FTD.de » Finanzen » Alternative Anlagen » So finden Sie die besten Nachhaltigkeitsfonds
Merken   Drucken   20.10.2012, 12:00 Schriftgröße: AAA

Anlagestrategie: So finden Sie die besten Nachhaltigkeitsfonds

Viele Anleger achten nicht nur auf Rendite, sondern auch auf ökologische und ethische Aspekte. Dabei versteht jeder unter Nachhaltigkeit etwas anderes. Nach­haltigkeitsfonds unter der Lupe. von Bernd Mikosch
Wer Geld anlegt, will Geld verdienen. Vielen jedoch reicht das nicht. Die einen können nicht ruhig schlafen, wenn ein Unternehmen in ihrem Depot Streubomben verkauft. Die anderen wollen mit ihrem Investment Konzerne fördern, die Kinderarbeit ausschließen oder Klimagase reduzieren. Sie alle haben inzwischen große Auswahl: 380 Nachhaltigkeitsfonds sind im deutschsprachigen Raum zum Vertrieb zugelassen, zeigt eine Statistik des Sustainable Business Institute (SBI). Vor fünf Jahren warben nur 158 Fonds damit, soziale, ökologische oder ethische Kriterien zu berücksichtigen.
Recycling und Müllvermeidung sind zwei wesentliche Punkte, die die ...   Recycling und Müllvermeidung sind zwei wesentliche Punkte, die die Nachhaltigkeitsfonds im Auge haben
Das zunehmende Interesse der Anleger und die mangelnde Markttransparenz ist für Börse Online Anlass, das Segment unter die Lupe zu nehmen und die besten Fonds auszuzeichnen. Nach einer umfangreichen Analyse gibt es eine Reihe von Produkten, bei denen Nachhaltigkeit nicht nur ein Werbeslogan ist - und die mit solider Wertentwicklung überzeugen.

Mit 100 Fragen auf den Zahn gefühlt

In die Auswahl gingen die 60 größten Aktien-, Themen-, Misch- und Rentenfonds aus der Datenbank des SBI. Das Nachhaltigkeitsrating übernahm das Good Growth Institut (GGI), ein spezialisiertes Analysehaus aus dem Kölner Raum. Wichtigstes Element: die Matrix des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) mit rund 100 Fragen, die die Investmenthäuser beantworten müssen. "Mithilfe der FNG-Matrix wird zum Beispiel deutlich, welche Nachhaltigkeitsziele ein Fonds verfolgt, wie die Nachhaltigkeitsanalyse aufgebaut ist und wie der Portfoliomanager versucht, Einfluss auf die Unternehmen auszuüben", sagt GGI-Geschäftsführer Andreas Korth. Zwei Drittel der Anbieter füllten den Fragebogen aus. "Recht niedrig war die Teilnahmequote nur bei den Themenfonds", sagt Korth. "In diesem Segment gibt es viele Produkte, die bloß aufgelegt wurden, um einen Anlagetrend wie erneuerbare Energien mitzunehmen. Im Nachhaltigkeitssegment haben solche Fonds nichts zu suchen."
Um sicherzustellen, dass die teilnehmenden Gesellschaften das Thema Nachhaltigkeit ernsthaft vertreten, mussten die Fondsmanager zudem eine Liste mit Einzelunternehmen abhaken, die die Ratingagentur Sustainalytics auf ihrer schwarzen Liste führt. "Die Firmen, die auf dieser Liste stehen, verstoßen nach unseren Untersuchungen eklatant und systematisch gegen die zehn Prinzipien der UN-Global-Compact-Initiative", sagt Sustainalytics-Analyst Tim Waibel. Mit diesem Pakt versuchen die Vereinten Nationen seit 1999, Mindeststandards mit Blick auf Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umwelt und Korrup­tionsbekämpfung zu setzen. "Sechs der untersuchten Fonds haben in Unternehmen auf der Liste investiert", sagt Korth. "Diese Produkte wurden im Nachhaltigkeitsrating mit einem Abschlag bestraft."
Insgesamt konnten die Fonds bis zu 100 Nachhaltigkeitspunkte sammeln. "Eine hohe Punktzahl bedeutet, dass sich der Fonds auf mehreren Feldern stark engagiert - und damit potenziell viel bewegen kann", sagt Korth. Erhält ein Produkt weniger Punkte, heißt das nicht, dass es ein schlechter Öko- oder Ethikfonds ist. "Investiert ein Manager zum Beispiel nur in Staatsanleihen, gibt es nun mal keine Hauptversammlung, auf der er auf mehr Umweltschutz pochen könnte", erläutert Korth. Der Fonds könne also durchaus nachhaltig anlegen, der mögliche positive Effekt eines Investments sei aber kleiner.
Das Nachhaltigkeitsrating macht die Hälfte der Bewertung aus. Genauso wichtig ist die Performance. Als Kriterium dient die Wertentwicklung über drei Jahre, bereinigt um die Schwankungsbreite (Volatilität). Rangiert ein Fonds ganz oben in seiner Vergleichsgruppe, erhält er 100 Punkte. Schlägt er nur die Hälfte seiner Wettbewerber, gibt es 50 Punkte. Das Analysehaus Morningstar vergleicht dabei einen nachhaltig investierenden Weltaktienfonds mit allen global investierenden Portfolios. Börse Online bietet in seiner Ausgabe 38 eine Tabelle (Seite 40), in der die jeweils besten fünf Fonds mit Vertriebszulassung in Deutschland aufgeführt sind. Bei den Rentenfonds schafften es nur vier Produkte in die Wertung: Einige Fonds, die nachhaltig überzeugen können, werden lediglich in Österreich oder der Schweiz verkauft.
Bei den Aktienfonds findet sich ein in der Branche altbekannter Name ganz vorn: der Ökoworld Ökovision Classic. Der 1996 aufgelegte Fonds galt im Vergleich zum Wettbewerb immer schon als dunkelgrün, die Performance jedoch ließ hin und wieder zu wünschen übrig. Das hat sich geändert: Vor anderthalb Jahren übernahm Alexander Mozer, der bei Cominvest und Dekabank gute Arbeit geleistet hatte, das Portfoliomanagement. Seither hat der Ökovision Classic um 25 Prozentpunkte besser abgeschnitten als der Durchschnitt aller Aktien, in die Mozer investieren dürfte.
Mozer arbeitet von Luxemburg aus, die Nachhaltigkeitsanalysten sitzen in Hilden bei Düsseldorf. "Wir in Luxemburg können uns ganz auf das Portfoliomanagement konzentrieren, das hält den Kopf frei", sagt Mozer. Hat er eine spannende Aktie gefunden, prüft er, ob der Anlageausschuss den Titel schon als nachhaltig eingestuft hat. Fehlt die Freigabe durch das elfköpfige Gremium, darf Mozer zunächst nicht investieren. Erst begutachten die Nachhaltigkeitsanalysten das Unternehmen. Das letzte Wort hat stets der Anlageausschuss, in dem neben Umweltexperten auch Menschenrechtler und Verbraucherschützer sitzen.

Vorbildwirkung und Aktien auf Rekordhoch

Ein schönes Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeit und Performance unter einen Hut passen, bietet Manila Water, ein Schwergewicht im Ökovision Classic. "Das Unternehmen ist für die Wasserversorgung im Osten der Philippinen zuständig - dort gibt es kaum Leckagen", berichtet Mozer. "Im Westen, wo ein staatliches Unternehmen die Wasserleitungen betreibt, funk­tioniert die Versorgung dagegen eher schlecht." Die Aktie notiert auf Rekordhoch.
Auch bei den Mischfonds hat ein Urgestein das Rennen gemacht: Der Sarasin Sustainable Portfolio Balanced war 1994 der erste Fonds, der nach dem Ökoeffizienzprinzip investierte. "Unter Ökofonds wurde damals das verstanden, was heute unter dem Namen Cleantech läuft", sagt Erol Bilecen, Nachhaltigkeitsexperte bei der Schweizer Privatbank. "Ökoeffizienz bedeutet, pro Einheit Wertschöpfung möglichst wenig Schadschöpfung zuzulassen." Mit diesem Gedankengerüst war es ­möglich, auch Konsumgüterhersteller wie ­Henkel in einen Umweltfonds zu packen, schließlich wirtschaftet das Unternehmen ökologischer als viele Konkurrenten.

Hohe Ansprüche an die Investments

Die Bank Sarasin sortiert einige Unternehmen von vornherein aus: Mehr als fünf Prozent des Umsatzes mit Kernenergie, Rüstung, Agrochemie, Tabak, Pornografie oder grüner Gentechnik sind tabu. "Wir wollen niemanden ermuntern, die öko­logisch perfekte Tellermine herzustellen", sagt Bilecen. Bergbau und Ölförderung scheiden nicht per se aus. Die Ansprüche sind jedoch so hoch, dass aus diesen Branchen derzeit nur ein Unternehmen die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen konnte: der norwegische Erdölkonzern Statoil.
Aus der Schweiz kommt auch der beste Themenfonds, der SAM Sustainable Healthy Living Fund. "Viele Themenfonds kranken daran, dass der Investmenttrend nicht besonders lange anhält", sagt Portfoliomanager Martin Jochum. "Unser Fonds dagegen setzt auf zwei übergeordnete Entwicklungen, die uns lange erhalten bleiben werden: steigende Gesundheitskosten und ein sich änderndes Konsumverhalten." Anders als bei Ökoworld und Sarasin ist die Nachhaltigkeitsanalyse in die Aktienauswahl integriert. Die SAM-Analysten ermitteln Nachhaltigkeitspunkte für jedes Unternehmen. Neben anderen, fundamentalen Kennzahlen wie dem Gewinnwachstum lässt Jochum diese Zahl in die Berechnung des Renditepotenzials für die Aktie einfließen. "Je nachhaltiger ein Unternehmen wirtschaftet, umso höher ist der faire Wert der Aktie", sagt er.
Das meiste Geld hat Jochum in Unternehmen aus den Sektoren Gesundheitspflege und Ernährung gesteckt. Dazu kommen Firmen, die mit Kosmetik- und Hygieneartikeln ihr Geld verdienen oder vom Fitnesstrend profitieren, zum Beispiel Sportschuhfabrikanten. In seinem Port­folio findet sich etwa Sodastream, ein Hersteller von Trinkwassersprudlern aus Israel. "Das Unternehmen rechnet vor, dass ein Sprudler in drei Jahren 2000 Flaschen und Dosen ersetzt", sagt Jochum. "Das System reduziert nicht nur den Zuckergehalt und den Kunststoffberg, sondern hilft den Konsumenten auch, Geld zu sparen."
Als bester Rentenfonds sticht der Dexia Sustainable Euro Bonds hervor. Anders als Ökoworld, Sarasin und SAM bietet das belgische Investmenthaus nicht nur Nachhaltigkeitsfonds an. Allerdings managt Dexia fast 17 Mrd. Euro nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien - gut ein Fünftel des gesamten verwalteten Vermögens. Fondsmanagerin Aurélie Ribeiro kauft nur Euroanleihen mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit (Investmentgrade). Die Flucht der Anleger in Sicherheit hat die Renditen dieser Papiere deutlich sinken lassen. Trotzdem sieht Ribeiro noch genügend lukrative Anlagemöglichkeiten. "Zum Beispiel ist es nach wie vor interessant, in Unternehmensanleihen zu investieren", sagt sie. Die Dexia-Nachhaltigkeitsanalysten haben für mehr als 2500 Unternehmen, Staaten und Organisationen überprüft, ob sie den Kriterienkatalog des Fondsanbieters erfüllen. Die genaue Recherche zahlt sich aus: Kein anderer Fonds kommt auf so viele Nachhaltigkeitspunkte.

Gefunden bei: boerse-online.de

  • FTD.de, 20.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  
Newsletter:   Eilmeldungen Finanzen

Wenn die Deutsche Bank durch einen Stresstest fällt, erfahren Sie es zuerst in unserem Finanznewsletter.

Beispiel   |   Datenschutz
markets - Das Finanzinformationsportal
  DAX 7380,64  [-56.59 -0,76%
  Euro Stoxx 50 2542,24  [-31.95 -1,24%
  Dow Jones 13343,51  [-205.43 -1,52%
  Nasdaq Composite 3005,62  [-67.25 -2,19%
  Euro 1,3019 USD  [6.0E-5 0,00%
  Brent-Öl 112,41 USD  [0.62 +0,55%
Die besten Tipps für Ihre Altersvorsorge
Die besten Tipps für Ihre Altersvorsorge

Um die richtige Altersvorsorge für einen sorglosen Ruhestand zu finden, muss eine Vielzahl an Aspekten beachtet werden. FTD.de listet die wichtigsten Informationen zur Altersvorsorge auf, angereichert mit Bilderserien und Videos.mehr

Partner-Angebot Finanzberatervergleich
Finanzberatervergleich

Finden Sie jetzt den besten Finanz- oder Versicherungsberater in Ihrer Nähe. Kostenlos!
Bewertet von Verbrauchern.

Tweets von FTD.de Finanz-News

Weitere Tweets von FTD.de

  20.09. Edelmetall-Quiz Was verstehen Sie von Gold?

Die Schuldenkrise lässt Anleger weltweit nach dem Edelmetall greifen. Gold gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten - und ist nicht mehr weit von seinen Rekordnotierungen entfernt. Testen Sie Ihr Gold-Wissen!

Wie hoch notierte das gelbe Edelmetall in der Spitze pro Feinunze?

Edelmetall-Quiz: Was verstehen Sie von Gold?

Alle Tests

 



AKTIEN + MÄRKTE

mehr Aktien + Märkte

DERIVATE

mehr Derivate

INVESTMENTFONDS

mehr Investmentfonds

IMMOBILIEN

mehr Immobilien

ALTERNATIVE ANLAGEN

mehr Alternative Anlagen

FINANZCHECK

mehr Finanzcheck

© 1999 - 2012 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Impressum | Datenschutz | Nutzungsbasierte Online Werbung | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer