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Merken   Drucken   29.09.2012, 17:40 Schriftgröße: AAA

Geldanlage: Bausparen - Comeback eines Klassikers

Bausparen. Langweilig, aber lukrativ: Der Immobilienboom hat einer schon fast vergessenen Anlageform zu neuer Beliebtheit verholfen. Doch welcher Tarif eignet sich für wen? Die attraktivsten Angebote im Überblick.
© Bild: 2012 dpa-Bildfunk/Jens Büttner
Bausparen. Langweilig, aber lukrativ: Der Immobilienboom hat einer schon fast vergessenen Anlageform zu neuer Beliebtheit verholfen. Doch welcher Tarif eignet sich für wen? Die attraktivsten Angebote im Überblick. von Sven Rohde
Junge Leute, die zu Hause trinken, feiern, tanzen, zocken. Ein Paar beim Sex, die Bettfedern quietschen. Eine Spüle mit dreckigem Geschirr, ein Typ, der sich auf der Couch fläzt, überquellendes Popcorn - der neue Fernsehspot von Schwäbisch Hall irritiert den typischen Bau­sparer. Aber den will das Unternehmen ja auch gar nicht ansprechen. Sondern junge Leute, die bei Mama und Papa ausziehen wollen und von der ersten eigenen Wohnung träumen.
Bausparen und junge Leute? Bislang schien das nicht recht zusammenzupassen. Geld fürs Eigenheim zurückzulegen war in etwa so cool wie Urlaub im Campingwagen. Das hat sich gründlich geändert. Seit der Finanzkrise 2008 ist das Interesse an der Kombination Sparen plus Baukredit kräftig gestiegen, und die Euro-Krise verstärkt diese Tendenz sogar.
Jeder zweite deutsche Haushalt hat Geld in einen Bausparvertrag gesteckt. Im vergangenen Jahr kamen die Kassen auf Neuabschlüsse über mehr als 100 Mrd. Euro - die zweithöchste Summe aller ­Zeiten. Und allein von den 1,3 Millionen Neuverträgen der zehn Landesbausparkassen entfielen fast ein Drittel auf Sparer unter 25 Jahren.
Kumulierte Bausparsumme aller Neuabschlüsse   Kumulierte Bausparsumme aller Neuabschlüsse
Der Boom geht einher mit einem massiv gestiegenen Interesse an Immo­bilien. Wer von Aktien enttäuscht wurde und sein Geld nicht in niedrig verzinste Anleihen stecken will, zieht immer öfter die Anschaffung eines Eigenheims in Erwägung.
In Zeiten grassierender Inflationsangst erscheint ein Bausparvertrag besonders verlockend, weil der potenzielle Käufer oder Bauherr die Höhe der Zinsen für das später benötigte Darlehen fixiert. Kredit und Sparguthaben bilden die "Bausparsumme", über die der Kunde in der Regel verfügen kann, wenn er etwa 40 bis 50 Prozent des Gesamtbetrags eingezahlt hat. Die relativ günstigen Kreditkonditionen erkauft sich der Bausparer mit vergleichsweise geringen Guthabenzinsen in der Ansparphase.
Diese Kombination funktioniert in Zeiten, in denen zehnjährige Bundesanleihen gerade einmal mit 1,3 Prozent pro Jahr rentieren, besonders gut: Zum einen fällt die geringe Guthabenverzinsung kaum ins Gewicht, weil es kaum risiko­arme Alternativen gibt. Zum anderen bietet sich Bausparern die Möglichkeit, die günstigen Kreditkonditionen auf ­Jahre zu sichern. Ideal für diejenigen, die im Moment noch keine konkreten Kauf- oder Baupläne hegen.

Für jeden das passende Angebot

Die Bausparkassen reagieren auf den Nachfrageschub mit einer Fülle neuer Tarife. Doch welches Produkt passt zu wem? Capital beauftragte die Frankfurter Finanzberatung Max Herbst (FMH) damit, acht typische Bausparfälle zu entwickeln und die besten Angebote unter mehr als 200 zugelassenen Bauspartarifen zu ermitteln. Das Fazit: Für fast jedes Bedürfnis gibt es ein passendes Angebot, doch nicht jedes Angebot deckt die Bedürfnisse des Kunden ab. Je nachdem, welches Kriterium der Bausparer in den Vordergrund stellt - die Höhe des Kredits, die Tilgungsrate, den Guthaben- oder Darlehenszins -, landen andere Tarife an der Spitze des Rankings.
Beispiel eins, der Schnelltilger: Wer sofort 20.000 Euro einzahlt, seinen Vertrag monatlich mit 500 Euro "bespart", nach fünf Jahren ein möglichst hohes Darlehen zugeteilt bekommen möchte und obendrein möglichst schnell wieder schuldenfrei sein will, fährt derzeit am besten mit dem Finanzierungs-Tarif M des Deutschen Rings: Zum Sollzins von 3,5 Prozent gibt es ein Darlehen über 128.214 Euro - das sind rund 14.000 Euro mehr als bei den zweit- und drittplatzierten Tarifen von BHW und Wüstenrot. Die verlangen zwar niedrigere Sollzinsen von 2,75 beziehungsweise 2,8 Prozent, bieten aber auch weniger fürs Guthaben und ­sehen geringere Bausparsummen vor.
Beispiel zwei, der Langfristplaner: Wer sein Baugeld erst in 15 Jahren benötigt und bis dahin monatlich 300 Euro zurücklegt, fährt am besten mit dem Signal-Iduna-Freiraum-F50-Tarif: Damit ist die höchste Bausparsumme von 132.000 Euro zu erzielen, obwohl auch hier der Sollzins optisch nicht der günstigste ist.
Egal welchen Tarif der Kunde wählt - er profitiert von der steigenden Nachfrage seiner Mitstreiter. Denn Bausparen funktioniert nach dem Solidarprinzip: Viele Menschen zahlen in denselben Topf ein. Ist der gut gefüllt und hat der Kunde einen vorher festgelegten Mindestbetrag geleistet (40 bis 50 Prozent der Bau­sparsumme), zahlt die Kasse das angesparte Kapital plus Zinsen zurück und teilt den Kredit zu: Bei einer Summe von 30 000 Euro müssen also 12.000 bis 15.000 Euro angespart werden, bevor das Darlehen über die restlichen 15.000 bis 18.000 Euro ausgezahlt wird.

Neuabschluss: Die typischen Fehler

Welche Fallen Sie beim Abschluss eines Bausparvertrags umgehen sollten:
Bausparsumme zu hoch ansetzen
Provisionsgier Häufig wählen Sparer ­eine viel zu hohe Bausparsumme - was dem Verkäufer nur recht ist, denn dessen Provision steigt mit dem Gesamt­betrag, der am Ende vom Kunden abgerufen wird. Werden die Bausparsumme zu hoch und die Sparraten zu niedrig ­angesetzt, verschiebt sich die Zuteilung nach hinten. "Wer unsicher ist, wie viel Geld er benötigt, sollte einen Betrag zwischen 30.000 und 50.000 Euro ansetzen", rät Finanzexperte Max Herbst. ­Aufstocken geht immer. Viele Kunden unterschätzen zudem die Belastung, die mit einer zu hohen Bausparsumme ­verbunden ist. Ist sie zu hoch, laufen sie Gefahr, den Kredit nicht wie geplant tilgen zu können.
Bei der Zuteilung verkalkulieren
Wartemodus Verspätet sich die Auszahlung des Darlehens, weil Zuteilungs­termin und Kreditlaufzeit von vornhe­rein unrealistisch waren, muss der ­Kunde womöglich seine Baupläne ­verschieben. Oder er ist gezwungen, bis zur Zuteilung des Vertrags einen Zwischenkredit von der Bausparkasse oder einer Bank aufzunehmen. Dieser kann die Finanzierung erheblich verteuern.
Lockzinsen missverstehen
Zinsfalle Viele Bausparer schließen Verträge mit optisch niedrigen Darlehenszinsen ab und glauben, so billig werde Baugeld von der Bank nie werden. Tatsächlich werden derzeit Tarife mit Darlehenszinsen von unter zwei Prozent angeboten. Entscheidend ist jedoch die Effektivverzinsung, die bei Bausparkassen aufgrund vielerlei Gebühren deutlich höher ausfallen kann. Einige Anbieter verstecken die Kontogebühren sowie die Abschlusskosten von bis zu 1,6 Prozent der Bausparsumme in den Fuß­noten der Verträge. Der Vergleich mit Annuitätendarlehen hinkt zudem, weil er von den niedrigen Zinsen in der Ansparphase von Bausparverträgen verzerrt wird. Ein klassischer Immobilien-Bankkredit mit langer Zinsbindung kommt oft günstiger.
Eigennützigen Beratern aufsitzen
Boom Windige Verkäufer nutzen die ­Popularität von Bausparverträgen aus. Skepsis ist angebracht, wenn Ihnen Ihr Berater grundlos eine Erhöhung der Bausparsumme empfiehlt oder gar die Kündigung des alten Vertrags und den Abschluss eines neuen wegen vermeintlich besserer Konditionen.

Wann die Bausparsumme zugeteilt wird, hängt davon ab, wie viele Mittel der Kasse zur Verfügung stehen. Fließt ihr wie zurzeit viel Geld zu (viele neue Verträge, hohe Sparraten, pünktliche Rückzahlung bereits zugeteilter Darlehen), kann sie viele Kredite vergeben und diese zügig auszahlen - meist drei bis neun Monate nach Erreichen des Mindestbetrags.
Stockt jedoch der Geldfluss, kann es bis zu eineinhalb Jahre dauern. Benötigt der Sparer das Geld für seine Immobilie schneller und muss er teuer zwischen­finanzieren, hat er Pech. Ein Schadens­ersatzanspruch gegen die Kassen ist ausgeschlossen.

Teil 2: Was günstiger ist - Bank oder Bausparkasse?

Gefunden bei: capital.de

  • capital.de, 29.09.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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