Berichte über superreiche Parteifunktionäre sorgen in China regelmäßig für Unmut. Der neue Skandal trifft die regierende Kommunistische Partei mitten in einer Krise und vor einem wichtigen Parteitermin.
Auf einem nur alle fünf Jahre stattfindenden Parteikongress am 8. November soll der seit Langem vorbereitete Generationenwechsel in der Parteiführung besiegelt werden. Der 59-jährige Vizepräsident Xi Jinping soll das Ruder als künftiger Staats- und Parteichef von Hu Jintao übernehmen, der mit 69 Jahren abtritt.
Kurz vor diesem Generationenwechsel wurde bereits der Skandal um den Spitzenkader Bo Xilai öffentlich, der als Favorit für die Führungsämter der Partei galt. Er wurde am Freitag seines Parlamentssitzes enthoben. Aus der Kommunistischen Partei war er bereits ausgeschlossen worden. Dem 63-Jährigen werden unter anderem Amtsmissbrauch und Bestechung vorgeworfen.
In einem Prozess im August hatte Bos Frau Gu Kailai wegen des Giftmords an dem befreundeten britischen Geschäftsmann Neil Heywood ein Todesurteil auf Bewährung erhalten. In dem Verfahren kam der Verdacht auf, Bo habe den Mord vertuschen wollen. Die Affäre um den Giftmord hatte die chinesische Parteiführung in ihre schwerste Krise seit mehr als zwei Jahrzehnten gestürzt und Bo Xilais Karriere jäh beendet.
Es wird erwartet, dass der Prozess gegen Bo Xilai nach dem Parteitag stattfinden wird. Doch das Kadertreffen wird nun vom neuen Skandal um Wen Jiabao überschattet werden, der die Kommunistische Partei schlecht aussehen lässt.