird die Band mit Auszeichnungen überhäuft - für ihre Anwälte fordern die drei Punkfrauen den Friedensnobelpreis. Die Moskauer Führung schäumt vor Wut. von Benedikt von Imhoff, dpa
Im Fall der kremlkritischen Punkband Pussy Riot dreht es sich derzeit mehr um Auszeichnungen für die umstrittene Aktion der inhaftierten Musikerinnen in einer Moskauer Kirche denn um juristische Fragen. Nun bringen die jungen Künstlerinnen sogar ihre Anwälte für hohe Ehren ins Gespräch - Mark Fejgin, Violetta Wolkowa und Nikolai Polosow stehe der Friedensnobelpreis zu. Nur dank deren Hilfe habe die Welt das wahre Gesicht der russischen Justiz erkannt. Doch nun kritisieren auch wohlgesinnte Menschenrechtler, den Frauen gehe es nur um Publicity - die Band nehme ihre Initialen P.R. offenbar wörtlich.
Pussy Riot wolle doch nur den "großen Lärm" um den Prozess verlängern, meint etwa Ljudmila Alexejewa von der Moskauer Helsinki Gruppe, die "Grande Dame" der russischen Menschenrechtsbewegung. Dass die Debatte vor der Berufungsverhandlung an diesem Montag neues Licht auf den Fall werfen soll, bestreiten auch die Anwälte selbst nicht. Zwar rechne er nicht mit dem Preis, sagt Fejgin. "Aber eine Nominierung ist an sich schon ein politisches Ereignis. Das ist eine bestimmte Reaktion auf die Handlungen der Staatsmacht", meint der Verteidiger.
Pussy Riot
Punk gegen Putin
In der Moskauer Führung sorgt die jüngste Preisschwemme für Pussy Riot ohnehin schon für Stirnrunzeln. Ein russisches Magazin kürte die Frauen unlängst als "bestes Kunstprojekt des Jahres" - ein mutiger Schritt. Yoko Ono überreichte in New York dem Ehemann einer der Inhaftierten ihren Lennon-Ono-Friedenspreis. "Pussy Riot ist heute ein Symbol für Redefreiheit, und sie stehen für alle Frauen der Welt, die Freiheit suchen", sagte die Witwe von Ex-Beatle John Lennon. Die weltweit anerkannte birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi schloss sich mit einem Freiheitsappell an.
Nominierung für Menschenrechtspreis des Europaparlaments
Nun steht die Skandalband sogar auf der Vorschlagsliste für den renommierten Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments. Die russische Regierung schäumt vor Wut. Von "Einmischung in innere Angelegenheiten" ist die Rede. Der Chef des Auswärtigen Ausschusses in der Staatsduma vergleicht das Punkgebet, das die Band am 21. Februar in der Moskauer Erlöserkathedrale aufführte, sogar mit dem islamfeindlichen Schmähvideo.
Führende russische Politiker betonen immer wieder, bei der Aktion handele es sich um eine Straftat - dabei ist ein entsprechendes Gesetz erst vor kurzem als Reaktion auf die skurrile Performance in die Staatsduma eingebracht worden.
Die eingesperrten Bandmitglieder inszenieren sich indes weiter als furchtlose Kämpferinnen, die für ihre Ideale alles ertragen. Die Staatsmedien hätten einen solchen Hass gegen die Frauen geschürt, dass psychische Übergriffe gegen sie im Straflager kaum zu vermeiden seien, teilte die inhaftierte Nadeschda Tolokonnikowa (22) unlängst "Focus Online" mit. Die Anwälte warnen sogar, das Leben von Tolokonnikowa, Maria Aljochina (24) - beide sind Mütter kleiner Kinder - und Jekaterina Samuzewitsch (30) sei in Gefahr.
Beobachter bezweifeln stark, dass das Moskauer Stadtgericht das Urteil von je zwei Jahren Haft wegen Rowdytums aus religiösem Hass aufhebt. Auch ein letzter Appell der einflussreichen russisch-orthodoxen Kirche wird wohl verhallen. Die Frauen sollten Buße tun, das erleichtere dem Gericht ein mildes Urteil, mahnt das Moskauer Patriarchat an. Doch schon vor dem weltweit kritisierten Urteil im August hatte Pussy Riot klargemacht: Vor der Obrigkeit - ob Staat oder Kirche - knicken die Feministinnen nicht ein.
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