Old Economy oder Online-Wirtschaft? Jeder zweite Hochschulabsolventen lehnt Internetfirmen ab
Bei den Studienabsolventen sind dagegen stattdessen die Old-Economy-Unternehmen gefragt: Autohersteller, Maschinenbauer oder Firmen des produzierenden Gewerbes. Der Studie zufolge liegt es vor allem daran, dass die meisten Berufseinsteiger zu wenig über die Internet-Unternehmen wissen. Was genau machen diese Firmen? Wie kann ich mich dort einbringen? Außerdem glauben die Studenten, dass sie in einem solchen Unternehmen nur wenig lernen können. Ebenso fürchten sie, sie seien durch ihr Studium zu wenig vorbereitet auf die Arbeit in einem Online-Unternehmen.
Ein herber Schlag für die Branche, die sich als einer der wichtigsten Job-Motoren in Deutschland sieht: "Das Beschäftigungswachstum der Branche beträgt laut
Bundesverband Digitale Wirtschaft jährlich durchschnittlich 7,85 Prozent. Falls die Management-Lücke nicht gefüllt werden kann, droht ein massiver Einbruch", sagt Lars Schmidt, Vice President Human Ressources bei ImmobilienScout24.
Branche entwickelt sich, wird professioneller
Doch warum schneidet die deutsche Online-Wirtschaft so schlecht ab bei den Studenten? Die Fachleute halten die Probleme für hausgemacht. Personalberater Dwight Cribb weist auf das vergleichsweise junge Alter der Branche hin. Bei vielen Unternehmen setze erst langsam eine Professionalisierung ein, das schrecke Bewerber ab. "Vor allem
Startups haben bei vielen Absolventen ein schlechtes Image, da der Eindruck vorherrscht, es müsse zu viel unqualifizierte Aufbauarbeit geleistet werden."
Die Experten raten den betroffenen Unternehmen deshalb zu besserer Kommunikation. Vor allem
Karriereperspektiven müssten besser dargestellt werden. Immerhin sei es in der Branche üblich, sehr schnell Verantwortung übertragen zu bekommen. Dessen seien sich viele Berufseinsteiger nicht bewusst. Zudem habe die Professionalität vieler Firmen der Online-Branche längst den Level der Old Economy erreicht. Auch
Work-Life-Balance oder Mitarbeiterförderung würden bei vielen groß geschrieben.
Nicht genügend geeignete Mitarbeiter
Auch der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) hat den Fachkräftemangel als Bremse in der Branche identifiziert. Dass die Nachfrage nach Hochschulabsolventen in der digitalen Wirtschaft massiv steigt, konstatierte der Verband schon einmal vor einem halben Jahr. Vor allem im Projektmanagement, in der Informationstechnologie sowie in Marketing und Vertrieb fehle es an Fachkräften, hieß es in einer Studie des BVDW und der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation. Drei Viertel von 240 befragten Unternehmen der Online-Wirtschaft meldeten Schwierigkeiten, geeignete neue Mitarbeiter zu finden.
Das liege aber nicht nur an der Unwilligkeit der Bewerber, in der Online-Wirtschaft zu arbeiten, sagt Tanja Feller, BVDW-Geschäftsführerin: "In der digitalen Wirtschaft zählen neben Fachkenntnissen vor allem auch Soft Skills zu den wichtigsten Kriterien für die Einstellung von Berufsanfängern." Vor allem soziale Kompetenz, Umsetzungskompetenz und mentale Stärke zählten, doch daran mangele es häufig. Mit entsprechenden Angeboten in Aus- und Weiterbildung könnten die Firmen dieses Manko bei Bewerbern jedoch ausmerzen oder altgediente Kräfte qualifizieren, um ihre Lücken zu füllen. Im Fokus stehen zudem Kenntnisse zu Mobile Marketing,
Social Media,
E-Commerce, zu Online-Vermarktung und Mediaplanung.