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Merken   Drucken   26.10.2012, 12:26 Schriftgröße: AAA

HSH Nordbank: Der HSH-Tunnel hat noch ein paar Kurven

Der Oberaufseher der HSH Nordbank hält die Sanierung der Landesbank noch lange nicht für beendet. Nach seinen Worten wird es im laufenden Jahr wieder einen Riesenverlust geben. von Meike Schreiber  Frankfurt und Mark Schrörs  Brüssel
Der Aufsichtsratsvorsitzende der HSH-Nordbank, Hilmar Kopper   Der Aufsichtsratsvorsitzende der HSH-Nordbank, Hilmar Kopper
Zurückhaltung ist das Gebot der Stunde für Krisenbanken. Auch bei der HSH Nordbank ist man derzeit mit offiziellen Aussagen sparsam. Nicht auch noch das letzte bisschen Ruf verspielen. Schlimm genug, dass die Ratingagentur Moody's eine Herabstufung der Bonität prüft, die staatlichen Eigner nach einer Strategie suchen, um weitere Geldspritzen zu vermeiden, und zu guter Letzt vor wenigen Tagen erneut ein Vorstandschef das Haus verlassen musste - ohne dass bekannt ist, warum eigentlich genau.
Erklären könnte den Personalwechsel Hilmar Kopper, Ex-Deutsche-Bank-Chef und Oberaufseher beim aktuellen Sorgenkind Nummer eins unter den Landesbanken. Doch der - frei heraus, so wie man den 77-jährigen kennt - erklärt lieber andere Dinge, am Mittwochabend in Kiel nach einer Aufsichtsratssitzung, in der dem verbleibenden Bankvorstand demonstrativ der Rücken gestärkt werden sollte.

Mit Schirm durch die Krise
Aufgespannt Neben Eigenkapital erhielt die HSH Nordbank in der Krise von Hamburg und Schleswig-Holstein eine Ausfallgarantie von 10 Mrd. Euro. Diese erhöht die Eigenkapitalquote und schmälert die Risikovorsorge. Verluste bis 3,2 Mrd. Euro muss die Bank aber selbst tragen, bisher sind es 233 Mio. Euro. Anfang des Jahres 2011 hatte die HSH den Schirm auf 7 Mrd. Euro reduziert, jetzt muss sie ihn womöglich wieder aufspannen.

Wo ist Licht im Tunnel mit Blick auf die für die HSH so wichtige Schiffsfinanzierung? Das fragt ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur. Kopper resigniert: "Ich weiß nicht, wie lang der Tunnel ist, und ich glaube, der hat noch ein paar Kurven - und von Licht sehe ich noch nichts. Da werden wir auch noch im nächsten Jahr zu kämpfen haben."
Und die Jahresbilanz? Geäußert hat sich die Bank dazu bislang noch nicht. Auch da ist Kopper nicht verlegen: Ein Fehlbetrag von "deutlich mehr" als die 250 Mio. Euro  Verlust im letzten Jahr werden es wohl werden. Aber nicht so schlimm: Das liege ja auch an der hohen Provision, die die Bank für ihre Rettungshilfe an Hamburg und Schleswig-Holstein zahlen muss. Und wie lange dauert die Sanierung nun noch? Eine Frage, die die gesamte Kreditwirtschaft bewegt, schien doch die HSH nach ihrer staatlichen Rettung in der Krise wieder weitgehend genesen. Doch da ist laut Kopper Geduld gefragt: "Also wenn wir da ganz durch sind, bin ich nicht mehr dabei. Dann wäre ich auch nicht mehr dafür geeignet und zu alt."
Immerhin: Das nächste Jahr werde das wichtigste werden, und danach komme die Bank wohl wieder in besseres Fahrwasser. "Und wenn Sie mich dann fragen, und ich mache mal einen langen Schuss nach vorne, dann dauert's noch zwei, drei Jahre, bevor wir sagen können: Jetzt kehrt die Normalität ein." Auch zu einer Ausweitung des vorhandenen Rettungsschirms der Länder, die die Kapitalquote weiter stärken und Moody's besänftigen soll, hat Kopper eine Antwort parat. Eine, die ebenfalls weit über das hinaus geht, was die Bank offiziell kundtut. Demnach gedenkt sie die Krise aus eigener Kraft zu bewältigen, begrüßt aber für alle Fälle die Bereitschaft der Länder, "die Kapitalquote der Bank, wenn nötig, durch eine Garantieerhöhung zu stärken." Kopper aber ist schon weiter, er weiß gar, dass Brüssel das als weitere unerlaubte Beihilfe werten würde: "Ich bin vehement der Meinung, das kann nicht sein."
Die Brüsseler Wettbewerbsbehörde muss sich damit aber nun erst einmal beschäftigen. Noch ist unklar, ob die Kommission auf ein neues Beihilfeverfahren mit weiteren Auflagen dringen wird. Eine Rolle spielt etwa die Tatsache, dass die Bank in ihrem Sanierungsplan versprochen hat, die Staatshilfen schrittweise zurückzugeben. Aber manchmal kommt es eben anders - das weiß auch Kopper.
Seite 2: Das Kopper-Interview im Wortlaut

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  • Aus der FTD vom 26.10.2012
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