Kursinformationen und Charts
Zurück zu Prada. Könnten sich Analysten einen Wunschluxuskonzern zusammenstellen, wie es Barclays kürzlich tat, käme das Ergebnis nahe an Prada heran: Verkauf vor allem von Lederwaren und Accessoires an weibliche Nichteuropäer, überwiegend in eigenen Läden. Denn Lederwaren sind erstaunlicherweise konjunkturresistenter als Kleider. Accessoires beleben die Marge, ebenso wie der Vertrieb über eigene Läden, der zudem den Vorteil größerer Kontrolle und Reaktionsschnelligkeit mit sich bringt. Prada setzt mit Lederwaren und Accessoires 62 Prozent um. Mit 80 Prozent Vertrieb über eigene Läden liegt Prada im Branchenvergleich mit an der Spitze.
Darüber hinaus glänzt Prada durch hohe Kostendisziplin, eine eigene Produktion und eine hohe Produkterneuerungsrate - bis zu 70 Prozent des Sortiments wechseln jährlich. Rechnet man mit der Konsensschätzung für 2012, wird Prada von 2009 bis 2012 im Schnitt mit 25 Prozent gewachsen sein. Die operative Marge lag zuletzt bei 25,5 Prozent, die Firma ist schuldenfrei. Kurz: Die Familie, die noch 80 Prozent der Aktien hält, hat die Firma gut im Griff.
Das sieht man der Bewertung an. Nachdem die Aktie dieses Jahr über 60 Prozent zugelegt hat, notiert sie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 für 2012. Das ist im Vergleich zur Branche angemessen, aber absolut gesehen ambitioniert. Zumal Pradas beinahe perfekte Aufstellung den Makel hat, dass kaum Verbesserungspotenzial besteht. Bei weitgehend ausgereizten Margen muss die gesamte Kursfantasie vom Umsatzwachstum kommen. Mit weltweit 414 Läden gehört Prada in seinem Segment oberer Luxusbereich bereits zu den Größeren, auch wenn die Penetration von
Louis Vuitton und Gucci sicher höher ist. Doch ist die Kernfrage bei Luxusmarken: Wie lange ist das Umsatzwachstum mit dem Anspruch auf Exklusivität und den entsprechend hohen Preisen und Margen noch vereinbar? Eine wie 2011 erzielte Marge des Gewinns vor Zinsen und Steuern von 24,6 Prozent, nach Vertriebs- und Marketingkosten, die 36,5 Prozent vom Umsatz ausmachen, könnte mal aus der Mode kommen.
Matthias Pindter schreibt in der FTD für die Kolumne "Das Kapital".