Klar gebe es immer ein paar wenige, die die Verhältnisse auszunutzen trachten - aber wer den Rest der Belegschaft deshalb unter Generalverdacht stellt, verprellt mehr als 95 Prozent seiner Leute. Und es sind gerade die Besten, die unter solchen Bedingungen nicht arbeiten mögen. Weil sie etwas leisten, etwas schaffen wollen. Und das klappt selten in einem Arbeitsklima, das Erbsenzähler und Bedenkenträger bestimmen.
Die gefährlichsten Konkurrenten sitzen nur zwei Flure weiter
Hauptsache, die Zahlen stimmen. So wetteifern intern Profitcenter, die einander das Gelbe auf den Zähnen nicht gönnen. Kooperation? Wäre Selbstmord. Die gefährlichsten Konkurrenten sitzen nicht da draußen, sondern im eigenen Haus, zwei Flure weiter.
Wer nicht über Transaktionskosten nachdenkt, sorgt dafür, dass der Markt sich von draußen nach drinnen verlagert. Da dürfen sich die Geschäftsführer noch so lautstark über Silo-Denke echauffieren und mehr Kooperation anmahnen, die Wahrheit ist simpel. "Warum sollten Abteilungsleiter kooperieren, wenn sie für sich keinen Sinn darin sehen?", fragt Sprenger rhetorisch.
"Radikal führen" ist ein bitteres Buch. Weil es zeigt, was möglich wäre mit weniger Kontrollwahn und positivem Menschenbild. Und es ist ein aufmunterndes Buch, weil es Chancen aufzeigt. Wer den Sinn der Arbeit sieht, wird durch die eigene Leistung motiviert - nicht durch Boni. Warum wird das so selten beherzigt, Herr Sprenger? Der zitiert Upton Sinclair: "Weil es unwahrscheinlich ist, jemandem etwas verständlich zu machen, wenn sein Gehalt davon abhängt, es nicht zu verstehen." Touché!