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Merken   Drucken   18.10.2012, 21:07 Schriftgröße: AAA

Merkel/Steinbrück: Duell der Unkonkreten

Was für ein Schlagabtausch: Der Herausforderer attackiert die Bilanz der Regierung mit Fakten, es gibt Widerspruch, am Ende sind die programmatischen Unterschiede der Konkurrenten jedem Zuhörer klar vorgeführt geworden. So wie die TV-Debatte zwischen Barack Obama und Mitt Romney könnte ein Rededuell der Spitzenkandidaten also auch verlaufen.
© Bild: 2012 dpa-Bildfunk/Rainer Jensen
Leitartikel Was für ein Schlagabtausch: Der Herausforderer attackiert die Bilanz der Regierung mit Fakten, es gibt Widerspruch, am Ende sind die programmatischen Unterschiede der Konkurrenten jedem Zuhörer klar vorgeführt geworden. So wie die TV-Debatte zwischen Barack Obama und Mitt Romney könnte ein Rededuell der Spitzenkandidaten also auch verlaufen.
Den deutschen Wählern wurde dies nicht gegönnt beim ersten Aufeinandertreffen der Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück im Bundestag. Denn beide halten offenbar klare Positionen für eine Schwäche.
Merkel wollte noch nie bekannt sein für eine klare Haltung. Lieber macht sie es ihren Gegnern einfach unmöglich, zu ihr eine Gegenposition einzunehmen - denn sie besetzt sicherheitshalber einfach alle. So sagt sie im Bundestag zur Überwindung der Euro-Krise, ihre Probleme müssten die Schuldenstaaten selbst lösen.
Ein paar Minuten später wiederum sagt sie, diese Staaten könnten Haushaltskonsolidierung und die Wachstumsinvestitionen nicht gleichzeitig schaffen, deswegen sei ein europäischer Solidaritätsfonds nötig. Ähnlich, sagen wir mal, inhaltlich breit aufstellt ist sie in der Frage, welche Durchgriffsrechte Brüssel auf die Haushaltspläne der Nationalstaaten haben soll - sie sei für starke Rechte für den EU-Währungskommissar, die Souveränität der Parlamente müsse aber natürlich gewahrt bleiben.
So kann Merkel am Ende immer sagen, sie sei von Anfang an dafür gewesen - egal, wie es kommt.
Peer Steinbrück hat offenbar noch keine wirkliche Idee, wie er diese Alle-Positionen-Politik der Kanzlerin attackieren kann. Er kritisiert Merkel zwar dafür, dass sie zu lange die Euroskeptiker aus CSU und FDP öffentlich krakeelen ließ und ihr Bekenntnis zu mehr Europa nicht schon 2010 abgab. Mit beidem hat er vollkommen recht. Aber reicht diese Kritik an Timing und Führungsstil schon, um sich als Alternative zu ihr zu empfehlen? Die Wähler wollen doch vielmehr erfahren, wie die Krise beendet wird und wie viel das kostet.
Dazu hören sie aber von Steinbrück diesmal wenig. Er gibt sich nicht als Kandidat der Opposition, sondern als der der Ökonomenzunft: Er zitiert Denkschriften, spricht von "strukturellen Disparitäten", "antizyklischem Verhalten" und "Wirkungsanalysen". Und er sagt nur, was in den vergangenen Jahren schiefgelaufen ist, ohne konkret zu werden, was er anders machen will.
Diese Zeigefingertaktik - Fehler des Amtsinhabers anzuprangern, ohne eigene Konzepte zu präsentieren - ist nicht neu. Gerade etwa versucht sie Mitt Romney gegen US-Präsident Barack Obama. Immerhin: So wird Steinbrück spätestens am 6. November, dem Tag der US-Präsidentschaftswahl, erfahren, ob diese Taktik beim Wähler verfängt.
  • Aus der FTD vom 19.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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Kommentare
  • 18.10.2012 22:24:56 Uhr   Karen Mc Calf: mmerkel-steinbrueck-duell-der-unk

    Der Wahlkampf hat erst begonnen und um einen Pudding an die Wand zu nageln muss man diesen langsam aufessen und die Karten nicht gleich auf den Tisch legen sonst kommt der Pudding zurück.

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