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Arbeit hat die 48-Jährige genug. Es liegt in ihrer Verantwortung, dass Windows 8, das wichtigste Produkt des Unternehmens seit Jahren, sich erfolgreich verkauft. Es ist eine Wette, denn der Konzern hat seine Traditionssoftware so stark überarbeitet, dass vielen Nutzern etliches noch sehr fremd sein dürfte.
Klingt schwierig - doch die Managerin kennt solche Aufgaben. Sie arbeitet seit fast 30 Jahren in der Branche, rechnet man ihren Studentenjob hinzu, mit dem ihre Karriere begann.
Rückblende ins Jahr 1984: Während des Mathematikstudiums fängt sie bei einem Softwarestartup namens Great Plains an, als Empfangsdame. Sie muss ihre Ausbildung finanzieren. "Ich war eine arme Studentin", sagt die Tochter einer Buchhalterin und eines Mechanikers. Reller erledigt Buchhaltungs- und Datenbankaufgaben. Das geht außerhalb der Bürozeiten und passt zum Stundenplan.
Als sie kündigen will, um einen Master-Abschluss zu machen, überredet sie Firmengründer Doug Burgum zu bleiben. Ihre Arbeitsmoral beeindruckt ihn. Studieren könne sie auch später, sagt er und schickt sie nach San Francisco, um Software zu verkaufen. Später wird sie ihren MBA dort nachholen. Reller hat noch nie im Vertrieb gearbeitet, nur mal Hühnchen bei
Kentucky Fried Chicken verkauft. Doch sie enttäuscht Burgum nicht. Kurz vor dem Börsengang 1997 macht er sie zur Finanzchefin. Die Software von Great Plains, ein Konkurrenzprodukt zu den Buchhaltungsprogrammen von SAP, wird so erfolgreich, dass
Microsoft auf die Firma aufmerksam wird und sie - inklusive Reller - 2001 für 1,1 Mrd. Dollar kauft. Umbenannt in Microsoft Dynamics ist die Software heute ein wichtiges Produkt im Firmekundengeschäft.
Von ihrer Heimat North Dakota mag Reller sich nicht trennen. Nachdem Great Plains an Microsoft verkauft ist, wohnt sie noch einige Jahre am früheren Sitz der Firma in Fargo, dort, wo die Coen-Brüder den gleichnamigen Kultfilm drehten. Von Fargo an der Grenze zu Minnesota, wo Reller auch studiert hat, sind es nur 80 Kilometer bis in ihren Heimatort Grand Forks. Tiefste Provinz? "Alle Vorurteile treffen zu", sagt Reller und lacht.