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Merken   Drucken   24.10.2012, 14:00 Schriftgröße: AAA

Trend: BOmobil - Batteriehoffnung aus Bochum

Die deutschen Autobauer haben ihren Traum vom Antrieb aus der Steckdose eingentlich schon aufgegeben. Dann müssen eben die Tüftler von den Universitäten ran: Die Hochschule Bochum entwickelt mitten im Opelwerk einen Elektro-Kleintransporter.
Der Weg zum BOmobil der Hochschule Bochum gleicht einer zeitgeschichtlichen Achterbahnfahrt. Vor dem Betreten des Hochschulbereiches in Mitten des Bochumer Opelwerkes muss jeder Besucher, dem amerikanischen Mutterschiff GM  sei Dank, einen Werkssicherheits-Film über sich ergehen lassen. Auf Grund einer ständigen und vor allem ungewollten Komik verpufft dessen erzieherische Wirkung allerdings schon während des fünf Minuten andauernden Laienschauspiels aus dem vorherigen Jahrzehnt - oder sogar Jahrtausend.
Endlich auf dem Werksgelände angekommen, die Zeitreise über unfreiwillig begrünte Wege, durch dunkle Flure, vorbei an seit Jahrzehnten nicht mehr gestrichenen Wänden hin zu einer entfernten Hallenecke weiter, welche sich durch einen mit Planen verhängten Gitterzaunsichtschutz von der grauen Teilemasse der restlichen Halle abhebt. Ein schweres, durch schlechte Erfahrungen in den Anfängen des Projektes notwendig gewordenes Schloss wird geöffnet und dann steht er da. Der Elektrokleintransporter mit dem Namen BOmobil.
Galerie BOmobil - Batteriehoffnung aus Bochum
Der vom Land NRW geförderte Pritschenwagen mit Platz für zwei Personen und einer Normgitterbox hat im Vergleich zu direkten Konkurrenzprojekten anderer, finanziell wesentlich besser aufgestellten Hochschulen einen gewaltigen Vorteil: er fährt. Bis es zur Serienreife kommt, wird es laut Projektleiter Heinz Zöllner "noch ein bis zwei Jahre dauern." Dennoch ist er stolz, das der Prototyp rechtzeitig zur IAA der Nutzfahrzeuge fertig geworden ist.
Dass sich mit Stolz allein kein Geschäft machen lässt, weiß der zehn Jahre in den Diensten von Toyota in der Formel 1 tätig gewesene Heinz Zöllner natürlich auch. Aus diesem Grund hat sich sein zu Hochzeiten 30 Hochschulabsolventen starkes Team einiges einfallen lassen. Angefangen von einem sogenannten Skateboard-Aufbau, welcher bei der Montage genietet und verklebt wird und eine einfache Produktion in einem manufakturähnlichen Prozess ermöglicht. Bis hin zu einem, ähnlich einem Staubsaugerkabel, sich von selbst wiederaufrollenden Ladekabel - dem Erfindergeist des nicht nur in den letzten Tagen vor der IAA Überstunden kloppenden Teams scheinen keine Grenzen gesetzt.
Der durch zwei Radnabenmotoren in den beiden 19 Zoll großen Hinterrädern angetriebene, 1200 Kilogramm schwere und 500 Kilogramm zuladenden Kleintransporter verfügt über 30 Kilowattstunden. Seine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie ist luftgekühlt, wiegt 380 Kilogramm und ist nach knapp acht Stunden wieder voll aufgeladen.
Das Fahrwerk basiert auf dem des Opel Zafira. Mit seiner Länge von 4,13 Metern, 1,85 Metern Breite und 1,65 Metern Höhe weicht er allerdings ein wenig von seinem Komponentenspender ab. Gleich geblieben sind Bremsanlage, Assistenzsysteme und Federbeine, welche dem BOmobil zwar angepasst, jedoch zum aktuellen Zeitpunkt viel zu hart eingestellt sind. Da helfen auch Sitze mit dem Siegel Aktion Gesunder Rücken nicht mehr.

Langläufer statt Sprinter

Elektroautos besitzen normalerweise neben den allgemeinen Umweltaspekten, wie einem völlig fehlenden lokalen CO2-Ausstoß, einer angenehm lautlosen Geräuschkulisse und eines futuristischen Designs, noch die Vorteile und eines stets anliegenden und vor allem starken Drehmoments. Das Drehmoment von derzeit 450 Newtonmeter entlockt im Fahrbetrieb allerdings niemandem ein müdes Lächeln.
Und auch die angepeilten 600 Newtonmeter werden kaum das erhoffte Autoscooter-Gefühl auf die Straße zaubern. Dafür lassen sich eine Reichweite von 150 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometer pro Stunde ohne weiteres realisieren, was das BOmobil nicht zuletzt einem geschickten Thermomanagement zu verdanken hat.

Unternehmen halten sich zurück

Hinzu kommt, dass, anders als aktuelle Lieferwagen, die Bochumer Ingenieure ihr Hauptaugenmerk auf eine punktuelle Erwärmung des Innenraums gelegt haben. Ein ständig ein- und aussteigender Lieferant, der im Winter kaum Lust haben wird, ständig seine Jacke aus- und wieder anzuziehen, kann bei Bedarf die Sitz-, Lenkrad- und die Frontscheibenheizung einschalten, ohne gleichzeitig den ganzen Innenraum beheizen zu müssen, was eine größere Batterie-Reichweite zur Folge hat.
Alle Einstellungen lassen sich bequem über ein in der Mittelkonsole verbautes Tablet bedienen, welches zusätzlich sowohl über eine Internetverbindung als auch über eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung verfügt. Der Weg in Richtung einer Zukunft mit lautlosen und abgasfreien Kleintransportern scheint geebnet. Schade nur, dass selbst Unternehmen wie Samsung oder der Lampenhersteller Hella einen Igel in der Tasche zu haben scheinen, denn die meisten Bauteile mussten von der Hochschule selbst angeschafft werden.
  • Pressinform, 24.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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