Carter gehört zu den Dienstältesten bei Vi-Spring. Seit 39 Jahren und fünf Monaten arbeitet er bei dem Unternehmen. "Gute Bezahlung, gute Stimmung, gutes Produkt", fasst er zusammen und lächelt. "David Beckham und Victoria schlafen auch auf unseren Betten."
Schon in der ersten Klasse der "Titanic" sorgten Matratzen von Vi-Spring für gute Träume - bis das Traumschiff unterging. Damals war der Taschenfederkern gerade erst erfunden. Die Manufaktur hatte das Patent gekauft und wurde für ihre Produkte gefeiert, denn bis dahin bestanden selbst teure Matratzen nur aus einem mit Schafwolle gefüllten Sack. In der feuchten Luft auf Ozeandampfern fing die Wolle schnell an, streng zu riechen. Bei den neuen Matratzen sorgten kleine Öffnungen für gute Belüftung. Die Sprungfedern fingen zudem das unangenehme Rollen bei hohem Seegang ab. Was die Luxusliner den Gästen boten, wollten bald auch die Eisenbahnbetreiber für ihre Erste-Klasse-Schlafwagen, die Grandhotels für ihre Suiten und Vermögende für ihr Schlafzimmer - die englische Manufaktur florierte.
Guter Schlaf sei nicht mit Gold aufzuwiegen, findet der Schlafforscher Neil Stanley. "Wer gut schläft, sieht besser aus, leidet seltener unter Übergewicht, ist leistungsfähiger und generell glücklicher", sagt der Engländer. Dass viele beim Kauf eines Bettes sparen, obwohl der Mensch doch gut ein Drittel seines Lebens darin verbringt, verwundert ihn. "Ein Großteil der Matratzen sind aus Schaumstoff, also Polyurethan, gemacht. Ich finde die Vorstellung, auf Plastik zu schlafen, seltsam."
Lattenroste sind selten
Wie Stanley ziehen auch Vi-Spring-Kunden Naturprodukte und traditionelle Fertigungsweisen vor. Jede Matratze wird nach individuellen Wünschen hergestellt. Dass man zwei bis drei Wochen darauf warten muss und selbst das Einsteigermodell Elite bis zu 3000 Euro kostet, nehmen Kunden offenbar gern in Kauf. Gerade die zeitaufwendige Handarbeit scheint der Erfolgsgarant zu sein. Als das Unternehmen in den 70er-Jahren auf Masse setzte und die Produktion automatisierte, ging es fast pleite. Am Ende werkelten nur noch drei Mitarbeiter in einer Garage vor sich hin - da besann man sich auf die alten Methoden. Heute stellen 160 Mitarbeiter pro Woche 600 Matratzen und 450 Diwane her.