Im Kern hat dieses verblüffende Ereignis von Berlin einen banalen Grund, den jeder kennt, der selber Mannschaftssport betrieben hat. Ein grandios herausgespieltes 4:0 nach einer Stunde gegen einen Gegner, der sich in dieser Partie mehr Mitleid verschafft hat als Respekt - in so einer Situation schaltet wahrscheinlich jedes Fußballerhirn auf Standby-Modus herunter. Da kann man sich tausendmal vornehmen, die Konzentration hochzuhalten und so ernsthaft weiter zu spielen wie zuvor. Diese Haltung ändert sich auch nicht, wenn ein Gegentor fällt.
Und vielleicht auch nicht nach einem zweiten. Die deutsche Mannschaft hat die Klasse, einen 4:2-Vorsprung gegen einen mediokren Gegner wie Schweden ins Ziel zu bringen, und sie weiß es auch. Normalerweise. An diesem Abend in Berlin war aber nicht viel normal, und das Team war sich zu sicher. Nicht nur die Spieler, auch der Trainer. Deshalb wohl hat Joachim Löw in dieser Situation den offensiven Dribbler Mario Götze eingewechselt anstelle eines humorlosen Abwehrrecken. Dann gewinnen wir halt 6:2, sollte dieser Tausch bedeuten.