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Merken   Drucken   09.10.2012, 15:39 Schriftgröße: AAA

Börsengang: Peach Property - Mit Prunk an die Börse

Der Wohnungsmarkt boomt, der DAX ist im Höhenflug. Kein Wunder, dass es die Luxusimmobilienfirma Peach Property auf das Parkett zieht.
© Bild: 2012 Peach Property Group
Der Wohnungsmarkt boomt, der DAX ist im Höhenflug. Kein Wunder, dass es die Luxusimmobilienfirma Peach Property auf das Parkett zieht. von Sarah Speicher-Utsch  München
Nach langer Pause wagt sich in Deutschland wieder eine Wohnungsfirma auf das Börsenparkett: Die Schweizer Peach Property will ihre hiesige Tochter noch in diesem Jahr im Prime Standard der Deutschen Börse listen lassen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Die Firma, die Luxuswohnungen baut und dann als Eigentumswohnungen wieder teuer verkauft, will laut ihrem Deutschland-Chef Bernd Hasse von der hohen Nachfrage am Markt profitieren und mit den Einnahmen aus dem Börsengang wachsen.
"Wir kombinieren Einnahmen aus dem Segment mittelpreisiger Mietwohnungen mit dem Potenzial von neu gebauten Luxuswohnungen und Revitalisierungen", sagte Hasse der FTD auf der Immobilienmesse Expo Real in München. Sein Ziel sei es, mittelfristig ein Drittel der Erträge aus dem Vermietungsgeschäft und zwei Drittel aus dem sogenannten Projektentwicklungsgeschäft zu generieren.
Allerdings überwiegt derzeit noch das Entwicklungsgeschäft, das es schwer hat an der Börse, wo stetige Gewinne gefordert werden. Denn das Geschäft von Projektentwicklern - sie konzipieren, erstellen, vermieten und verkaufen Gebäude - gilt als deutlich schwerer kalkulierbar als etwa das Geschäft von Bestandshaltern wie GSW, Deutsche Wohnen oder TAG, die fast nur an der Vermietung verdienen.
2010 hatte der Projektentwickler Chamartin Meermann seinen Börsengang abgesagt. JK Wohnbau hatte den Sprung zwar geschafft, die Aktie aber, die seinerzeit zu 8 Euro emittiert wurde, kostet aktuell nur noch 3,40 Euro.
Grafik Wohnungspreise   Grafik Wohnungspreise
"Wir wollen Investoren ein attraktives Angebot machen", sagte Hasse, der keine Details nannte, weil der Emissionsprospekt noch nicht publik ist. Nach FTD-Informationen liegt das angepeilte Emissionsvolumen im deutlich zweistelligen Millionenbereich. Der Großteil der neuen Mittel aus einer Kapitalerhöhung würde dem Unternehmen zufließen. "Der Börsengang dient dazu, weiter zu wachsen. Wir sind aber nicht auf den Mittelzufluss angewiesen", sagte der Chef des Mutterkonzerns Peach Property Schweiz, Thomas Wolfensberger.
Die eidgenössische Mutter war 2011 in Zürich an die Börse gegangen und hatte mitsamt Kapitalerhöhung 55 Mio. Franken eingeworben. Die Firma wies zum 20. Juni eine Eigenkapitalquote von 38 Prozent und einen Gewinn aus, nachdem sie 2011 6,2 Mio. Franken Verlust gemacht hatte.
Peach Property Deutschland verdiente im ersten Halbjahr 2012 nach Steuern 3,4 Mio. Euro und wirtschaftete laut Hasse auch in den vergangenen zwei Jahren profitabel. Nach der Eigenkapitalquote und der Gesamtverschuldung gefragt, verwies Hasse auf den noch ausstehenden Emissionsprospekt. "Wir haben erst kürzlich die Finanzierung für zwei große Projekte in Erkrath und Munster für sieben Jahre gesichert", sagte er weiter.
Der Börsengang von Immobilienunternehmen steht und fällt mit der Refinanzierung der Schulden. So war der Bestandshalter GSW bei seinem ersten Versuch, auf das Parkett zu gelangen, unter anderem auch deshalb gescheitert, weil die Umschuldung eines Kredits über 935 Mio. Euro noch nicht in trockenen Tüchern war. 2011 dann gelang nach erfolgreicher Umschuldung und bei besserer Marktstimmung der Börsengang, der GSW fast 500 Mio. Euro einbrachte.
Ohnehin stehen die Vorzeichen für Börsengänge derzeit günstig. Der Versicherer Talanx hat sein Listing nach mehreren Anläufen endlich geschafft, als echter Härtetest gilt der Börsengang des Mobilfunkanbieters O2, der noch im Oktober ansteht. Eine gute Voraussetzung dafür ist, dass der DAX seit Januar 20 Prozent zulegte.
Und auch Immobiliendeals haben wieder Konjunktur. Den Startschuss hatte zu Jahresbeginn die Augsburger Immobilienfirma Patrizia gegeben, die überwiegend für Co-Investoren die Wohnungstochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit 21.000 Einheiten erworben und dafür 1,4 Mrd. Euro gezahlt hatte. Das war der erste große Deal seit fast vier Jahren in diesem Segment. Es folgten weitere, bei denen sowohl Immobilienfirmen wie Deutsche Wohnen und TAG als auch Finanzinvestoren wie Cerberus zuschlugen. Laut dem Maklerhaus Savills wechselten seit Januar Wohnungen für 7,8 Mrd. Euro den Besitzer, ein Plus von 51 Prozent gegenüber den ersten neun Monaten 2011.
Ein Ende ist nicht in Sicht: So muss die BayernLB auf EU-Geheiß ihre Wohnungstochter GBW loswerden, die Gagfah bietet die Dresdner Woba mit 38.000 Einheiten an, und sogar der Staat will die bundeseigene TLG versilbern. Auch auf der Expo Real, die eigentlich eine Gewerbeimmobilienmesse ist, zeigt sich, dass Wohnungsfirmen en vogue sind: 43 Firmen sind in München vertreten, deutlich mehr als in den Vorjahren. Und auch Privatanleger investieren in Zeiten niedriger Zinsen mehr denn je in Betongold, was Peach Property mit Wohnungspreisen von im Schnitt 5000 Euro pro Quadratmeter helfen dürfte.

Krisenfest? Na ja
Expo Real Der deutsche Büroimmobilienmarkt trotzt der Krise. Bundesweit liegt der Leerstand bei 9,2 (2011: 10,2) Prozent und damit so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr, wie der Immobilienverband IVD am Montag anlässlich der Branchenmesse Expo Real in München mitteilte. Das liege aber auch daran, dass sich Investoren kaum mehr an neue Projekte wagten und die Banken mit Finanzierungen knauserten. Entsprechend besser würden bestehende Flächen vermarktet. Der gewerbliche Immobilienmarkt ist konjunkturanfälliger als der für Wohnimmobilien: Firmen schließen in Krisenzeiten kaum neue, kostspielige Mietverträge ab und beschränken sich auf weniger repräsentative Gebäude.
  • FTD.de, 09.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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