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Merken   Drucken   24.10.2012, 18:00 Schriftgröße: AAA

Branchentreffen DKM: Bei Gimmicks drohen Haftungsfallen

Das schlechte Ansehen der Versicherungsbranche liegt nicht nur an den skrupellosen Methoden der Strukturvertriebe oder den Sexreisen von Vertrieblern auf Firmenrechnung. Irreführende Versprechen und überflüssige Marketing-Mätzchen schaden den Versicherern genauso. Zudem bergen sie ernsthafte Haftungsfallen für Vermittler. von Anja Krüger
Versicherer stellen bei ihren Angeboten zunehmend Gimmicks und irreführende Versprechen in den Vordergrund. Das verschlechtert nicht nur das Image der Branche - es kann auch Vermittlern ernsthafte Haftungsprobleme bereiten. "Es gibt den Trend bei einigen Versicherern, Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen, die nichts mit dem Produkt zu tun haben", sagte Katrin Bornberg, Geschäftsführerin des Analysehauses Franke & Bornberg, bei einer Diskussionsveranstaltung auf der DKM.
"Versicherer werben mit Highlights, die keine sind", sagte sie. Für die Vermittler könne das zum Haftungsproblem werden. Ein Beispiel dafür ist der Leistungsfall bei "mehr als altersgemäßem Kräfteverfall" in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Einige Anbieter werben damit, dass sie auf die Formulierung "mehr als" verzichten. "Sie suggerieren damit, dass sie auch bei altersgemäßem Kräfteverfall leisten", sagte sie. Das ist aber nicht der Fall, kein Versicherer leistet bei dieser Indikation.
Auch wenn Versicherer behaupteten, der Kunde bekäme bereits eine Rente, wenn sein Arzt ein Attest ausstellt, sei das irreführend. Denn natürlich prüfe der Anbieter immer selbst, ob eine Berufsunfähigkeit vorliege. "Wenn der Vermittler damit wirbt, bekommt er ein Haftungsproblem", sagte Bornberg.
Nicht alle Versicherer nutzten solche Methoden, sagte sie. Auch beim Thema Transparenz verhält sich die Branche nicht einheitlich: Einige Versicherer unterstützen das Analysehaus dabei, Transparenz zu schaffen. Sie versorgen auch Vermittler mit allen erforderlichen Informationen. "Auf der anderen Seite stellen wir aber fest, dass Versicherer auf der Bremse stehen", sagte Bornberg. Manche informieren gezielt zu einzelnen Produkten, zu anderen nicht.
Auch der fürs Makler-Geschäft bei der Allianz-Versicherung zuständige Vorstand Karl-Walter Gutberlet ist der Auffassung, dass Versicherer offener werden müssen. "Wir müssen das, was wir verkaufen, für Kunden transparent machen", sagte er. Aber es sei unglaublich schwierig, gleichzeitig Bedingungen für den Kunden verständlich und gerichtssicher zu machen.
Die Komplexität der Produkte ist nach Auffassung des Ergo-Kommunikationschefs Alexander Becker dafür verantwortlich, dass die Versicherungsbranche wohl immer ein Image-Problem haben wird. "Wir werden einfach nicht Apple, vergesst es", sagte Becker dem Publikum. Seine Diagnose: Die Versicherer geben ein Leistungsversprechen für die Zukunft ab. "Und wenn die Leute das Leistungsversprechen in Anspruch nehmen wollen, wissen sie gar nicht mehr genau, was sie beim Abschluss eigentlich wollten", sagte er.
Ergo hatte dem Image der Branche schwer geschadet, als im vergangenen Jahr öffentlich wurde, dass der Versicherer Vertretern eine Reise mit sexuellen Dienstleistungen nach Budapest bezahlt hatte. "Das ist nicht akzeptabel, das kann man nicht schönreden", betonte Becker.
Skandale wie dieser oder der um den hessischen Vermittler Mehmet Göker, der extensiv für hohe Provisionen private Krankenversicherungen verkauft hatte, seien Einzelfälle, ist Michael Heinz vom Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute überzeugt. "Nur weil in Kassel ein Verrückter rumläuft, muss nicht die ganze Branche bluten." Im Moment sei es in den Medien angesagt, über die Versicherungsbranche herzuziehen. "Wenn wir es nicht wären, wären es wahrscheinlich die Ärzte oder Pharmavertreter, die durch den Kakao gezogen würden", sagte er.
  • FTD.de, 24.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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