Seitdem redet die Bundesregierung vor allem darüber, wie sie genug fossile Brennstoffe verbrennen kann, um die
Atomkraftwerke zu ersetzen, was aber auf die breite Öffentlichkeit offenbar nicht mehr besonders bedrohlich wirkt. Oder nehmen wir die hohen Lohnnebenkosten. Die waren zwar nie eine Sorge planetaren Ausmaßes, aber für ein paar deutsche Untergangsfantasien reichte es durchaus. Vor nur sieben Jahren, die Arbeitslosigkeit hatte gerade die Fünf-Millionen-Marke gerissen, waren niedrigere Lohnnebenkosten nach gängiger Heilslehre der Wirtschaftsverbände der sicherste Weg zu Wohlstand und Arbeit für alle. CDU und FDP schworen sich, die Sozialabgaben unter die 40-Prozent-Schwelle zu drücken, um Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu entlasten.
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2012, die Arbeitslosigkeit ist auf 2,9 Millionen gesunken, während die Sozialabgaben immer noch knapp über 40 Prozent liegen. Und statt Beiträge zu senken, debattieren die Parteien von links bis rechts nun darüber, wie man die auflaufenden Milliarden am besten ausgeben könnte. Ganz gleich, wovon Deutschlands Wohlstand in diesem Moment gerade bedroht wird: Die hohen Sozialabgaben sind es offenbar nicht.
Hoffen auf den Meteoriten
Natürlich könnte das Gejammer über die Sozialabgaben wieder losgehen, sobald die Chinesen nicht mehr ganz so viel made in Germany kaufen, aber dann sind wir ja schon wieder klüger: Dann wissen wir, dass die Sozialabgaben gar nicht so wichtig sind, solange unsere Währung nur weit genug unterbewertet ist.
Das ist irgendwie tröstlich, so mitten in der Euro-Krise. Vielleicht braucht es gar keine Lösung. Vielleicht reicht es ja, wenn wir eine Weile von der nächsten globalen Sorge abgelenkt würden - sagen wir von einem Meteoriten, der auf die Erde zurast. Und wenn der uns dann knapp verfehlt hat, wissen wir, dass eine Währung mehr oder weniger gar nicht entscheidend ist. Hauptsache, die Atombomben setzen kein Kohlendioxid frei.