Das Nachhaltigkeitsrating macht die Hälfte der Bewertung aus. Genauso wichtig ist die Performance. Als Kriterium dient die Wertentwicklung über drei Jahre, bereinigt um die Schwankungsbreite (Volatilität). Rangiert ein Fonds ganz oben in seiner Vergleichsgruppe, erhält er 100 Punkte. Schlägt er nur die Hälfte seiner Wettbewerber, gibt es 50 Punkte. Das Analysehaus Morningstar vergleicht dabei einen nachhaltig investierenden Weltaktienfonds mit allen global investierenden Portfolios. Börse Online bietet in seiner Ausgabe 38 eine Tabelle (Seite 40), in der die jeweils besten fünf Fonds mit Vertriebszulassung in Deutschland aufgeführt sind. Bei den Rentenfonds schafften es nur vier Produkte in die Wertung: Einige Fonds, die nachhaltig überzeugen können, werden lediglich in Österreich oder der Schweiz verkauft.
Bei den Aktienfonds findet sich ein in der Branche altbekannter Name ganz vorn: der Ökoworld Ökovision Classic. Der 1996 aufgelegte Fonds galt im Vergleich zum Wettbewerb immer schon als dunkelgrün, die Performance jedoch ließ hin und wieder zu wünschen übrig. Das hat sich geändert: Vor anderthalb Jahren übernahm Alexander Mozer, der bei Cominvest und Dekabank gute Arbeit geleistet hatte, das Portfoliomanagement. Seither hat der Ökovision Classic um 25 Prozentpunkte besser abgeschnitten als der Durchschnitt aller Aktien, in die Mozer investieren dürfte.
Mozer arbeitet von Luxemburg aus, die Nachhaltigkeitsanalysten sitzen in Hilden bei Düsseldorf. "Wir in Luxemburg können uns ganz auf das Portfoliomanagement konzentrieren, das hält den Kopf frei", sagt Mozer. Hat er eine spannende Aktie gefunden, prüft er, ob der Anlageausschuss den Titel schon als nachhaltig eingestuft hat. Fehlt die Freigabe durch das elfköpfige Gremium, darf Mozer zunächst nicht investieren. Erst begutachten die Nachhaltigkeitsanalysten das Unternehmen. Das letzte Wort hat stets der Anlageausschuss, in dem neben Umweltexperten auch Menschenrechtler und Verbraucherschützer sitzen.
Vorbildwirkung und Aktien auf Rekordhoch
Ein schönes Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeit und Performance unter einen Hut passen, bietet Manila Water, ein Schwergewicht im Ökovision Classic. "Das Unternehmen ist für die Wasserversorgung im Osten der Philippinen zuständig - dort gibt es kaum Leckagen", berichtet Mozer. "Im Westen, wo ein staatliches Unternehmen die Wasserleitungen betreibt, funktioniert die Versorgung dagegen eher schlecht." Die Aktie notiert auf Rekordhoch.
Auch bei den Mischfonds hat ein Urgestein das Rennen gemacht: Der Sarasin Sustainable Portfolio Balanced war 1994 der erste Fonds, der nach dem Ökoeffizienzprinzip investierte. "Unter Ökofonds wurde damals das verstanden, was heute unter dem Namen Cleantech läuft", sagt Erol Bilecen, Nachhaltigkeitsexperte bei der Schweizer Privatbank. "Ökoeffizienz bedeutet, pro Einheit Wertschöpfung möglichst wenig Schadschöpfung zuzulassen." Mit diesem Gedankengerüst war es möglich, auch Konsumgüterhersteller wie Henkel in einen Umweltfonds zu packen, schließlich wirtschaftet das Unternehmen ökologischer als viele Konkurrenten.
Hohe Ansprüche an die Investments
Die Bank Sarasin sortiert einige Unternehmen von vornherein aus: Mehr als fünf Prozent des Umsatzes mit Kernenergie, Rüstung, Agrochemie, Tabak, Pornografie oder grüner Gentechnik sind tabu. "Wir wollen niemanden ermuntern, die ökologisch perfekte Tellermine herzustellen", sagt Bilecen. Bergbau und Ölförderung scheiden nicht per se aus. Die Ansprüche sind jedoch so hoch, dass aus diesen Branchen derzeit nur ein Unternehmen die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen konnte: der norwegische Erdölkonzern Statoil.
Aus der Schweiz kommt auch der beste Themenfonds, der SAM Sustainable Healthy Living Fund. "Viele Themenfonds kranken daran, dass der Investmenttrend nicht besonders lange anhält", sagt Portfoliomanager Martin Jochum. "Unser Fonds dagegen setzt auf zwei übergeordnete Entwicklungen, die uns lange erhalten bleiben werden: steigende Gesundheitskosten und ein sich änderndes Konsumverhalten." Anders als bei Ökoworld und Sarasin ist die Nachhaltigkeitsanalyse in die Aktienauswahl integriert. Die SAM-Analysten ermitteln Nachhaltigkeitspunkte für jedes Unternehmen. Neben anderen, fundamentalen Kennzahlen wie dem Gewinnwachstum lässt Jochum diese Zahl in die Berechnung des Renditepotenzials für die Aktie einfließen. "Je nachhaltiger ein Unternehmen wirtschaftet, umso höher ist der faire Wert der Aktie", sagt er.