FTD.de » Unternehmen » Industrie » Wenn Offshore baden geht
Merken   Drucken   29.09.2012, 12:55 Schriftgröße: AAA

Windparks: Wenn Offshore baden geht

Zu viel Wind, zu wenig Fachkräfte, zu kleine Häfen: Die Windkraftbranche kämpft auf See mit vielen Problemen - Flauten sind da noch die kleinste Hürde.
© Bild: 2012 DPA/Bildfunk / Ingo Wagner
Zu viel Wind, zu wenig Fachkräfte, zu kleine Häfen: Die Windkraftbranche kämpft auf See mit vielen Problemen - Flauten sind da noch die kleinste Hürde. von Katharina Grimm, Hamburg
Bis zum Jahr 2020 will die Branche der erneuerbaren Energien fast die Hälfte des Strombedarfs decken. Sechs Prozent oder zehn Gigawatt soll die Offshore-Windenergie dann ausmachen. Um das Ziel zu erreichen, müssen Unternehmen und Verbände noch einige Hürden nehmen.
Der Ausbau der Stromleitungen ist sowohl im Meer als auch an Land ein Problem. Denn der Strom muss durch die gesamte Republik nach Süddeutschland transportiert werden. Windparks müssen immer wieder abgeschaltet werden, weil der produzierte Strom nicht eingespeist werden kann. Der niederländische Netzbetreiber Tennet, der den Anschluss der Windparks an das Übertragungsnetz zum Festland sicherstellen soll, kommt mit den Arbeiten nicht hinterher. Teilweise ergeben sich für die Windparkbauherren Verzögerungen von Jahren - das kann schnell dreistellige Millionenschäden verursachen. Die daraus resultierenden Schadensersatzansprüche sollen nun auf die Verbraucher umgelegt werden.
Nicht alle Häfen an der Nord- und Ostsee verfügen über ausreichend Stell- und Fertigungsflächen sowie genügend Tiefgang für die Transportschiffe. Die Basishäfen müssten für die Installation und Versorgung von Offshore-Windparks weiter ausgebaut werden, auch um Flächen für die Lagerung von Windparkkomponenten zu bieten. Darüber hinaus fehlen geeignete Errichtungsschiffe sowie Kräne am Kai. Das Problem: Viele Spezialschiffe sind für die Öl- und Gasindustrie konzipiert worden und können nicht genug Gewicht anheben oder transportieren. Derzeit gibt es nur eine Handvoll geeigneter Spezialschiffe im Offshore-Bereich. Die Marktforscher von Trend Research beziffern das europäische Marktvolumen für Errichterschiffen und Hafenumbauten bis 2030 auf 80 Mrd. Euro.
Die Bau- und Wartungsarbeiten auf hoher See sind stark wetterabhängig. Nur 20 Prozent aller Tage im Jahr sind durch das Wetter so günstig, dass die Serviceschiffe gefahrlos an die Anlagen heranfahren können. Um Mitarbeiter per Helikopter zu den Windanlagen zu bringen, eignen sich lediglich 60 Prozent aller Tage im Jahr. Die Arbeiter seilen sich dann vom Hubschrauber ab - dazu müssen die Windverhältnisse stimmen. Bei sehr schlechter Sicht, beispielsweise bei Nebel, sowie bei Sturm können weder Schiffe noch Helikopter zu den Anlagen hinaus - rund 20 Prozent der Tage im Jahr ist das Wetter an der Nordseeküste so schlecht, dass das der Fall ist.
Die Offshore-Branche kämpft mit dem Fehlen qualifizierter Mitarbeiter. Ähnlich wie in der Auto- oder Luftfahrtindustrie werden händeringend Ingenieure gesucht. Dabei müssen die Windkraftunternehmen mit potenziellen Arbeitgebern wie EADS , Porsche  oder Airbus konkurrieren. Darüber hinaus müssen Ingenieure im Offshore-Bereich unter erschwerten Bedingungen arbeiten können. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche wird bis 2016 jährlich im Durchschnitt um 9,3 Prozent auf 24.400 im Jahr steigen. Zwischen 2016 und 2021 soll die Beschäftigung jährlich durchschnittlich zumindest noch um 6,3 Prozent auf rund 33.100 Stellen zunehmen, so eine Studie des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers.
Vor allem bei den Umspannplattformen gibt es keine festgelegten Standards, beispielsweise dafür, wie dick eine Brandschutzmauer sein muss. Zertifizierungsfirmen wie etwa der Germanische Lloyd finden bei Projekten auf hoher See ständig andere Umsetzungen vor. Genügen die Ausführungen nicht, stellen die Zertifizierer Nachforderungen - der Bau verzögert sich. Um das zu umgehen, orientieren sich Windparkbauer derzeit an dem Regelwerk für die Offshore-Öl- und Gasindustrie.
  • FTD.de, 29.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  
FTD-Versicherungsmonitor

Der FTD-Versicherungsmonitor hat alle wichtigen Namen und Nachrichten auf dem Radar und bündelt die wichtigsten Informationen aus verschiedenen Quellen. So erhalten Sie einen exzellenten Überblick über die Assekuranz, analytisch kommentiert von FTD-Versicherungskorrespondent Herbert Fromme.

Jetzt kostenlos abonnieren
Tweets von FTD.de Unternehmens-News

Weitere Tweets von FTD.de

  16.05. Wissenstest Sind Sie Flughafenkenner?

Die verschobene Eröffnung des Berliner Großflughafens BER schlägt Wellen. Die internationalen Flughäfen sind nicht nur dynamische Orte, sondern auch Großunternehmen. Kennen Sie sich gut mit Airports aus?

Zunächst eine Frage zum weltgrößten Flughafen. Derjenige mit dem größten Passagieraufkommen ist …

Wissenstest: Sind Sie Flughafenkenner?

Alle Tests

Tools für Unternehmer
 
Gründung Finanzierung Steuern Firmenwert Vorlagen
Verträge und Vorlagen Sie benötigen Dokumente und nützliche Arbeitshilfen für Ihren Geschäftsalltag? Wählen Sie aus fast 5.000 rechtssicheren und aktuellen Verträgen, Vorlagen, Checklisten, Rechentabellen oder Ratgebern. mehr

Newsletter:   Eilmeldungen Unternehmen

Autobauer unterschreibt milliardenschwere Übernahme? Mit uns wissen Sie es, bevor die Tinte trocken ist.

Beispiel   |   Datenschutz
  • Neckermann-Insolvenz: Arbeitnehmer klagen an

    Mit Neckermann geht wieder ein deutsches Traditionsunternehmen verloren. Weil die Belegschaft zu unflexibel war? Keineswegs. Eine Klarstellung aus Arbeitnehmersicht. mehr

  •  
  • blättern
Automanager und ihre Macken
Automanager und ihre Macken: Die Alphatiere von Paris (10) Die Alphatiere von Paris

Bilderserie Auf dem Pariser Autosalon treffen sich diese Woche die Chefs der Autobranche. Welche Persönlichkeiten verbergen sich hinter der Managerfassade? Die Stärken, die Schwächen - und die Marotten der Auto-Bosse. mehr

  27.09. Wirtschaft
Wirtschaft: Konjunkturschwäche lastet auf deutschem Arbeitsmarkt ... Konjunkturschwäche lastet auf deutschem Arbeitsmarkt

Die Konjunkturschwäche wirft immer größere Schatten auf den deutschen Arbeitsmarkt, der sich dem europäischen Abwärtssog aber weiter entzieht. mehr

FTD-Blogs
Weitere FTD-Blogs

alle FTD-Blogs

 



markets
  DAX 7326,73  [110.58 +1,53%
  Dow Jones 13515,11  [77.98 +0,58%
  Nasdaq Composite 3113,53  [-2.7 -0,09%
  Euro Stoxx 50 2498,81  [44.55 +1,82%
VERSICHERUNGEN

mehr Versicherungen

INDUSTRIE

mehr Industrie

FINANZDIENSTLEISTER

mehr Finanzdienstleister

HANDEL+DIENSTLEISTER

mehr Handel+Dienstleister

© 1999 - 2012 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Impressum | Datenschutz | Nutzungsbasierte Online Werbung | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer