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Merken   Drucken   26.04.2011, 10:45 Schriftgröße: AAA

Onlinespiele: Durchmarsch ins nächste Level

Im Internet lässt sich Geld verdienen: Das beweist die Onlinegamebranche. Virtuelle Vögel oder Felder wechseln für viele kleine Beträge ihre Besitzer. Der hohe Verkaufspreis für Bigpoint ist der Ritterschlag für das Geschäftsmodell. von Andrea Rungg, Hamburg und Thomas Wendel  Berlin
Bei "Angry Birds" ist es ein mächtiger Adler für 0,99 Euro, der Spieler mit einem Zug ins nächste Level katapultiert. Bei "Farmville" muss man 1,38 Euro zahlen, soll das Ackerfeld vergrößert werden. Es sind diese Minibeträge für sogenannte virtuelle Güter, die Onlinespielherstellern hohe Umsätze bescheren, weil Millionen Nutzer sie kaufen. Die Spiele selbst sind kostenlos. Das Geschäftsmodell bedroht langfristig das klassische Vertriebsmodell über den stationären Handel mit relativ teuren Spielen für Konsolen wie Nintendos  Wii, Sonys  Playstation oder Microsofts  Xbox.
Screenshot aus dem Facebook-Spiel Farmville   Screenshot aus dem Facebook-Spiel Farmville
Erst kassieren, dann spielen war einmal. Dank Facebook und Mobiltelefonen erlebt die Onlinespielbranche und damit der Handel mit virtuellen Gütern einen Boom. Dafür steht auch der jetzt erfolgte Einstieg der US-Investoren TA Associates und Summit Partners beim deutschen Onlinespielhersteller Bigpoint, der zu einem Unternehmenswert von mehr als 600 Mio. Dollar führt. Dem US-Marktforscher Instat zufolge lag der Umsatz mit virtuellen Gütern 2010 bei branchenweit 7,3 Mrd. Dollar, bis 2014 soll sich diese Summe verdoppeln. Ein Grund, warum sich auch klassische Videospielhersteller mit dem Vertriebsmodell anfreunden.
Was Filmproduktions- und Musikfirmen bis heute kaum gelungen ist, dass schafft die Videospielbranche immer besser. Sie sichert über den Verkauf von virtuellen Gütern wie Figuren, Waffen oder Kleidungsstücken ihr Geschäft. "Wir erschaffen uns Multimillionenmarken, die zwölf Monate im Jahr Geld einspielen. Das ist etwas ganz anderes, als wenn Sie einmal im Jahr ein auf CD gepresstes Spiel in den Handel bringen", sagte Electronic-Arts-Chef John Riccitiello  vergangenes Jahr. Der Manager des weltweit zweitgrößten Hersteller von Konsolenspielen will in vier Jahren 50 Prozent des Umsatzes online verdienen. Derzeit erlöst EA jährlich knapp 4 Mrd. Dollar. Allerdings lastet die noch große Abhängigkeit von aufwendig und teuer produzierten Blockbustern schwer, sodass EA auch in diesem Jahr wieder einen hohen Verlust einfahren wird. Doch Unternehmen wie EA, Activision Blizzard und auch Europas größter Hersteller von Konsolenspielen, Ubisoft, akzeptieren: Online ist die Zukunft.
Bigpoint-Chef Heiko Hubertz hält künftig etwas mehr als 30 Prozent   Bigpoint-Chef Heiko Hubertz hält künftig etwas mehr als 30 Prozent
Bigpoint oder Gameforge erkannten das bereits vor Jahren. Europas größte Onlinespielehersteller adaptierten früh die sogenannte Free-to-Play-Spielekultur aus Asien. Von den Erlösen aus dem Verkauf virtueller Güter werden laut Instat rund 70 Prozent in Südkorea, Japan und China erwirtschaftet. "In Asien haben sich die Vorzeichen schon komplett verkehrt: Das ,kostenlose Spiel‘ generiert mehr Umsatz als das ,Bezahlspiel‘" , sagte Riccitiello. Die Entwicklung in den USA und Europa werde langsamer sein, doch der Trend sei eindeutig.
Vor allem der Erfolg des US-Onlinespieleherstellers Zynga treibt die Branche voran. Das Unternehmen produziert günstige Spiele, verzichtet auf qualitativ hochwertige Animationen und konzentriert sich vor allem auf einen einfachen Zugang für Gelegenheitsspieler. Gerade einmal knapp vier Jahre jung, erwirtschaftete Zynga 2010 rund 400 Mio. Dollar Gewinn bei 850 Mio. Dollar Umsatz. Es sind vor allem die hohen Margen, die das Geschäft mit virtuellen Gütern attraktiv machen. Zyngas Erfolg ist jedoch vornehmlich an Facebook gekoppelt - eine Strategie, die Hersteller wie Bigpoint und Gameforge scheuen.
"Es ist zu gefährlich, sich allein von einer Plattform abhängig zu machen", betont Bigpoint-Gründer Heiko Hubertz. Zwar betreibt das Unternehmen auch Spiele für das Onlinenetzwerk, aber zum Markenkern gehören qualitativ hochwertige Spiele, die über verschiedene Plattformen verfügbar sind. Auch Gameforge geht diesen Weg. Die Spiele sollen sich mit der teuer produzierten Konsolensoftware vergleichen lassen, obwohl die Produktion mit jeweils maximal 2 Mio. Euro höchstens ein Zwanzigstel kostet.
Für Bigpoint und Gameforge zahlt sich die Strategie aus. Gameforge erhielt die Lizenz für das Spiel zur Science-Fiction-Serie "Star Trek", und Bigpoint verbündete sich mit EA. Die Hamburger übernehmen für EA, den zweitgrößten börsennotierten Publisher, den Onlinevertrieb hochwertiger Spiele. Es ist ein Schritt, der Riccitiellos Ambitionen untermauert und den Wettbewerb zwischen Bigpoint und Gameforge verschärfen dürfte.
Deutsche Onlinegamer
Gameforge Die Karlsruher sind mit einem geschätzten Umsatz von 150 Mio. Euro Europas größter Onlinespielhersteller. Das Unternehmen betreibt 18 Spiele in 75 Ländern. 2010 übernahm es den Berliner Wettbewerber Frogster für rund 75 Mio. Euro.
Bigpoint Das Unternehmen vertreibt über das eigene Portal 66 Spiele. Im vergangenen Jahr eröffnete es einen Standort in San Francisco und São Paulo. Bis Ende des Jahres wollen die Hamburger 1000 Mitarbeiter beschäftigen.
Innogames Das Hamburger Startup ist hinter Gameforge und Bigpoint hierzulande die Nummer drei. Es betreibt fünf Spiele. Das erfolgreichste, "Die Stämme", ist in 35 Sprachen verfügbar.
Wooga Das 2009 gegründete Berliner Startup produziert Spiele für Facebook, das 30 Prozent der Umsätze einbehält. Wooga zählt monatlich 20 Millionen aktive Nutzer und ist hinter Zynga, EAs Playfish und Crowdstar der viertgrößte Hersteller von Spielen für Facebook.
18:35:46 Kursinformationen und Charts
Name aktuell  absolut  
Microsoft 21,524 EUR   -0,71%  -0.153
Nintendo 102,326 EUR   +7,83%  7.426
Sony 9,222 EUR   -1,33%  -0.124
  • FTD.de, 26.04.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland
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Microsoft 27,9 USD   -0,01% 
Apple 611,07 USD   -0,93% 
Google 674,76 USD   -0,38% 
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