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Merken   Drucken   04.10.2012, 20:45 Schriftgröße: AAA

US-Wahlkampf: Stuart Stevens - Romneys Naturbursche

Der Chefstratege des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten war scharf kritisiert worden. Nun verschafft der Triumph beim TV-Duell zwischen Romney und Obama Stuart Stevens eine Atempause. von Sabine Muscat  Washington
Der Kopf war rot vor Erschöpfung, aber der Mann wirkte erleichtert. "Die Leute können entscheiden, wer seine Sache besser gemacht hat", sagte Mitt Romneys Chefstratege Stuart Stevens, als er nach der TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten den Arbeitsraum der Journalisten betrat.
Die Kommentatoren hatten zu diesem Zeitpunkt längst entschieden, wer sich besser geschlagen hatte: Romney. Zu US-Präsident Barack Obama, der bei der ersten Konfrontation gegen seinen Herausforderer wenig schlagfertig gewirkt hatte, sagte Stevens nur: "Ich denke nicht, dass er eine besonders schlechte Debatte hatte, er hatte vier schlechte Jahre."
Endlich ein Erfolg: Stuart Stevens war vorgeworfen worden, Mitt ...   Endlich ein Erfolg: Stuart Stevens war vorgeworfen worden, Mitt Romneys Wahlkampf in die falsche Richtung gelenkt zu haben
Was sind dagegen schon vier schlechte Monate, mag der Politikstratege gedacht haben. Denn für seinen Kandidaten Romney lief es nicht gut, seit dieser sich Anfang Juni die Nominierung seiner Partei gesichert hatte. Wie eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen hatte Romneys Wahlkampf streckenweise gewirkt. Spätestens nach dem Parteitag Ende August schien der Schuldige festzustehen: Stevens.
Besonders vernichtend für den Berater war ein Bericht der Zeitung "Politico" über die Unzufriedenheit, die in Romneys Team mit seinem Führungsstil herrschte. So wurde der Stratege, der die gleiche Rolle spielt wie David Axelrod für Barack Obama, dafür verantwortlich gemacht, dass Romneys Parteitagsrede erst in letzter Minute zusammengeschustert wurde. Das Ergebnis: Wichtige Themen wie der laufende Krieg in Afghanistan fanden darin überhaupt keine Erwähnung.
Romney und der Draufgänger Stevens waren von Anfang an ein seltsames Team. Romney ist reserviert und unterkühlt, ein disziplinierter Karrierist und strenggläubiger Mormone, der niemals ein Glas Wein anrühren würde. Der 59 Jahre alte Stevens ist ein Mann, der das Abenteuer und den Genuss sucht. Er ist die letzten 160 Kilometer bis zum Nordpol auf Skiern gelaufen. Stevens, der an der Filmhochschule in Los Angeles studiert hat, hat die Drehbücher für mehrere Folgen der beliebten Fernsehserie "Northern Exposure" geschrieben und ist Autor eines kulinarischen Reisebuchs, in dem er in 29 Tagen 29 Dreisternerestaurants in Europa testete.
Seine Karriere als Politikberater begann Stevens in seinem Heimatstaat Mississippi und stieg von dort zu einem national begehrten Kampagnenmacher auf. Mit seinem Partner Russ Schriefer beriet er unter anderen den früheren Gouverneur von Florida, Charlie Crist. Auch der frühere Präsident George W. Bush gehörte zu den Kunden des Teams. Dieses verhalf auch schon Politikern in Albanien, im Kongo und in den Philippinen zur Wahl.
Stevens' Aufgabe im Wahlkampf war es, Romneys steifes Image aufzulockern. Anders als 2008, als Romney in Anzug und Krawatte vergeblich versucht hatte, sich die Nominierung seiner Partei zu sichern, sieht man den Kandidaten heute bei Wahlkampfauftritten mit Bundfaltenhose und offenem Hemdkragen. Doch die Versuche des Multimillionärs, über die Kleidung hinaus locker zu sein, gingen meist nach hinten los.
Bei der Debatte durfte Romney endlich er selbst sein: der detailversessene, scharf analysierende Manager, der die Kontrolle über sich und den Raum hat. Seit Monaten hatte er seine Argumente in Übungssitzungen mit Senator Rob Portman, der Obama spielte, einstudiert - und die gründliche Vorbereitung zahlte sich aus. Wie viel Anteil Stevens daran hatte, ist nicht klar. In der Öffentlichkeit hat man den Strategen zuletzt selten gesehen. Im Fernsehen führen andere Romney-Berater das Wort. Stevens kann nach diesem Abend aufatmen, aber sein Ruf ist noch nicht repariert. "Jetzt werden sie Stuart Stevens nie los", tweetete der politische Blogger Mickey Kaus nach der Debatte.
  • Aus der FTD vom 05.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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