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Merken   Drucken   05.10.2012, 09:40 Schriftgröße: AAA

Apple unter Tim Cook: Ein starker Manager - aber kein Steve Jobs

Vor einem Jahr starb Apple-Ikone Steve Jobs. Seitdem debattiert die Tech-Welt: Hat er in Tim Cook einen würdigen Nachfolger? Oder wäre es so, wie "Forbes" vermutet: "Wenn Steve Jobs lebte, würde er Tim Cook feuern." Im Netz ist die Anteilnahme an Jobs' Todestag groß.
© Bild: 2012 Reuters/KIMBERLY WHITE
Vor einem Jahr starb Apple-Ikone Steve Jobs. Seitdem debattiert die Tech-Welt: Hat er in Tim Cook einen würdigen Nachfolger? Oder wäre es so, wie "Forbes" vermutet: "Wenn Steve Jobs lebte, würde er Tim Cook feuern." Im Netz ist die Anteilnahme an Jobs' Todestag groß.
"Mit Steve Jobs wäre das nicht passiert!", lautet das Leitmotiv vieler Kommentare zu Apple s Debakel mit dem fehlerbehafteten eigenem Kartendienst. Selbst die "New York Times" ließ sich zu der Frage hinreißen, ob der legendäre Firmengründer wohl die falschen Adressen-Markierungen und zerknüllten 3D-Bilder toleriert hätte. Die aktuelle Debatte um den seltenen Apple-Fehltritt belegt, wie groß die Jobs-Nostalgie ist. Vor genau einem Jahr starb Jobs. Die Erinnerung verklärt: Denn auch unter dem "iGod" lief bei weitem nicht alles rund.
"Ich vermisse Steve jeden Tag": Tim Cook präsentiert das ...   "Ich vermisse Steve jeden Tag": Tim Cook präsentiert das iPhone 5
So versiebte Apple2008 den Start des Online-Speicherdienstes MobileMe durch massive technische Probleme. Der für seine Wutausbrüche berüchtigte Jobs tobte und tauschte die Führung des MobileMe-Teams aus. Zwei Jahre später folgte "Antennagate": Vor allem US-Nutzer klagten massenhaft über Empfangsprobleme beim iPhone 4 mit der ungewöhnlichen Design-Lösung, die Antennen in einem Metallring an der Außenkante unterzubringen.
Steve Jobs Der Hightech-Guru
Damals dauerte es mehrere Wochen, bis Apple auf die wachsende Kritik reagierte: Jobs lud zu einer Pressekonferenz, in der er das iPhone verteidigte und angebliche Schwächen von Konkurrenzgeräten anprangerte. Die aufgeregten Kunden wurden schließlich mit einer kostenlosen Schutzhülle für das iPhone besänftigt. Bei den aktuellen Karten-Problemen reagierten die Jobs-Nachfolger viel schneller. Apple gelobte schon nach einem Tag Besserung. Und eine Woche später folgte ein öffentliches "Sorry" des neuen Konzernchefs Tim Cook, gepaart mit der außergewöhnlichen Ermutigung, vorerst ruhig mal auf Konkurrenzdienste etwa von Google  oder Nokia  umzusteigen.
Datenquelle: Bloomberg
Diese größere Offenheit ist der auffälligste Unterschied zwischen dem Apple der Jobs-Ära und der Handschrift seines Nachfolgers Cook. Nach abermaligen Vorwürfen der Ausbeutung chinesischer Arbeiter beim Auftragsfertiger Foxconn ließ der Konzern erstmals externe Prüfer in die Betriebe und veröffentlichte eine Liste aller Zulieferer. Der Austritt aus einem Umweltsiegel wurde schnell wieder zurückgenommen. Und die Aktionäre bekommen die langersehnte Dividende, die Jobs ihnen immer verweigert hat - angesichts des auf rund 120 Mrd. Dollar angewachsenen Geldberges war die bisherige Knausrigkeit allerdings auch immer schwerer zu erklären.
Tim Cook scheint also ganz nach dem letzten Geheiß seines Mentors zu agieren: "Bloß nicht sich die Frage stellen, was würde Steve tun." Der Bruch mit scheinbaren bisherigen Dogmen geht bis in technische Details: Das iPhone 5 bekam nach fünf Jahren erstmals einen größeren Bildschirm, für die nächsten Wochen wird mit einem kleineren iPad-Modell gerechnet, während Jobs die Geräteklasse einst als "Totgeburt" abgestempelt hatte.
Kursinformationen und Charts
  Apple 652,59 USD  [-14.21 -2,13%
Und doch schwebt der Geist des Gründers immer noch über allem, was Apple heute tut: Die strategischen Weichen - iPhone, iPad, Mac-Design, der Online-Speicher iCloud als Herzstück der Apple-Welt - sind alle noch unter Jobs gestellt worden. Auch das neue iPhone 5 wirkt mehr als eine Weiterentwicklung denn als Vorstoß in unbekanntes Terrain. Die erste große eigene Innovation oder der erste große Fehler von Cook und seiner Mannschaft müssen erst noch kommen.
Als solche ultimative Bewährungsprobe zeichnet sich der Vorstoß ins Fernsehgeschäft ab. Seit Monaten wird über den ersten Apple-Fernseher spekuliert. Aber immer noch scheint das Ausbleiben eines Inhalte-Deals mit den mächtigen US-Kabelbetreibern ein Bremsklotz zu sein. Schon der charismatische Jobs hatte jahrelang vergeblich versucht, ihre Blockade zu brechen - und das Fehlen seines berühmten "realitätsverbiegenden Kraftfelds" sei für Apple jetzt das größte Handicap, urteilte etwa ein Kommentator im "Wall Street Journal". Cook sei ein starker Manager - aber eben kein Steve Jobs. "Wenn Steve Jobs lebte, würde er Tim Cook feuern", schrieb kurzerhand das Magazin "Forbes". So eine Aussage überrascht, wenn man sich die Apple-Aktie anschaut. Der Kurs hat sich seit dem Tod von Jobs verdoppelt.
Jobs war der detailversessene Visionär, der Apple mit einer einzigartigen Serie von Innovationen aus der Beinahe-Pleite auf den Industrie-Olymp beförderte. Er überzeugte im Vorfeld des Starts von iTunes persönlich Musiker wie Bono von U2 oder Neil Young, ihre Scheu vor der Digitalisierung der Musik abzulegen und ihre Songs für den Apple-Musikladen zur Verfügung zu stellen. Legendär ist auch die Geschichte, wie er den US-Konzern Corning dazu brachte, binnen weniger Monate die Produktion einer völlig neuen Glassorte für das iPhone auf die Beine zu stellen.
Der 51-jährige Cook versucht ganz bewusst nicht, Steve Jobs zu imitieren. Die Präsentation des iPhone 5 Anfang September wäre seine Chance gewesen, voll ins Rampenlicht zu treten - das Vorgängermodell hatte Cook noch im Schatten des Übervaters vorgestellt, Jobs starb einen Tag später an den Folgen seines langjährigen Krebsleidens. Doch Cook hielt sich weiter zurück und überließ erneut seinen Top-Managern wie Marketing-Mann Phil Schiller viel Raum. Die Botschaft: Das neue Apple wird von einem Team statt einer einzelnen Lichtgestalt geführt. "Ich vermisse Steve jeden Tag", bekannte Cook im Mai in einem der seltenen Interviews.
Die Startseite von Apples Website ziert heute ein Video in Erinnerung an Steve Jobs, gefolgt von einer persönlichen Nachricht des jetzigen Apple-Chefs. Bei Twitter zählt Steve Jobs zu den Trending Topics, also den meistgesuchten Begriffen des Tages. Immer wieder bekunden Nutzer ihr Beileid, zitieren Sprüche von ihm oder verlinken zu Jobs' legendärer Rede 2005 an der Stanford Uni - sein wohl warmherzigster Auftritt überhaupt.
18:31:07 Kursinformationen und Charts
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  • dpa, 05.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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