Die Traube macht den Unterschied
Doch der Kellermeister weiß genau, wie das Lesegut sortiert und zerdrückt werden muss und wie lange es gären darf. Den Saperawi zum Beispiel belässt er im Unterschied zu anderen Winzern nicht monatelang im Kwewri, sondern füllt ihn nach 16 bis 20 Tagen in Edelstahltanks um. Dort sinkt im Verlauf der sekundären Gärung der Säuregehalt, was für ein elegantes, harmonisches Geschmacksbild sorgt. Eine jahrtausendealte Tradition, gepaart mit modernem Know-how.
Trinkreif ist der Saperawi danach noch lange nicht. Erst wenn er zwei Jahre später aus den alten Eichenfässern, die Schuchmann aus Frankreich importiert hat, ungefiltert in Flaschen abgefüllt wird, erfährt man, was aus ihm geworden ist: ein dunkelroter Wein, der nach Kirsche, Zedernholz und Minze duftet, bevor er mit sattem Kirscharoma und zarter Pfeffernote
über die Zunge rollt.
Südossetien-Konflikt veränderte auch die Weinherstellung
Der weiße Kisi ist noch ungewöhnlicher. Normalerweise wird Weißwein lediglich aus Traubenmost gewonnen, doch beim Kisi gärt die ganze Maische wie sonst nur bei Rotwein üblich. Nach der Gärung bleibt er weitere sechs Monate im Kwewri und wandert anschließend für ein Jahr ins Barrique. Goldgelb fließt er hinterher ins Glas mit einem Bouquet von reifem Pfirsich und leisen Kieferakzenten.
Die Kunde vom georgischen Kwewri hat bereits Winzer in Österreich, Italien, Slowenien und den USA erreicht. Sie importierten Tongefäße und bauen nun Wein auf die uralte Weise aus. "Die Herkunft der Methode wird meist gar nicht erwähnt", sagt Nika Rurua, Kulturminister in Tbilisi. "Aber wenn die Unesco unser Menschheitserbe anerkennt, werden die Hersteller den Ursprung benennen müssen."