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Merken   Drucken   24.10.2012, 17:50 Schriftgröße: AAA

Tour de France 2013: Jubiläums-Tour von Doping überschattet

Die Radsportbranche will sich mit einer feierlichen Gala auf den 100. Geburtstag der Tour de France einstimmen. Der Dopingskandal um Lance Armstrong ist jedoch allgegenwärtig. Die Frankreichrundfahrt 2013 soll den Radsport nach dem größten PR-Gau seiner Geschichte rehabilitieren.
Jean-Etienne Amaury, President der Amaury Sport Organisation (ASO), ...   Jean-Etienne Amaury, President der Amaury Sport Organisation (ASO), stellt die Tour de France 2013 vor

Der Name Lance Armstrong fiel auf dem Podium in Paris bei der feierlichen Präsentation der 100. Tour de France nicht. Trotzdem war Armstrong am Mittwoch im Palais des Congrès allgegenwärtig. Die Branche wird von weiteren Erschütterungen auch nach der Aberkennung aller Armstrong-Siege nicht verschont bleiben. Die Staatsanwaltschaft Padua will zeitnah ihren Bericht zum bereits lebenslang gesperrten Armstrong-Mediziner Michele Ferrari vorlegen. Am 28. Januar 2013 beginnt in Spanien der Prozess gegen den mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes und seine Helfer.

Das 100. Tour-Jubiläum soll dennoch zum großen Spektakel werden, inklusive Start auf Korsika, Zeitfahren in Nizza und zum Mont Saint-Michel, einer Feiertagsetappe hinauf auf den Mont Ventoux, dem zweimaligen Anstieg nach L'Alpe d'Huez und einem Flutlicht-Finale auf die Pariser Champs Élysées. "Das Rennen wird offen sein bis zum Schluss", sagte der zweimalige spanische Gesamtsieger Alberto Contador, dem sein Erfolg 2010 wegen Clenbuterol-Dopings aberkannt worden war.

Sichtlich nervös stand der spanische Ehrengast auf der Tribüne in Paris. Die Tour-Organisatoren der ASO drückten sich nicht um das leidige Thema: Renndirektor Christian Prudhomme eröffnete die Zeremonie mit einem flammenden Appell. "Die Tour ist stärker als Doping!", sagte er. "Der Feind ist das Doping!", rief Prudhomme in seiner emotionalen Rede, "nicht der Radsport und erst recht nicht die Tour."

Vier Bergankünfte stehen im Programm, die beiden Einzelzeitfahren führen über zusammen 65 Kilometer. "Die Entscheidung wird in der letzten Woche in den Alpen fallen. Wir müssen uns im Team jetzt zusammensetzen und unsere kommende Strategie besprechen", sagte der diesjährige Tour-Zweite Chris Froome. Als starker Bergfahrer rechnet er sich Chancen aus, 2013 als Kapitän der Sky-Mannschaft ins Rennen zu gehen. Titelverteidiger Bradley Wiggins, in blauer Winterjacke auf dem Podium erschienen, signalisierte seine Unterstützung für den Teamkollegen - im vergangenen Sommer hatte ihm noch Froome geholfen.

Spitzenvertreter der Radbranche weiter in der Kritik

Unter den Gästen in Paris war auch der umstrittene UCI-Chef Pat McQuaid, der weiter in der Kritik steht. Travis Tygart, der Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA, der dem Weltverband die Strafe gegen Armstrong zur Ratifizierung vorgelegt hatte, verurteilte das Verhalten der UCI - Anfang der Woche hatte er noch ein wenig Lob verteilt. "Sie versuchen einfach nur von ihrem eigenen Versagen in dieser traurigen Saga abzulenken und diejenigen, die das Radfahren und einen sauberen Sport lieben, sollten dies nicht erlauben", sagte Tygart der englischen Tageszeitung "Guardian".

Die USADA hatte mit ihrem Bericht und zahlreichen Zeugenaussagen maßgeblich zum Sturz des ehemals umjubelten Seriensiegers aus den USA beigetragen. Die UCI bemängelte nach ihrer Entscheidung am Montag, dass die Veröffentlichung "übertriebene Sprache" und "unkorrekte und unvollständige Aussagen" enthalte. Zudem hätten die gesammelten Beweise nach Ansicht des Weltverbandes, dem einige Zeugen Komplizenschaft zu Armstrong unterstellt hatten, von einer neutralen Stelle geprüft werden sollen. Der Ton wird merklich rauer.

Nach Ansicht von John Fahey, dem Präsidenten der Welt-Anti-Doping- Agentur WADA, müsse die UCI ihre "Scheuklappen ablegen". "Wenn Doping so weit verbreitet war, ist die Frage legitim: Wer hat es gestoppt? Wer hat etwas dagegen getan? Warum wurde es nicht gestoppt", fragte der Australier im Interview mit dem TV-Sender "Fox Sports".

Contador ergreift Partei für Armstrong

Doping Der tiefe Absturz des Lance Armstrong

Trotz der auf mehr als 1000 Seiten dokumentierten Beweise gegen Armstrong im USADA-Bericht ist der Amerikaner bei vielen Fahrern - vor allem Spaniern - noch längst nicht das Schwarze Schaf. Hatten in den vergangenen Tagen bereits der fünfmalige Tour-Sieger Miguel Indurain, Olympiasieger Samuel Sanchez und Alejandro Valverde für den tief gefallenen Radsportler Partei ergriffen, so schloss sich nun auch Contador an. "Man spricht über Lance, aber es gibt keinen Testbefund gegen ihn, nichts Neues", sagte er laut "L'Équipe" am Mittwoch. "Ich denke manchmal, dass man Lance keinen Respekt entgegenbringt. Meiner Ansicht nach wurde er erniedrigt und gelyncht. Man hat ihn zerstört."

Die Vereinigung der Profiteams (AIGCP) machte sich indes für eine unabhängige Kommission zur Untersuchung der Anti-Doping-Maßnahmen im Radsport stark. AIGCP-Präsident Jonathan Vaughters rief in Paris den Weltverband UCI auf, diesen Schritt zu unterstützen. "Die Kommission sollte sich die Umsetzung, die Theorie und das Funktionieren der Maßnahmen anschauen", sagte der frühere amerikanische Radprofi und heutige Garmin-Sharp-Teamchef dem Internetportal "cyclingnews.com".

Vaughters ist lautstarker Fürsprecher im Anti-Doping-Kampf und hatte als Kronzeuge gegen seinen früheren US-Postal-Teamkollegen Armstrong ausgesagt.

  • dpa, 24.10.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland
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