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Merken   Drucken   24.09.2012, 18:05 Schriftgröße: AAA

Spirituosenhersteller: Bruce Willis und das Wodka-Fiasko

Seine Werbeauftritte für die Wodkamarke Sobieski ließ sich Bruce Willis in Aktien bezahlen - jetzt kämpft der Hersteller mit der Pleite. Und der Kinostar fürchtet um seine Gage.
© Bild: 2012 Reuters/FRED THORNHILL
Seine Werbeauftritte für die Wodkamarke Sobieski ließ sich Bruce Willis in Aktien bezahlen - jetzt kämpft der Hersteller mit der Pleite. Und der Kinostar fürchtet um seine Gage. von Thorsten Schröder, New York
"Soll ich mir den Tag freinehmen?" - "Was soll ich dir sagen? Bring es schnell hinter dich!"
"Soll ich mir das neue iPhone kaufen?" - "Du fragst mich um Erlaubnis? Nun mach schon!"
Wer auf die wichtigen Fragen im Leben keine Antwort weiß, dem hilft Bruce Willis. Auf der Website der Wodkamarke Sobieski gibt der Hollywood-Held wertvolle Ratschläge. "What should I do, Bruce?", heißt die Rubrik, und Bruce antwortet als Video-Orakel mit Actionhelden-Attitüde. "Man kann immer einen Freund fragen", heißt es auf der Seite. "Aber manchmal brauchst du einfach Bruce Willis."
Dabei hätte der Kinostar eigentlich selber dringend Rat nötig. Derzeit kämpft der 57-Jährige um eine Millionengage, die ihm aus dem vierjährigen Vertrag mit Sobieski zusteht. Seit Dezember 2009 ist Willis das Werbegesicht der Wodkamarke. Mit seiner Hilfe wollte der französische Mutterkonzern Belvedere die schleppenden Verkäufe auf dem US-Markt ankurbeln. Willis sagte zu - und tauchte fortan auf der Sobieski-Website, aber auch in zahlreichen zum Teil preisgekrönten Werbespots auf.
Im Gegenzug erhielt der Schauspieler, der mit "Stirb langsam" in die erste Liga Hollywoods aufgestiegen war, neben Bargeld einen Anteil von 3,3 Prozent an dem Getränkekonzern. Eine Klausel versprach: Sollte der Wert des Aktienpakets unter eine bestimmte Marke sinken, bekäme Willis 20 Mio. Euro Entschädigung. Das klang nach einer wasserdichten Sache.
Tatsächlich zahlte sich der Deal für Sobieski aus: Die Verkaufszahlen schossen in die Höhe; statt 70.000 Flaschen tranken die Amerikaner 2010 bereits eine Million. Doch so erfolgreich das Destillat inzwischen ist, so schlecht läuft es für die Firma sonst. Belvedere schreibt seit Jahren Verluste - allein 2011 waren es rund 55 Mio. Euro - und rettete sich bereits 2008 in den Gläubigerschutz. 744 Mio. Euro Schulden hat der Konzern angehäuft.
Als der Aktienkurs immer weiter sank, griff schließlich die Klausel aus Willis' Vertrag - an welchem Punkt genau, dazu macht Belvedere keine Angaben. Doch auf das Geld hoffte der Schauspieler vergeblich: Die 20 Millionen, ließ die Firma wissen, könne man wegen der dramatischen Schieflage leider nicht bezahlen. Die Franzosen schlugen stattdessen vor, entweder ein Drittel zu überweisen - oder den Gesamtbetrag über Jahre abzustottern.
Doch Willis ist ein erfahrener Geschäftsmann. Der 57-Jährige betreibt mehrere Bars und Theater; neben Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone ist er Mitgründer der Fast-Food-Kette Planet Hollywood. Zur Verhandlung in Paris, wo vor wenigen Tagen die Zukunft des Konzerns diskutiert wurde, schickte er Abgesandte, um seine Millionen zu retten.
Das scheint geholfen zu haben. Ende der Woche erhielt Belvedere grünes Licht für einen Restrukturierungsplan. Teile der Firma sollen jetzt verkauft werden, Anleihegläubiger 310 Mio. Euro und 55 Prozent an der Wodkamutter erhalten. "Die Gläubiger haben erhebliche Zugeständnisse gemacht, um eine völlige Liquidierung von Belvedere zu verhindern", teilte das Unternehmen mit.
Wenn es dabei bleibt, wird der Schauspieler zumindest einen Großteil seiner Gage retten können. Die Firmenanteile ist er aber wohl los.
Was Willis aus der Geschichte gelernt hat? Die Pariser Anwaltskanzlei TAJ, die ihn vertritt, möchte keine Auskunft zum Fall geben. Aufgeschlossener ist da Willis' Alter Ego auf der Wodka-Website. "Würdest du noch mal für Sobieski arbeiten, Bruce?" - "Du kennst die Antwort auf diese Frage *zwinker, zwinker*."
  • Aus der FTD vom 25.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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