Als gebürtiger Thüringer habe ich natürlich ein Auge auf ostdeutsche Weine. Schloss Proschwitz nimmt in Sachsen eine Vorreiterrolle ein. Georg Prinz zur Lippe hat das Gut seiner Familie nach der Wende zurückgekauft und eine moderne Kellerei aufgebaut. Von den Weinbergen schaut man wunderschön auf die Porzellanstadt Meißen. Das Aushängeschild ist die Scheurebe, eine Kreuzung aus Silvaner und Riesling, spätreifend und anspruchsvoll. Auf dem roten Granitboden mit dicker Lößschichtauflage findet sie gute Voraussetzungen.
Der 2011er leuchtet hellgelb mit zartgrünen Reflexen im Glas
und verströmt Aromen von weißem Cassis, Birne und Holunderblüten. Gibt man ihm ein bisschen Luft im Glas, kommen feine Zitrusnoten hinzu, und dann, ganz typisch für die Scheurebe, schnuppert man Exotik: Maracuja, vielleicht sogar Mango. Das alles begegnet einem wieder, wenn man ihn trinkt. Ein saftiger Wein mit tänzelnder Säure, der zum zweiten Glas animiert.