Dass nicht alles Honig ist, was gelblich glänzt, muss im Zuge der bissigen Gesellschaftskritik auch Pu der Bär feststellen. "Perhaps if we ignore it, it'll go away ...", schlägt er seinem Freund Ferkel bei Unannehmlichkeiten vor. Diese liebenswürdig-naive Sicht auf die Welt hilft ihm bei Banksy nicht weiter. Ausgerechnet Pus Leibspeise lockt ihn auf dem Schablonengraffito ins Verderben.
Hätte A. A. Milnes Kinderbuchheld nur genau hingeschaut: Der verhängnisvolle Honigtopf trägt ein Dollar-Zeichen. Eine Konsumfalle! Doch nicht anders als die Menschen ist auch Pu der Bär nur ein treudoofer Nimmersatt, der sich blind verführen lässt. Das Fangeisen schnappt zu, das Blut spritzt rot.
Zu welchem Gebot Banksys "Winnie the Pooh" verführt, wird sich bei der Urban Art von Bonhams in Los Angeles zeigen. Auf mindestens 50.000 Dollar schätzt das Auktionshaus das Graffito. Etwas günstiger bietet es einen weiteren Banksy an: "Lenin on Rollerblades (Who Put the Revolution on Ice?)" soll ab 30.000 Dollar zu haben sein.
Aber wenn ein geheimnisvoller Kunstaktivist, eine Politikone und ein weltberühmter Bär aufeinandertreffen, kann man nie wissen. Möglich, dass sich die Kunstkäufer gegenseitig hochschaukeln. Oder sie wittern eine Konsumfalle. Wie wohl Banksy darüber denkt?
"Winnie the Pooh" (2003) von Banksy Schablonengraffito auf Leinwand, 51 x 51 Zentimeter, seitlich signiert, rückwärtig nummeriert: 7/25, Schätzpreis 50.000 bis 80.000 Dollar, Auktion: "Urban Art" am 29. Oktober bei Bonhams in Los Angeles,
www.bonhams.com