Exklusiv
Kaum ist der Nachfolger der untergegangenen WestLB am Start, gibt es auch schon den ersten heftigen Rückschlag: Portigon bleiben lukrative Aufträge von FMS verwehrt.
von Meike Schreiber
und Heinz-Roger DohmsFrankfurt
Dem Nachfolger der untergegangenen WestLB droht kurz nach seinem Start bereits eine verheerende Niederlage. FTD-Informationen zufolge bleibt der Portigon getauften Gesellschaft der erhoffte Zuschlag für zwei lukrative Serviceaufträge verwehrt. Somit stehen die Düsseldorfer bis auf Weiteres ohne nennenswertes Drittgeschäft da. Das Kalkül der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die horrenden Abwicklungskosten für die WestLB so zumindest ein Stück weit zu senken, ist damit vorerst obsolet.
Bei den beiden Deals ging es ausgerechnet um Ausschreibungen der Münchner FMS Wertmanagement - also der Bad Bank der Hypo Real Estate, eines anderen deutschen Pleiteinstituts. Den Informationen zufolge dürfte der Zuschlag für die IT-Dienstleistungen statt bei Portigon beim US-Technologiekonzern IBM landen. Die andere, "Operations" genannte Ausschreibung, soll nach dem Willen des Bad-Bank-Vorstands erst einmal zurückgezogen werden, hieß es. Ein Sprecher der FMS Wertmanagement bestätigt lediglich, dass eine Entscheidung gefallen sei. Wie das Ergebnis laute, wollte er nicht sagen, weil den Bietern das Ergebnis erst noch per Post zugehen muss.
Die Politik hatte insgeheim auf einen Zuschlag für Portigon gehofft. Der Plan dahinter: Die Bad Bank der HRE soll personell dünn aufgestellt bleiben, während es in Düsseldorf noch mehrere Tausend Leute zu beschäftigen gilt. Die Ausschreibung verlief allerdings nach dem transparenten europäischen Verfahren. Damit hätten weder der staatliche Rettungsfonds Soffin, dem die HRE-Bad-Bank unterstellt ist, noch das darüber angesiedelte Finanzministerium eingreifen können.
In den vergangenen Tagen hatte sich die Niederlage von Portigon, das ein Bieterkonsortium mit Hewlett Packard bildete, bereits abgezeichnet. "IBM wollte den Auftrag unbedingt haben und hat einen Kampfpreis geboten", hieß es in Berlin.
Die Abwicklungskosten für die WestLB gehen in die Milliarden. Aus dem Ende August vorgelegten Halbjahresbericht der Düsseldorfer Landesbank war hervorgegangen, dass Portigon schon für 2012 und 2013 mit einem Verlust eines dreistelligen Millionenbetrags rechnet. Dies wurde unter anderem mit hohen Anlaufkosten begründet. Ohne die Aufträge aus München bleiben Portigon nur Dienstleistungen für die WestLB-Bad-Bank EAA und für die hessische Landesbank Helaba, die Teile der WestLB übernommen hat. Insgesamt rechnet das Land NRW vor allem wegen des teuren Mitarbeiterabbaus über die nächsten Jahre mit Kosten von 4 bis 5 Mrd. Euro.
Warum die FMS Wertmanagement eines der beiden Lose zurückzieht, blieb unklar. Denkbar scheint, dass die Angebote hinter den Erwartungen zurückblieben - oder dass das Management diese Dienstleistung nun doch im eigenen Haus behalten will. Das allerdings würde dem erklärten Ziel widersprechen, die Abwicklung des alten HRE-Portfolios mit möglichst wenigen Mitarbeitern zu bewerkstelligen. Im Prinzip will die FMS Wertmanagement nur den Kern des Abwicklungsgeschäfts - also den Verkauf der Papiere am Markt - aus den eigenen Reihen stemmen. Die zugehörigen Dienstleistungen sollen, wo immer das sinnvoll erscheint, ausgelagert werden.
Zum Start hatte die HRE in ihre Bad Bank toxische Kredite und Wertpapiere im Volumen von gut 175 Mrd. Euro ausgelagert. Inzwischen sind die Münchner bei 151 Mrd. Euro angelangt. Für einen kräftigen Verlust sorgten 2011 Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen von rund 10 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr dieses Jahres hielt sich der Verlust mit lediglich 50 Mio. Euro in Grenzen.
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