Suweys (mit Ball) inmitten ihrer Teamkolleginnen beim Basketballtraining
Mit Riesenschritten jagt Suweys über das Feld, spielt den Basketball von der einen in die andere Hand, zwischen den Beinen hindurch. Mühelos dribbelt sie die letzte Gegnerin aus und setzt zum Sprung an. Für einen Moment steht sie in der Luft, die Kapitänin des somalischen Frauennationalteams, 21 Jahre, 1,90 Meter groß, hellblaues Trikot, Kopftuch. Dann drückt sie den Ball in den Korb.
Vor dem Trainingsplatz patrouillieren Panzerwagen, am Eingang ist ein Maschinengewehr aufgebockt, auf den umliegenden Dächern Männer in Kampfanzügen, bezahlt von der somalischen Übergangsregierung. Die Bodyguards sollen Suweys und ihre Mitspielerinnen schützen. Denn im kriegszerstörten Mogadischu riskieren Somalias Basketballerinnen für ihre Leidenschaft ihr Leben - und glauben fest daran, dass der Sport zur Versöhnung beitragen kann.
Sie stehen auf der Todesliste von al-Schabab, der Islamistenmiliz, die große Landesteile kontrolliert, verbündet mit dem Terrornetzwerk al-Kaida. Al-Schabab hält Basketball für eine Todsünde. Erst recht, wenn es von Frauen gespielt wird. Und dann auch noch Basketball, der Nationalsport des Todfeinds Amerika.
"Erst letzte Nacht haben sie mich wieder angerufen", sagt Suweys. "Die Männerstimme brüllte: ,Hör auf zu spielen, du Dreckstück, sonst knallen wir dich ab.'" Al-Schabab legt Bomben unter Marktstände, jagt Kinos in die Luft und liefert sich blutige Gefechte mit der Friedensmission Amisom. Wer nicht dem fundamentalistischen Weltbild der Islamisten entspricht, landet auf der Abschussliste.
Wenn es nach den Radikalen ginge, würden den Basketballerinnen die rechte Hand und der linke Fuß abgesägt. Oder sie würden einfach erschossen. "Ich höre nicht auf! Auf keinen Fall", sagt Suweys, "ohne Basketball wäre mein Leben sowieso vorbei".
Als Suweys ein Jahr alt war, legte ihr Vater ihr einen Basketball ins Bettchen. Kurz darauf starb der Regierungssoldat im Bürgerkrieg. Die kleine Suweys ließ den Ball nicht mehr los, er wurde ihr bester Freund, bevor sie richtig laufen konnte, warf und fing sie ihn schon. Damals wusste sie: "Ich werde Basketballerin. Die beste der Welt."
Die junge Frau wohnt mit Mutter und Schwester in einem kleinen Haus mit vergitterten Fenstern in einem von Granaten zerschossenen Viertel. An den Zimmerwänden wuchert Schimmel, die Decke hängt durch, auf dem Boden eine aufgeplatzte Matratze. Am Morgen des Trainings trägt Suweys einen hellblauen Anzug, auf dem Rücken ihres Trikots steht "Somalia".