Nur noch 400 Euro Taschengeld bekommt ein Angestellter - ein Rückfall auf den Wert von vor 30 Jahren, als die Studie begann. Damals registrierten die Forscher, parallel zu steigenden Löhnen, einen Zuwachs des Taschengeldes auf über 500 Euro. 1990,
auf dem Höhepunkt der japanischen Blasenwirtschaft, hatten die Herren sogar über 750 Euro in der Tasche. Anfang der 90er platzte die Blase. Zwar stiegen die Gehälter noch zehn Jahre weiter, doch die Hausfrauen begannen schnell, ihre Männer kürzer zu halten. Im neuen Jahrtausend schrumpfte das Taschengeld stärker als das Gehalt.
Zur Deflation kommt seit 2011 ein historisch hoher Yen. Und so reichen die 5 Euro, die ein Durchschnittsangestellter für das Mittagessen hat, gerade für ein paar Onigiri, Reisdreiecke aus dem Minisupermarkt, oder ein schnelles Essen in den Billigketten oder Fast-Food-Lokalen.
Ein Mittagsmenü im Restaurant oder gute Bento, also Lunchboxen, gibt es erst ab 8 Euro aufwärts. Aber für echten Genuss ist im Land der Gourmets ohnehin keine Zeit mehr: Nur noch 19,6 Minuten nimmt sich ein japanischer Angestellter für den Lunch, 1983 waren es noch 33 Minuten.
Und so öffnen ab dem Vormittag in den Bürovierteln Minivans ihre Kofferräume, Lokale stellen abgepackte Sets aus Reis, Fisch oder Fleisch, Gemüse und Suppe bereit. "Bentodanshi", Singlemänner, die ihre Lunchbox selbst zubereiten, sind nun auch keine Exoten mehr. Ihr Päuschen verbringen sie allein mit Bento und Smartphone. Nach einer Studie der Zeitung "Nikkei" sind fast 50 Prozent der 20- bis 40-Jährigen ledig und leben bei den Eltern - 1980 waren es 30 Prozent. "Immer mehr Japaner bleiben trotz zweier Jobs arm", sagt der Marketing-Berater Ryujin Nishikawa. Fast jeder Zweite sucht nach weiteren Einkünften, viele handeln per Smartphone mit Dachbodenfunden.