Endlich ein Erfolg: Stuart Stevens war vorgeworfen worden, Mitt Romneys Wahlkampf in die falsche Richtung gelenkt zu haben
Was sind dagegen schon vier schlechte Monate, mag der Politikstratege gedacht haben. Denn für seinen Kandidaten Romney lief es nicht gut, seit dieser sich Anfang Juni die Nominierung seiner Partei gesichert hatte. Wie eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen hatte Romneys Wahlkampf streckenweise gewirkt. Spätestens nach dem Parteitag Ende August schien der Schuldige festzustehen: Stevens.
Besonders vernichtend für den Berater war ein Bericht der Zeitung "Politico" über die Unzufriedenheit, die in Romneys Team mit seinem Führungsstil herrschte. So wurde der Stratege, der die gleiche Rolle spielt wie David Axelrod für Barack Obama, dafür verantwortlich gemacht, dass Romneys Parteitagsrede erst in letzter Minute zusammengeschustert wurde. Das Ergebnis: Wichtige Themen wie der laufende Krieg in Afghanistan fanden darin überhaupt keine Erwähnung.
Romney und der Draufgänger Stevens waren von Anfang an ein seltsames Team. Romney ist reserviert und unterkühlt, ein disziplinierter Karrierist und strenggläubiger Mormone, der niemals ein Glas Wein anrühren würde. Der 59 Jahre alte Stevens ist ein Mann, der das Abenteuer und den Genuss sucht. Er ist die letzten 160 Kilometer bis zum Nordpol auf Skiern gelaufen. Stevens, der an der Filmhochschule in Los Angeles studiert hat, hat die Drehbücher für mehrere Folgen der beliebten Fernsehserie "Northern Exposure" geschrieben und ist Autor eines kulinarischen Reisebuchs, in dem er in 29 Tagen 29 Dreisternerestaurants in Europa testete.
Seine Karriere als Politikberater begann Stevens in seinem Heimatstaat Mississippi und stieg von dort zu einem national begehrten Kampagnenmacher auf. Mit seinem Partner Russ Schriefer beriet er unter anderen den früheren Gouverneur von Florida, Charlie Crist. Auch der frühere Präsident George W. Bush gehörte zu den Kunden des Teams. Dieses verhalf auch schon Politikern in Albanien, im Kongo und in den Philippinen zur Wahl.