Daimler muss für alle zentralen Geschäftsbereiche seine Ziele für 2012 senken. 2 Mrd. Euro will der Mercedes-Hersteller bis 2014 einsparen - Stellenkürzungen werden geprüft. Es fehlen schlicht die passenden Autos. Die Aktie ist am Donnerstag der größte Verlierer im DAX.
Der Autohersteller Daimler hat für alle zentralen Geschäftsbereiche seine Ziele für das laufende Jahr gesenkt und ein Sparprogramm angekündigt. Dabei werde es zu Stellenkürzungen kommen. Entlassungen seien aber kein Thema, kündigte Finanzchef Bodo Uebber am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten an. Uebber sprach von "sogenannten normalen Maßnahmen". Das könnte zum Beispiel der Wegfall frei werdender Stellen sein.
Dividendenfähigkeit sei voll gegeben
Für die Daimler-Mitarbeiter in Deutschland gilt eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2016. Uebber kündigte jedoch an, dass nach einer genauen Analyse manche freiwerdende Stellen womöglich nicht neu besetzt werden oder Mitarbeiter über Regelungen für eine Altersteilzeit das Unternehmen verlassen.
Personal werde gegebenenfalls über Abfindungsprogramme zum freiwilligen Ausscheiden von Mitarbeitern reduziert, diese Programme könnten verlängert oder angepasst werden.
Es gebe kein angepeiltes Einsparziel. "Ich kann Ihnen da jetzt keine Zahlen geben darüber, wie viel das in sozialverträglichen Maßnahmen und Altersteilzeit ist", sagte der Top-Manager.
An seiner Dividendenpolitik will Daimler trotz Gewinneinbruchs keine Zweifel aufkommen lassen. "Unsere Dividendenfähigkeit ist voll gegeben", sagte Finanzvorstand Uebber. Von dem 2012 erwarteten Nettoergebnis her könne Daimler die Dividende stabil halten. Investoren zeigten sich enttäuscht. Die Daimler-Aktie war mit einem Minus von knapp 3 Prozent am Donnerstagvormittag der größte Verlierer im Dax.
"Zum Teil fehlen uns die Produkte"
Im Zuge des Sparprogramms "Fit for Leadership" werde Daimler in den kommenden Jahren vermehrt im Ausland investieren, die Investitionsplanung aber insgesamt auf den Prüfstand stellen. Bei Mercedes-Benz Pkw stiegen die Investitionen im kommenden Jahr auf jeden Fall noch einmal an, sagte Uebber.
Den deutlichen Renditerückstand von Mercedes-Benz zu den deutschen Oberklasse-Wettbewerbern Audi und BMW erklärt der Finanzchef vor allem mit Lücken im eigenen Produktportfolio sowie dem Alter der angebotenen Fahrzeugpalette. "Die Wettbewerber haben keine anderen Marktbedingungen als wir. Zum Teil fehlen uns die Produkte: Zum Beispiel den BMW X1 haben wir nicht im Portfolio", sagte Uebber. Bis 2015 werde Mercedes-Benz zehn neue Fahrzeuge auf den Markt bringen und damit die derzeitigen Nachteile in der Angebotspalette ausgleichen.
Mit seinem Quartalsbericht und der Gewinnwarnung für das laufende Jahr verprellte Daimler die Anleger. Die Aktien brachen um 3,3 Prozent auf 36,58 Euro ein und waren damit das Schlusslicht im DAX.
Daimler-Chef Dieter Zetsche beim Pariser Autosalon
Harter Konkurrenzkampf und Absatzprobleme hatten den Autobauer zur Korrektur seiner Ziele für 2012 gezwungen. Ursprünglich hätten die Quartalszahlen erst am Donnerstag kurz vor Börsenstart in Deutschland vorgelegt werden sollen. Eine E-Mail-Panne in den USA zwang den Konzern zur früheren Mitteilung bereits am Mittwoch. Nach der Gewinnwarnung Ende September für seine Pkw-Sparte schraubten die Schwaben ihre Vorhersage für den operativen Gewinn des Gesamtkonzerns herab.
"Angesichts der deutlichen Verschlechterung des Marktumfelds in wichtigen Märkten in den vergangenen Monaten sowie einer Intensivierung des Wettbewerbs hat Daimler die Ergebniserwartungen angepasst", teilte das Unternehmen mit.
Die Mitteilungspanne hatte ihren Ursprung in den USA. Dort gelangten die Zahlen versehentlich in den US-Mailverteiler. Es ist das dritte Mal in kurzer Zeit, dass ein großer Konzern derart patzt: Auch beim Internetriesen Google und dem US-Chemiekonzern Dow Chemical waren die Geschäftszahlen zu früh veröffentlicht worden. Problematisch wird dies, wenn noch der reguläre Börsenhandel läuft.
Sparprogramm soll 2 Mrd. Euro einbringen
Daimler rechnet auch für 2013 durch die jüngst "deutlich verschärften Marktbedingungen" mit erheblichem Druck für die selbst gesteckten Marken. Demnach würde der Gewinn vor Zinsen und Steuern in der zentralen Pkw-Sparte im Vorjahresvergleich um gut 15 Prozent sinken. Bei den Trucks soll das Minus gut neun Prozent betragen, bei den Vans seien rund 22 Prozent Einbruch wahrscheinlich.
Vorstandschef Dieter Zetsche kündigte ein rigides Sparprogramm für die Kernmarke Mercedes an. Laut Finanzvorstand Bodo Uebber soll das Programm bis 2014 rund 2 Mrd. Euro pro Jahr erbringen, bis Ende 2013 bereits 1 Mrd. Euro.
Der DAX-Konzern rechnet neuerdings nur noch mit einem operativen Ergebnis von ungefähr acht Mrd. Euro, was knapp neun Prozent unter Vorjahresniveau wäre. 2011 waren Daimler aus dem laufenden Geschäft rund 8,75 Mrd. Euro geblieben, was diesmal zunächst wieder das erklärte Ziel war. Zum Sparvorhaben sagte Zetsche: "Mit diesem Programm bündeln wir bestehende und zusätzliche Effizienzmaßnahmen, um sowohl unsere kurzfristigen Ziele abzusichern als auch unser Geschäftssystem optimal und nachhaltig auszurichten."
In einem Brief an die Belegschaft hatte Zetsche am Mittwoch bereits angekündigt, etwa den Vertrieb im Wachstumsmarkt China umzukrempeln, wo Daimler - so wie weltweit auch - hinter den Erzrivalen Audi und BMW liegt. Dazu hieß es am Mittwoch in der offiziellen Mitteilung, dass diese Reformen den Gewinn bei Mercedes zum Jahresende schmälern werden. "Ergebnisseitig wird mit Belastungen aus Maßnahmen zur Unterstützung des Händlernetzes in China gerechnet." Nur noch 4,4 Mrd. Euro soll die Pkw-Sparte 2012 operativ einfahren - nach 5,2 Mrd. Euro im Vorjahr.
Unter dem Strich verdiente Daimler im dritten Quartal elf Prozent weniger und kam auf 1,2 Mrd. Euro. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben 1,9 Mrd. - minus zwei Prozent. Die Umsätze kletterten um acht Prozent auf 28,6 Mrd. Euro.
Zetsche hatte bereits Ende September Alarm geschlagen und angekündigt, in der wichtigen Autosparte mit den Marken Mercedes-Benz, Smart und AMG, werde das Vorjahres-Ebit 2012 wohl nicht erreicht werden. Zur Begründung für die Gewinnwarnung beim Gesamtkonzern hieß es nun, die Erweiterung der Pkw-Modellpalette und die "Produktoffensive" bei den Lastern seien herausragende Gründe bei den unerwarteten Belastungen.
Die Trendwende ist bereits im dritten Quartal offensichtlich: Der Gewinnbringer Mercedes-Benz-Cars steigerte den Umsatz zwar um zehn Prozent auf 15,2 Mrd. Euro. Doch aus dem laufenden Geschäft blieben nur 975 Mio. Euro, was ein Einbruch von zwölf Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum bedeutet.
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