Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch gestikuliert bei einer Pressekonferenz in Kiew
Das hätte für die Ukraine gravierende Folgen. Da das Land sich eine wirtschaftliche Isolation kaum leisten kann, wäre es vermutlich dazu gezwungen, sich dem russischen Projekt einer Zollunion anzuschließen. Dies käme angesichts des zunehmend autoritären Auftretens der russischen Führung einem Abschied von Europa und seinen Rechtsnormen gleich. Wer behauptet, hier finde kein Tauziehen statt, der hat die Spielregeln noch nicht verstanden: Moskau hat der Ukraine bereits niedrigere Gaspreise als Belohnung für einen Beitritt zur Zollunion angeboten.
Die EU steht also vor einer Entscheidung von gewaltiger Tragweite. Entlässt sie ein Land mit knapp 45 Millionen Einwohnern und strategischer Bedeutung dauerhaft aus ihrem Einflussbereich? Oder versucht sie, die Ukraine enger an sich zu binden, und setzt damit das zivilisatorische Projekt fort, das mit der Aufnahme Polens, Tschechiens und anderer Staaten des früheren Ostblocks vor acht Jahren begonnen hat?
Die Antwort hat erstaunlicherweise die inhaftierte Timoschenko selbst gegeben. Schon als das Verfahren gegen sie begonnen hatte, rief die Oppositionsführerin dazu auf, das Abkommen zwischen Ukraine und EU voranzutreiben - obwohl bereits klar war, dass sich die Bürgerrechtslage unter der amtierenden Regierung deutlich verschlechtert hatte. Diesen Appell sollte die EU sich zu Herzen nehmen, auch wenn er vielleicht dem Versuch Timoschenkos entsprang, sich ihren Landsleuten als selbstlose Politikerin zu präsentieren.