Fast jeden Tag fragt sich Julius Torrevillas, 58, warum er das alles überhaupt macht. In dieser Enge in seinem rostigen Dodge Van leben, ohne fließendes Wasser, ohne Dusche, ohne Toilette. Dazu der Zwang, jeden Morgen aufzustehen, zur Arbeit zu gehen, dort gepflegt auszusehen und freundlich zu sein. Doch er weiß ganz genau: Er hat keine andere Wahl.
Denn von irgendetwas muss er ja leben und ihn, den Busfahrer aus der Nähe von Berkely, hat es nun einmal an die Küste nach Santa Barbara verschlagen. Dort hat er mitten in der
Wirtschaftskrise einen Job gefunden, er und seine Frau Mary hätten sich sehr gefreut damals, vor fast drei Jahren, sagt er. Sie hatten gehofft, dass jetzt alles besser wird, wo er wieder einen Job hat. Dass sie ihre Schulden abstottern können, die sie als Arbeitslose mit ihren Kreditkarten angehäuft haben und dass sie bald in eine kleine Wohnung ziehen können.
Mehr als 15 Prozent der Menschen in den USA gelten offiziell als arm, fast die Hälfte von ihnen hat einen Job. Die Tendenz ist steigend, ebenso wie die Zahl der Obdachlosen. "Die Zahl derjenigen, die sich trotz Vollzeitjob kein Dach über dem Kopf leisten können, nimmt zu, nicht nur in Santa Barbara", sagt Nancy Kapp, die sich in der Kleinstadt um Menschen wie die Torrevillas kümmert. Sind sind Teil der amerikanischen Mittelschicht, die von den Krisen der vergangenen Jahre hart getroffen wurde. Seit Jahrzehnten fallen die mittleren Einkommen in Amerika, allein im Jahr 2011 durchschnittlich um fast zwei Prozent.