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  FTD-Serie: Cloud-Computing

Mit dem Einstieg ins Cloud-Computing sind für Unternehmen enorme Chancen verbunden. Wie das Ganze funktioniert, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten sind – und was viele Firmen dennoch zögern lässt.

Merken   Drucken   14.09.2012, 06:00 Schriftgröße: AAA

Mittelstand: Aufbruch in die Wolke

Erst nach und nach entdecken Mittelständler das Cloud-Computing für sich. Experten sehen darin längst keinen kurzfristigen Hype mehr. Dennoch ist jeder dritte Mittelständler noch immer skeptisch. von Sibylle Schikora
Die Vorteile von Cloud-Computing liegen auf der Hand: ...   Die Vorteile von Cloud-Computing liegen auf der Hand: Cloud-Lösungen sind oft günstiger als klassische Software.
2,5 Millionen Angestellte bekommen jeden Monat Post von der GIP . Ebenso Behörden, Versicherungen und Krankenkassen. Der Anbieter für Personalservice und -software aus dem hessischen Offenbach beliefert rund 200 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen mit Gehaltsmitteilungen, Arbeitsverträgen und Reisekostenabrechnungen sowie Bescheinigungen für Sozialversicherungsträger, Krankenkassen und Finanzämter.
Drei bis vier Tage haben die Offenbacher am Ende jedes Monats dafür Zeit, die Dokumente zu drucken und auszuliefern. Währenddessen laufen die Rechenzentren auf Hochtouren. Zehn Mal mehr Rechenleistung benötigt GIP für diese wenigen Tage im Vergleich zum restlichen Monat. Bisher musste das Unternehmen den ganzen Monat lang für die maximal benötigte Rechenkapazität bezahlen. Das soll sich künftig dank Cloud-Computing ändern. Die Software von GIP wandert in die Wolke. Dann mietet das Unternehmen nur noch für die heiße Phase zum Monatsende zusätzliche Rechenleistung dazu.
Für 2012 wird ein Marktwachstum von 50 Prozent erwartet
Wie GIP entdecken immer mehr Mittelständler Cloud Computing für sich und lassen den Markt stetig wachsen. "Die Umsätze mit Cloud-Computing steigen mit hohem Tempo", sagt Mathias Weber, Bereichsleiter IT-Services bei der Bitkom. Für dieses Jahr erwartet der Verband ein Wachstum von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die deutsche IT-Branche würde dann im Jahr 2012 mit Cloud-Computing 5,3 Mrd. Euro erwirtschaften.
Bereits im vergangenen Jahr hat der Markt um 55 Prozent zugelegt. Die Entwicklung wird so weitergehen: "Cloud-Computing ist kein kurzfristiger Hype, sondern wird die Bereitstellung und Nutzung von IT-Leistung tiefgreifend verändern", sagt Weber. Bei über 70 Prozent der Unternehmen ab 500 Mitarbeitern steht Cloud-Computing zumindest als Thema auf der Agenda. Das zeigt der "Cloud Monitor 2012" der Bitkom.
Die Untersuchung zeigt aber auch: Nur jedes dritte deutsche Unternehmen steht Cloud-Computing aufgeschlossen und interessiert gegenüber. Ein weiteres Drittel ist unentschieden, das letzte Drittel eher skeptisch. "Eine gewisse Zurückhaltung gibt es weiterhin", sagt Weber.
Cloud-Lösungen sind kostengünstig und ermöglichen eine schnellere Umsetzung
Die Vorteile von Cloud-Computing liegen für viele Mittelständler auf der Hand: Cloud-Lösungen sind oft deutlich günstiger als klassische Software. "Unternehmen können IT-Projekte darüber hinaus oftmals deutlich schneller umsetzen als zuvor", sagt Markus Vehlow, Partner bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungs- gesellschaft PricewaterhouseCoopers und verantwortlich für Cloud-Computing. Zudem profitieren gerade kleinere Unternehmen davon, dass sie über die Cloud auf umfangreiche Softwarepakete mit hoher Qualität zugreifen können, die sie sich zuvor kaum leisten konnten.
Einstellung zum Cloud-Computing   Einstellung zum Cloud-Computing
Aktuell nutzen große und kleinere Unternehmen Cloud-Anwendungen allerdings ganz unterschiedlich. Während Großunternehmen ganze Teile ihrer Ressourcenplanungssysteme über die Cloud beziehen, greifen Mittelständler meist noch auf standardisierte, weniger komplexe Lösungen zurück. Sie lassen beispielsweise ihre E-Mails darüber laufen, nutzen eine Projektmanage- mentsoftware oder die Cloud als virtuelles Rechenzentrum. Viele Unternehmen sehen dies auch als Testballon an, wie sie mit dem neuen IT-Angebot zurechtkommen. "Sind sie erst einmal davon überzeugt, wagen sie sich an komplexere Softwarelösungen", sagt Carlo Velten, Berater beim IT-Beratungsunternehmen Experton.
Hinzu kommt: Die Motivation, Cloud-Computing einzusetzen, unterscheidet sich je nach Unternehmensgröße. Konzerne nutzen die neue Technik oft strategisch. "Bei ihnen entscheidet auch die IT über die Marktposition", sagt Vehlow. Pharma- unternehmen etwa erfassen und verarbeiten über die Wolke Testergebnisse, die sie für die Marktreife von Medikamenten benötigen, deutlich schneller. Neue Produkte könnten so einige Monate früher auf den Markt kommen als zuvor. Mittelständler würden dagegen über die Cloud vor allem IT-Kosten senken wollen.
Gute Konditionen sichern
Wer sich jetzt in die Cloud wagt, kann mit interessanten Konditionen rechnen. "Anbieter wollen attraktive Kunden für sich gewinnen - insbesondere aus dem Mittelstand", erklärt Vehlow. Will heißen: Auch kleinere Unternehmen sind in einer guten Position, um für Cloud-Leistungen attraktive Preise zu verhandeln.
Und sie können mit immer mehr individuellen Lösungen rechnen. "Gerade hochspezialisierte Mittelständler brauchen keine Standardsoftware, sondern eine Cloud-Lösung, die zu ihren Anforderungen passt", sagt Dietmar Meding, der bei SAP  das Cloud-Geschäft für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortet.
Der Softwarekonzern aus Walldorf bietet Unternehmen etwa das Cloud-ERP-System SAP Business By Design an. Es ist in Module unterteilt, die Unternehmen zu Beginn nach ihren eigenen Wünschen konfigurieren können. Benötigen die Kunden branchenbezogene Erweiterungen, können sie passende Module zusätzlich mieten. Diese lassen sich beispielsweise über den SAP-Store beziehen, eine Art App-Store für Software. Bisher ist dessen Auswahl allerdings noch gering.
Deshalb greifen Mittelständler aktuell eher darauf zurück, ihr individuelles ERP-System von einem IT-Anbieter Cloud-fähig zu machen. "Unternehmen lassen sich ihre bestehende Software renovieren", sagt Andreas Liebing, Geschäftsführer des Cloud-IT-Anbieters Stone One. Dabei bleibt der Kern der Anwendung bestehen. Nur die Benutzeroberfläche wird Cloud-kompatibel gemacht. "Unternehmen müssen so nicht in eine vollkommen neue IT-Lösung investieren, sondern können ihre Anschaffung für weitere vier oder fünf Jahre nutzen", sagt Liebing. Ein Ansatz, der viele Unternehmen interessiert. "Die Anfragen haben sich im vergangenen Jahr fast vervierfacht", sagt Liebing.
  • FTD.de, 14.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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