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  FTD-Serie: Cloud-Computing

Mit dem Einstieg ins Cloud-Computing sind für Unternehmen enorme Chancen verbunden. Wie das Ganze funktioniert, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten sind – und was viele Firmen dennoch zögern lässt.

Merken   Drucken   11.10.2012, 15:26 Schriftgröße: AAA

IT-Abteilungen: Wie sich die Aufgaben ändern

Viele IT-Beschäftigte bangen angesichts des Cloud-Booms um ihre Arbeitsplätze. Dabei sind sie wichtiger denn je, sagen die Anbieter.
© Bild: 2012 Getty Images/PhotoAlto/Milena Boniek
Viele IT-Beschäftigte bangen angesichts des Cloud-Booms um ihre Arbeitsplätze. Dabei sind sie wichtiger denn je, sagen die Anbieter. von Laura Noller
Systeme warten, Updates aufspielen, Daten sichern - so hießen bis vor Kurzem die wichtigsten Aufgaben der IT-Abteilung von McFit. Die Instandhaltung der Systeme war ausschließlich Sache der Techniker im Haus und eine funktionierende IT unabdingbar für einen effizienten Betrieb. Inzwischen hat der Fitnessstudiobetreiber rund ein Viertel seiner Firmendaten in der Cloud gelagert, Wartung inklusive. Schafft sich die IT-Abteilung nun Schritt für Schritt ab? Stephan Karnowski, IT-Leiter (CIO) von McFit, winkt bei solchen Fragen ab: "Unsere IT wird in den nächsten Jahren sehr stark wachsen, da immer mehr Technik in die Produktgestaltung einfließen wird", sagt er. Selbst wenn weniger Update-Routinen zu bewältigen sind, gehe seinen Kollegen die Arbeit sicher so bald nicht aus: "Die IT ist und bleibt für das Unternehmen ein wichtiger Ansprechpartner für technische Prozesse."
Die Furcht, dass die Cloud ihren Arbeitsplatz überflüssig macht, treibt viele IT-Mitarbeiter in Unternehmen um. Und selbst manch ein CIO sorgt sich um seine Zukunft, berichten Berater immer wieder. Auf den ersten Blick scheint die Sorge durchaus berechtigt: Immerhin lösen Cloud-Anbieter in ihren riesigen Rechenzentren die vorher oft manuell ausgeführten Ausgaben schneller, kostengünstiger und effizienter. "Die Angst vor einer Verkleinerung der IT-Abteilung ist eines der größten Vertriebsprobleme bei IT-Leitern", sagt Unternehmensberater Jörg Osarek, Inhaber des Skilltower Institutes in Bad Homburg. Sicherlich würden sich IT-Abteilungen in Zukunft verändern, da einfache Aufgaben wegfallen. "Qualifizierte IT-Mitarbeiter werden aber wichtiger als zuvor", sagt Osarek.
Steuerung und Kontrolle
Die neuen Herausforderungen beginnen schon, bevor überhaupt Daten in die Wolke gehen können. Denn der Wechsel in die Cloud will vorbereitet sein. Dazu erfassen die IT-Mitarbeiter zum Beispiel alle Bedürfnisse der betroffenen Abteilungen und strukturieren Geschäftsprozesse so um, dass sich diese mit Cloud-Diensten abbilden lassen. Zu diskutieren ist auch, welche Daten überhaupt außer Haus gelagert werden können. Außerdem formulieren IT-Mitarbeiter gebündelt die Anforderungen an Anbieter, formulieren Ausschreibungen und verhandeln über Features. Zu regeln ist auch, wer bei Verlust der Daten haftet.
"All diese Aufgaben steuern IT-Mitarbeiter, die unser Unternehmen sehr gut kennen", sagt Tommy Kuhn, Vorstand von Skillform, einer auf Wissensmanagement spezialisierten Unternehmensberatung, die selbst Cloud-Computing nutzt: "Sie können unsere Bedürfnisse eben am besten an den Cloud-Anbieter anpassen." Das Unternehmen bietet zudem regelmäßig hauseigene Schulungen und Weiterbildungen an, um seine Mitarbeiter auf diese Aufgaben vorzubereiten.
Der Cloud-Dienstleister übernimmt für Skillform zwar Aufgaben wie die Datensicherung, Updates und die Kühlung der Systeme. Die IT-Abteilung kommt mit diesen Themen aber auch im laufenden Betrieb weiterhin in Berührung. "Wir müssen zum Beispiel überprüfen, ob unser Anbieter nach der vertraglichen Vereinbarung handelt", sagt Kuhn. Das bedeutet in der Praxis, dass die IT-Abteilung immer ein Auge auf die Sicherheit der Daten und regelmäßige Updates hat. "Grundsätzlich kann man sagen, dass der Wartungsaufwand gesunken ist. Gleichzeitig kümmern wir uns nun verstärkt um Verwaltung und Vertragsmanagement", sagt Kuhn.
Das Unternehmen kontrolliert seinen IT-Dienstleister eben sehr gründlich. Und das mit gutem Grund: Cloud-Anbieter übernehmen zwar, wenn das vertraglich festgelegt ist, die Haftung für eventuelle Ausfälle oder Angriffe durch Dritte. Trotzdem bleibt die Verantwortung für kundenrelevante Daten unterm Strich beim Kunden. "Im Fall eines Verlusts trägt der Anbieter zwar den finanziellen Schaden", sagt Kuhn. "Das Unternehmen aber verliert bei den Kunden sein Ansehen."
Gleichzeitig müssen die IT-Kollegen im Haus mit dem Schlimmsten rechnen: IT-Abteilungen sind für Krisenpläne zuständig, etwa wenn ein Anbieter seinen Dienst einstellt oder verändert. Für diesen Worst-Case gibt es auch bei Skillform Szenarien, für die dann die IT-Kollegen Lösungen finden müssen. "Wir verwalten beispielsweise ein eigenes, ständig ausgeführtes Backup oder beschäftigen einen zweiten Cloud-Anbieter. Damit sichern wir uns ab", sagt Kuhn.
Freie Kapazitäten nutzen
Mit der Einführung von Cloud-Computing ergeben sich für die Mitarbeiter eines Unternehmens völlig neue Anforderungen. Sie sorgen weniger dafür, dass die IT läuft, überwachen dafür umso mehr, dass die Cloud auch alle Ansprüche erfüllt. "IT-Leiter müssen regelmäßig überprüfen, welche Daten sie in die Cloud geben. In jedem Fall sind auf die Cloud spezialisierte Juristen hinzuzuziehen. Die vertraglichen und kaufmännischen Konditionen verschiedener Anbieter gehen weit auseinander", sagt Experte Osarek. Nach seiner Ansicht erfahren die Abteilungen damit sogar eine Aufwertung: "Die IT rückt näher an die Geschäftsprozesse heran."
Dabei sind IT-Beschäftigte an veränderte Aufgaben durchaus gewöhnt. Immerhin erlebten sie oft schon den Wechsel von riesigen Rechnern zu handlichen Laptops. "Der Trend, einfache Aufgaben billig durch Maschinen zu ersetzen, ist ja ebenfalls nicht neu", sagt Wolfgang Voos, Technischer Geschäftsführer von Maxit, einem Cloud-Anbieter. Neu sei das höchstens in der IT: "Auch hier gibt es genügend einfache Aufgaben, die die Cloud erledigen kann. Viele IT-Mitarbeiter sind sogar froh, wenn sie diese nicht mehr erledigen müssen."
Wenn ein Unternehmen Cloud-Computing nutzt, fallen zwar einige Aufgaben weg. Gleichzeitig kommen aber viele neue hinzu. "Deshalb ist die Verkleinerung der eigenen IT-Abteilung in der Praxis selten realistisch", sagt Experte Osarek. Anstatt sich durch Personaleinsparungen zu verzetteln, können freigewordene IT-Kapazitäten eingesetzt werden, um bei strategischen Themen voranzukommen. "Kluge Unternehmen nutzen dies, um neue Geschäftsideen zu verwirklichen und zurückgestellte IT-Projekte anzugehen", sagt Osarek.
  • FTD.de, 11.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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