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  FTD-Serie: Cloud-Computing

Mit dem Einstieg ins Cloud-Computing sind für Unternehmen enorme Chancen verbunden. Wie das Ganze funktioniert, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten sind – und was viele Firmen dennoch zögern lässt.

Merken   Drucken   23.10.2012, 15:16 Schriftgröße: AAA

Gütesiegel: Cloud-Zertifikate als Entscheidungshilfe

Zertifikate sollen Nutzern helfen, die Qualität von Cloud-Anbietern einzuschätzen. Doch das ist gar nicht so leicht. Die FTD nimmt Zertifikate, die derzeit auf dem Markt sind, unter die Lupe.
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Zertifikate sollen Nutzern helfen, die Qualität von Cloud-Anbietern einzuschätzen. Doch das ist gar nicht so leicht. Die FTD nimmt Zertifikate, die derzeit auf dem Markt sind, unter die Lupe. von Simone Königs
Wenn Unternehmen Cloud-Angebote nutzen wollen, ist die Auswahl eines Anbieters kein leichtes Unterfangen. Denn der Cloud-Dienst nimmt Unternehmen zwar den Betrieb der Software und das Speichern der Daten ab, nicht aber die Verantwortung für deren sichere Verwahrung. "Der Kunde ist selbst für die Datensicherheit verantwortlich", sagt Bernd Becker, Vorstandsvorsitzender von Eurocloud Deutschland, der Interessenvertretung der Cloud-Anbieter. "Ob ein Anbieter das gewährleistet, ist für viele Kunden nur schwer zu durchschauen." Kein Wunder, dass viele Unternehmen Sicherheitsbedenken gegenüber Cloud-Lösungen haben.
Die Anbieter von Cloud-Dienstleistungen wollen den Bedenken potenzieller Kunden mit Zertifikaten begegnen. Sie sollen belegen, dass ein Cloud-Service bestimmte Datenschutzvorschriften einhält. Außerdem sollen Zertifikate verschiedene Angebote vergleichbar machen. Für die Kunden fungieren Zertifikate damit als Entscheidungshilfe. Und für Anbieter als willkommenes Verkaufsargument. Das Problem ist allerdings: Die meisten Zertifikate, die aktuell auf dem Markt sind, erfüllen diese Ansprüche kaum.
Das hat auch EU-Kommissarin Neelie Kroes erkannt. Sie will deshalb ein eigenes Zertifikat entwickeln, das über die Qualität von Cloud-Angeboten Auskunft gibt. Außerdem mahnt sie gemeinsame Standards der Länder der EU an und will Rahmenverträge für Vereinbarungen zwischen Anbietern und Kunden entwickeln. Experten halten eine EU-weit gültige Cloud-Zertifizierung für überfällig und begrüßen daher die Pläne aus Brüssel.

Drei gängige Siegel

Bis das EU-Zertifikat auf den Markt kommt, müssen sich Unternehmen mit den bisher erhältlichen Bescheinigungen begnügen. Am Markt durchgesetzt haben sich bisher vor allem drei Zertifikate. Eines ist die ISO-27001-Zertifizierung, die Betreiber von Rechenzentren bewertet. Experten sehen in diesem Zertifikat eine Grundvoraussetzung dafür, Cloud-Leistungen anzubieten. Für Kunden ist es deshalb wenig aussagekräftig.
Ein weiteres Zertifikat namens SAS 70 beziehungsweise dessen Nachfolger SSAE 16 ist besonders in den USA verbreitet. "Allerdings ist auch dieses Zertifikat kein Garant dafür, dass ein Anbieter angemessen auf die besonderen Risiken und Anforderungen des Cloud-Computings vorbereitet ist", sagt Steve Janata, Berater der Experton Group, die jährlich einen Vergleich der Cloud-Anbieter veröffentlicht.
Beide Zertifizierungen sind somit aus Kundenperspektive wenig hilfreich, weil sie relevante Punkte nicht enthalten. So raten Experten etwa dazu, dass in Cloud-Verträgen klar geregelt ist, wie der Kunde am Ende der Laufzeit wieder an seine Daten kommt. Die gängigen Zertifikate treffen darüber aber keine Aussage.
Das einzige Zertifikat, das Kunden bei der Auswahl eines Cloud-Dienstleisters laut Expertenmeinung einen echten Mehrwert bietet, ist Eurocloud Star Audit SaaS. Seit 2010 zertifiziert Eurocloud Deutschland Anbieter. Geprüft werden Vertrag und Compliance mit den Vereinbarungen, Sicherheit, Infrastruktur und Prozesse. Im Zuge der Zertifizierung müssen Anbieter zunächst einen detaillierten Fragenkatalog beantworten. Es folgen ein Vor-Ort-Audit und eine Besichtigung des Rechenzentrums. Insgesamt dauert der Prozess sechs Wochen. Das Zertifikat sieht maximal fünf Sterne vor. "Wird die Höchstwertung erreicht, kann der Kunde von einem sehr vertrauenswürdigen Cloud-Anbieter ausgehen", sagt Experton-Berater Janata. "Die relativ kleine Zahl bisher testierter Unternehmen zeigt, dass diese neue Art der Zertifizierung noch ganz am Anfang steht, aber auch, dass sie recht anspruchsvoll ist."

Unterschiedlich tief

Eurocloud-Vorstandsvorsitzender Becker sieht neben den strengen Anforderungen des Zertifikats einen weiteren Vorteil: "Die bekannten Zertifizierungen wie ISO 27.001 und SSAE 16 sind zwar weit verbreitet, sind jedoch für den Mittelstand zu teuer und daher eigentlich aktuell nur bei großen Anbietern zu finden. Eurocloud Star Audit ist jedoch finanziell erschwinglicher, da unterschiedliche Zertifizierungstiefen möglich sind."
Einer der ersten Cloud-Anbieter, der das Eurocloud-Zertifikat erhalten hat, war Pironet NDH. Dessen Strategiechef Khaled Chaar ist mit der Zertifizierung zufrieden. "Wir haben positive Erfahrungen mit dem Zertifikat gemacht." Es sei hilfreich beim Werben um neue Kunden und beim Erschließen neuer Märkte. "Aus Kundensicht machen sie in manchen Fällen die Entscheidung leichter", sagt Chaar. Auch der Anbieter selbst habe einen Nutzen aus der Auditierung: "Man erkennt dabei, wie man die eigenen Prozesse und damit die Sicherheit noch weiter verbessern kann."
Wegen dieser Vorteile werden Zertifikate im Cloud-Geschäft in Zukunft zum Alltag gehören, sind Beobachter überzeugt. Schließlich machen sie Anbietern und Kunden das Leben leichter, sagt Mathias Weber, Bereichsleiter IT-Services beim Branchenverband Bitkom. "Zertifikate folgen der Logik, dass nicht jeder Kunde bei einem Anbieter eine große Zahl von Überprüfungen oder Kontrollen vornehmen muss - diese Aufgabe übernimmt der Zertifizierer für die Gesamtheit der Kunden."
  • FTD.de, 23.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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