VW, Ford, Opel/Peugeot:Schwarzer Mittwoch für Europas Autobauer
Peugeot braucht den Staat und Opel. VW meldet maue Zahlen. Ford muss ein Werk schließen. Aus Europas Autobranche kamen am Mittwoch jede Menge schlechte Nachrichten. Die Schuldenkrise erwischt sie schwer.
Ladenhüter: Neuwagen im Bochumer Opel-Werk
Für Europas Autobauer verschärft sich die Krise. Werkschließung, Absatzschwäche, Staatshilfen, Flucht in Allianzen: Gleich von mehreren Massenherstellern gab es am Mittwoch schlechte Nachrichten. So spezifisch viele Gründe für die Probleme der Unternehmen sein mögen - eines eint sie: Die Euro-Krise verdirbt Peugeot, Opel, Ford und VW in Europa die Absätze. Die Nachfrage nach Autos in Westeuropa hat sich seit 2007 um 20 Prozent verringert. Die Verkäufe von Neufahrzeugen sind so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Und sie werden im kommenden Jahr schwach bleiben oder weiter schrumpfen. Die Aussichten sind jedenfalls nicht gut. So brennt es lichterloh. Ein Überblick.
Brennpunkt Peugeot/Opel
Der französische Autobauer und das Rüsselsheimer Unternehmen leiden besonders darunter, dass wegen der Schuldenkrise in Südeuropa kaum Neuwagen verkauft werden und schreiben rote Zahlen. Der französische Staat muss zudem die hauseigene Peugeot-Bank mit 7 Mrd. Euro stützen. Die beiden Unternehmen haben eine Allianz geschlossen. Jetzt gibt es konkrete Ergebnisse. Die Opel-Mutter GM und Peugeot teilten am Mittwoch mit, sie hätten sich auf eine Zusammenarbeit bei vier Fahrzeugmodellen sowie im Einkauf verständigt. Bis 2017 soll das Einsparvolumen 2 Mrd. Dollar jährlich erreichen.
Insider hatten zuletzt spekuliert, GM könne die verlustreiche Tochter durch die engere Verzahnung mit Peugeot abstoßen. In der Diskussion waren mehrere Varianten, die von einem Verkauf an Peugeot bis zu einer Zusammenlegung in einer neuen Gesellschaft reichen. Beunruhigt von den Plänen forderte der europaweite Betriebsrat von Opel/Vauxhall ein umgehendes Treffen mit dem Management, um über die Folgen der Kooperation für die Beschäftigten zu beraten. Die Arbeitnehmer dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, erklärte das Europäische Arbeitnehmerforum.
Darauf gingen GM und Peugeot in ihren Mitteilung nicht ein. Sie hatten seit dem Frühjahr über ein Bündnis verhandelt, das später durch eine siebenprozentige Beteiligung des Opel-Mutterkonzerns an den Franzosen unterlegt wurde. Die Zusammenarbeit soll sich auf Klein- und Mittelklassefahrzeuge sowie Familienwagen und Nischenfahrzeuge erstrecken. Zu den jetzt vereinbarten vier Projekten gehört die Entwicklung gemeinsamer Vans für Opel/Vauxhall und Peugeot sowie eine Plattform für emissionsarme Kleinwagen. Ziel sei, die ersten gemeinsam entwickelten Autos bis Ende 2016 auf den Markt zu bringen, bekräftigten die Vorstände beider Unternehmen. Darüber hinaus werden weitere Felder ausgelotet. Die Verträge sollen bis zum Jahresende unterzeichnet werden.
Peugeot veröffentlichte am Mittwoch zudem ernüchternde Geschäftszahlen. Im dritten Quartal sank der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,9 Prozent auf
12,93 Mrd. Euro. In der Autosparte wurde sogar ein Minus von 8,5 Prozent registriert. Die Aktie stürzte auf den tiefsten Stand seit 1986.
Brennpunkt Ford
Der US-Autobauer schließt seine Fabrik im belgischen Genk bis Ende 2014. Das Werk ist ein Opfer der Absatzkrise. 4300 Menschen arbeitet dort, zudem hängen 5000 weitere Arbeitsplätze von dem Werk ab. Die Gewerkschaft CSC Metea sprach von einer "bitteren Pille für die gesamte Region".
Ford will seine Autoproduktion in Europa umbauen. Künftig soll die Produktion der Fahrzeuge Ford Mondeo, S-Max und Galaxy nach Valencia in Spanien und von dort die Fertigung des C-Max und Grand C-Max nach Saarlouis im Saarland verlagert werden. Die Absatzkrise in Europa zwingt den Konzern zu diesem Schritt. Er hat kaum andere Möglichkeiten, als seine Kapazitäten zu verringern. An den deutschen Standorten von Ford in Saarlouis und Köln sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 ausgeschlossen.
São Paulo Motorshow
Die Autos der Zukunft
Die Pläne zum Umbau der europäischen Produktion seien ein wesentlicher Teil des Plans, das Unternehmen wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zu führen, erklärte Ford-Europa-Chef Stephen Odell. Für das Europa-Geschäft von Ford rechnen Experten in diesem Jahr mit mehr als 1 Mrd. Dollar Verlust.
Über die Zukunft des Ford-Werks in Genk wird schon länger spekuliert. Erst vor wenigen Wochen hatte der US-Autobauer für seine europäischen Standorte ein Spar- und Abfindungsprogramm aufgelegt. Danach sollen unter anderem in Deutschland und
Großbritannien Personalkosten durch die Einsparung von mehreren Hundert Arbeitsplätzen reduziert werden.
Brennpunkt VW
Auch der vermeintlich krisengefeite Branchenkrösus Volkswagen schwächelt. Nicht nur die sinkende Nachfrag des Marktes, auch hohe Investitionskosten in neue Modelle und Produktionsanlagen nagen am Ergebnis. Im dritten Quartal schrumpfte der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Fünftel auf 2,3 Mrd. Euro. Ingesamt liegt der Wert 2012 jetzt bei 8,8 Mrd. Euro - und damit leicht unter den 9 Mrd. Euro im Jahr zuvor.
Zwar lieferte VW im Zeitraum zwischen Juli und September fast 13 Prozent mehr Autos aus als vor einem Jahr. Doch in Westeuropa gingen die Auslieferungen, die mehr als ein Drittel des
Gesamtvolumens ausmachen, um vier Prozent zurück - und das, obwohl der Porsche-Absatz erstmalig mit berücksichtigt ist.
Für die nächsten Monate erwarten die Niedersachsen eine Verschärfung der Absatzkrise in Europa. VW-Chef Martin Winterkorn sprach von "wachsendem Gegenwind". Autoexperte Ferndinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen meint: "Die Krise ist bei VW angekommen."
Bei der Tochter Audi haben Ausgaben für den Produktionsausbau und höhere Kosten das Gewinnwachstum gebremst. Der Oberklassehersteller verdiente im dritten Quartal operativ gut 1,3 Mrd. Euro und damit rund 100 Mio. weniger als vor einem Jahr.
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