Der Screenshot zeigt das am besten bewertete Spülmittel mit Hähnchengeschmack
Das Votum der Community war eindeutig und beförderte das Hähnchen-Etikett auf Platz eins. Doch jetzt schritt die Marketingleitung von Henkel ein mit dem Argument, eine solche Variante passe einfach nicht zum Sortiment eines Spülmittels. Diese Entscheidung nämlich wurde der Community - anders als vorher suggeriert - durch eine Jury abgenommen, die aus den zehn am besten bewerteten Etiketten die beiden Gewinner auswählte. Jetzt kochte die Community, witterte eine Manipulation des Wettbewerbs - und trat eine Empörungswelle im Netz los. Wüste Beschimpfungen bei Facebook und Twitter waren die Folge. Als Henkel wiederum einige dieser Kommentare löschte, wurde die Entrüstung immer größer. Der "Shitstorm" war perfekt.
Anspruchsgruppen nicht unterschätzen oder ignorieren
Was Henkel mit seinem Wettbewerb am Ende erreicht hatte, war ein PR-Debakel auf ganzer Linie, eine hausgemachte Reputationskrise. Der Wettbewerb wurde zum Fall für die Abteilung "Krisen-PR" des Konzerns.
Viele Unternehmen kämpfen heute mit Image- beziehungsweise Glaubwürdigkeitsproblemen. Dies liegt auch daran, weil bestimmte Anspruchsgruppen sich immer öfter und auch professioneller Mitteln der Public Relations bedienen und Kommunikationspolitik betreiben. Sie schaffen es immer öfter, mit ihren Anliegen Medien und eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und entsprechend zu mobilisieren. Unterschätzen oder ignorieren Unternehmen diese Themen, laufen sie Gefahr, die wirtschaftlichen Konsequenzen, wie etwa einen Konsum-Boykott der eigenen Produkte, tragen zu müssen.
Zahlreiche Unternehmenskrisen sind das Ergebnis des Ignorierens gesellschaftlicher Anliegen. Und weil die Anspruchsgruppen immer mehr werden, werden auch die Themen, die Issues, die sich über die öffentliche Meinung (zum Beispiel in Communities) zu Konflikten für Unternehmen entwickeln können, immer mehr. Hier setzt Issues Management als Instrument zur Früherkennung von für das Unternehmen kritischen Themen an. Klaus Peter Ries und Peter M. Wiedemann sind in ihrem Beitrag "Unternehmen im öffentlichen Blickfeld - Zur Funktion und Implementierung von Issues-Management-Systemen" der Ansicht, Issues Management diene: