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Entstehungs- Schadens- und Restaurierungsgeschichte

1750 Im Dezember Ankunft der Tiepolo in Würzburg.
1751/52 Freskale Ausgestaltung des Kaisersaals in den Gewölben und im oberen Wandbereich.
1752/53 Anschließend an den Kaisersaal freskieren Giambattista Tiepolo und seine Mitarbeiter das Muldengewölbe im Treppenhaus. Gleichzeitig stuckiert Antonio Bossi die Eckfiguren über dem Hauptgesims.
1753 Nach dessen Fertigstellung im November Rückkehr nach Venedig.
1765 Stuckierung der Wände des Treppenhauses durch Lodovico Bossi. Dabei Zusetzen der oberen Rundfenster auf der Westseite, wodurch die natürliche Belichtung des Freskos beeinträchtigt wird.
1774 Anfertigen des großen Mittelleuchters im Treppenhaus durch Materno Bossi.
1805 Möglicherweise Restaurierung von Deckengemälden in der Residenz durch Caspar Carl Fesel. Scharold berichtet, dass „die Deckengemälde [...]durch seine Hand neuerlich übermalt und aufgefrischt mit belobter Geschicklichkeit“ wurden (K.G. von Scharold: Materialien zu einer fränkischen Kunstgeschichte, Univ.bibl. Würzburg, M.ch.f.636, fol.217v). Es ist fraglich, ob Fresken Tiepolos betroffen waren.
vor 1840 Offenbar waren Feuchtschäden durch undichte Dach- und Gesimsabdeckungen aufgetreten, die „eine sehr sorgfältige Dachunterhaltung hauptsächlich durch die im Jahre 1840 beendigte Restauration des im Treppenhause hinziehenden äußeren steinernen Hauptgesimse“ nach sich zog (Brief Klenze an Ludwig I. v. 18.8.1843, Bay.HStA München, SchlV Nr.1154).
1840 Bericht über dunkle Flecken auf dem Treppenhausfresko, Überlegungen zu einer Restaurierung und Auswahl geeigneter Fachkräfte (Bay.HStA München, SchlV Nr. 1154).
1843 Klenze empfiehlt eine kleinflächige Musterreinigung „durch Brod, Werg und sonstige trockenreiche Substanzen“, um ohne großen Kostenaufwand „die Fresken in ihrer Originalität am wenigsten zu beeinträchtigen“ zumal seit etwa zwei Jahren keine Zunahme der geschwärzten Stellen zu beobachten war (Bay.HStA München, SchlV Nr. 1154).
1847 An zwei verschiedenen Stellen, die leider nicht genau bezeichnet sind, wird eine Untersuchung durch Chemieprofessor Schubert und den Maler Andreas Geist vorgenommen. Man spricht von schwarzgrauen Flecken, durch die alle Schatten verwischt und die Lichtseiten verdüstert erscheinen und bezeichnet diese als schimmelartige, mehr „criptogramische“ Vegetation. Der Versuch, die Flecken durch Abreiben mit schwarzem Brot zu entfernen, misslang. „Dagegen lieferte ein weiterer Versuch durch Abwaschen mit verdünntem Salmiakgeiste, welcher an mehreren Stellen und an verschiedenen Farben gemacht wurde, ein günstiges Resultat.“ (Bay.HStA München, SchlV Nr. 1154)  Scheinbar kam es jedoch zu keiner Gesamtrestaurierung (Th.Marr, 1997, S.159).
1896 Ein Brand im Nordtrakt der Residenz greift auf das Dach des Kaisersaals über, verschont jedoch das Dach vom Treppenhaus. Infolge der Löscharbeiten dringen erhebliche Wassermengen in die Gewölbe und führen zu Fleckenbildungen. Ein neues Dach wird baldigst über dem Kaisersaal aufgesetzt; die Fresken werden aber nicht restauriert.
1919 Drängen auf Behebung von Schäden am Treppenhausfresko durch Max Doerner (Akademie der Bildenden Künste München).
1920/21 Aufstellung eines Gerüstes an die Ostseite des Treppenhauses „bei der Kamelgruppe“ und Begutachtung der Schäden. Empfehlung zum Anlegen eines Ventilationsloches im Gewölbe und zur Festigung des Freskoputzes sowie der losen Farbteilchen bzw. der teilweise abpudernden Malschichten (G.Hager an Krongutverwaltung v. 14.10.1921, BSV, 385I Fasz.3).
1923 Zwei seitliche Lüftungslöcher werden in den Gewölbescheitel des Treppenhauses eingefügt.
1929 An der kleinen ursprünglichen Mittelöffnung des Gewölbes im Treppenhaus (Seil des Kronleuchters) wird ein herausgefallenes Putzstuck ersetzt und farblich an seine Freskoumgebung angepasst.
1944 Es wird berichtet, dass bereits 1944 (Fotodokumentation C.Lamb) an den Tiepolofresken verschiedene kleine Schadenstellen vorlagen, bei denen die al secco übermalten Partien abgebröckelt waren. „Das gilt vor allem für den Purpur, wie bei dem Mantel des Herzogs von Burgund im Hochzeitsbild; die Grundlage des ganzen Gewandes bildete ein nass in nass gemaltes, aus Caput Mortuum gebildetes tiefes Grau-Violett, das an den Ärmeln frei blieb. Ähnliche Schäden traten auch bei anderen Purpurpartien auf, wie bei der Draperie der Amerika oder der Schabracke des Kamels.“ (M.v.Freeden, C.Lamb, 1956, Kap.IX, Anm.4).
1944/45 Umfangreiche Fotodokumentation auch mit Coloraufnahmen durch Carl Lamb in der Residenz Würzburg. Sie zeigen bereits partiell erhebliche Ansammlungen biogener Substanzen (Schimmelpilze) besonders auf dem Treppenhausfresko. Zudem sind Versalzungs- und Reinigungsspuren erkennbar.
1945 Mit dem schweren Luftangriff am 16. März werden auch alle Dächer zerstört. Die barocken Dachstühle über dem Mittelbau verbrennen. Die große Hitzeentwicklung führt zur Bildung von Brandkalk auf der Oberfläche des Tuffgewölbes über dem Treppenhaus sowie zu „Abspaltungen des Putzes in größeren Flächen“(O.Hertwig, 1952, S.57). Mit den später einsetzenden heftigen Regenfällen staut sich Wasser zwischen den Gewölben und den Außenmauern. Mauerwerk und die Fresken werden durchtränkt. Gelöschter Brandkalk dringt als Kalkhydrat in das Gewölbe und führt partiell zu „Verglasungen“ des Freskos. Vorerst durch Zeltplanen, ab dem Sommer mittels Notdächern kann eine gewisse Abhilfe gegen weiteren Wasserandrang geschaffen werden. In den Erdteildarstellungen des Treppenhauses kam es zu Ablösungen der Farbhaut. Nachkriegsaufnahmen belegen die erhebliche Schwärzung der Oberfläche. Max von Freeden erinnerte sich an schlauchartige Pilzkörper, die in dieser Zeit herabhingen und das Gemälde zunehmend verunklärten (M.Staschull, 1996, S.290).
1945/46 Wiederherstellung des Daches über dem Kaisersaal, dessen eiserner Dachstuhl (nach 1896) sich erhalten hatte.
1947 Dr.Stois vom Doernerinstitut und Restaurator Karl Tutschek untersuchen im Mai den Südteil des Freskos im Treppenhaus. Stois beschreibt in seinem Bericht den schlechten Zustand. Die Schäden „bestehen in erster Linie im Aufstehen und (teilweisen) Abfallen der Farbschichten nach Bildkonturen und einer ausgesprochenen, zu Teil sehr lebhaften Pustel- und Blasenbildung. An solchen Stellen sind die Farbschichten entweder als solche flächenweise nur mehr locker und lose oder aber sie liegen als mehr oder weniger pulverförmig zerfallende Substanz dem allerdings noch festen und anscheinend unveränderten Malgrund auf. Das Auftreten von salzartigen, die Farben zum Teil verschleiernden Ausblühungen sowie das auftreten von stellenweise massenhaft der Bildoberfläche aufsitzenden bräunlich-schwarzen, punktförmig-strahlig ausgebildeten Pilzwucherungen verstärkt hier das lebhaft fortgeschrittene Bild der Zerstörung.“ (Doernerinstitut München, Gutachten vom 4.8.1947). Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten an den Fresken im Kaisersaal durch die Restauratoren Tutschek und Gramberger. „Zunächst handelte es sich darum, die an Stellen schwerer Durchnässung teils blasig aufgestandenen, teils über zermürbtem Putz bereits in Fetzen hängenden Farbschichtfilme wieder zu kleben, was im Sommer [...] in mühevollster Kleinarbeit durch Einspritzen von Kalkkaseinwasser mittels Injektionsspritzen in der Hauptsache abgeschlossen werden konnte (O.Hertwig, 1952, S.57). Bei Gerüstunfall im September verunglückt Tutschek tödlich, Gramberger schwer verletzt; die Restaurierung wird abgebrochen.
1948/49 Aufsetzen eines Stahldachstuhls und Dachdeckung über dem Treppenhaus.
1948/49 Restaurierung des Treppenhausfreskos durch Johann Drobek und den wiederhergestellten Ludwig Gramberger. Drobek organisiert und leitet die umfangreiche und komplizierte Maßnahme, macht Putz- und Farbproben sowie Festigungsversuche mit Sinterwasser, Kalkkasein, Glutin und Immunin, einer Kunstharzemulsion (M.Staschull, 1996, S.293). „Nachdem abgespaltene Putzflächen gedübelt und an den zermürbten Stellen das gefährliche Bittersalz [Magnesiumsulfat] und sonstige Ausblühungen mit Barytwasser in unlösliche Bariumverbindungen umgewandelt worden waren, wurde zunächst mit bestem Erfolg ein Härten und Festigen der ausgedehnten, pastos aufgetragenen Farbschichten durch Kalkwasser [...] vorgenommen. Nur an gewissen intensiven Farbaufträgen [...] konnte das Verfahren nicht durchgeführt werden, da sich dabei an den Versuchsstellen die Leuchtkraft störende Schleier zu zeigen begannen. Verschmutzungen an festsitzenden Freskoflächen und durch Kalk entstandene Schleier konnten mit destilliertem Wasser und weichen Schwämmen abgewaschen werden, wobei je nach Erfolg gelegentlich Ammoniak oder Essigäther beigemischt wurde. Die schwarzen Pilzbildungen ließen sich ziemlich leicht abbürsten; zu ihrer Vernichtung tat das auch zum vorübergehenden Härten der Farbschicht verwendete Formalin gute Dienste. Von der Verwendung von Kalkkasein wurde nunmehr gänzlich Abstand genommen, da dabei die Gefahr des Überbindens gegeben erschien [...] Es wurde daher, wo ein rascher wirkendes Kleben nötig war, neben Kalkwasser auch noch Glutolin und in vorsichtiger Dosierung Immunin verwendet.“ (O.Hertwig, 1952, S.59f.).
1950 Im Kaisersaal ist im Oktober die Wiederherstellung des Deckenbildes abgeschlossen. „Durch Herrn Gramberger sollen hauptsächlich noch die grünen Grisaillemalereien in den südlichen Fensternischen hergestellt werden, dagegen wird Herr Drobeck sich sehr schonen und sofern jetzt kältere Witterung einsetzen sollte, die Arbeit im Kaisersaal aufgeben müssen.“ (Schreiben Otto Hertwigs vom 6.11.1950, Bauakt des Würzburger Landbauamtes/Staatliches Hochbauamt).
1951 Farbproben zur Wandfassung im Treppenhaus; Abschluss der Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten im Fresko- und Stuckbereich des Kaisersaals; erstes Mozartfest nach dem Krieg.
1960-er Neuerliche Schäden treten am Treppenhausfresko zu Tage.
1964-1966 Konstruktive Sicherungsarbeiten im Vestibül und im Weißen Saal betreffen auch die Südwand des Treppenhauses; aus den Doppelsäulen am Treppenaufgang werden Mauerpfeiler.
1966/67 Voruntersuchungen, Farbmuster und Neufassung der Wände des Treppenhauses.
1968 Salzschäden am Treppenhausfresko (Afrikadarstellung) werden "behandelt".
1995 Umfangreiche Schadensdokumentation und Probenentnahme für mikrobiologische Untersuchungen, Pigment-, Bindemittel-, Salz- und Putzanalysen sowie Notfestigung extrem absturzgefährdeter Putzstellen und Farbschollen am Treppenhausfresko; Anlegen verschiedener Festigungsmuster. Fachkolloquium zur Dartellung der Schadenssituation und weiterem Vorgehen.
1996-1998 Raumklimatische Untersuchungen im Kaisersaal und im Treppenhaus.
1997/1998 Umfangreiche Schadensdokumentation und Probenentnahme für Pigment-, Bindemittel-, Salz- und Putzanalysen sowie Notfestigung extrem absturzgefährdeter Putz- und Stuckstellen sowie Farbschollen an den Tiepolofresken im Kaisersaal.
1999-2001 Auswertung der Klimamessungen, Ausarbeitung restauratorischer Rahmenkonzepte, Aufstellung einer Haushaltsunterlage in Vorbereitung der Gesamtrestaurierung.
2002 Genehmigung der Haushaltsunterlage durch den Bayer.Landtag, Vorbereitungen für die Zusammenstellung eines geeigneten Restauratorenteams, Wiederaufstellung des verbesserten Brückengerüstes von 1995, weitere Voruntersuchungen (Auswertung der Festigungsmuster von 1995, makroskopische Nachuntersuchungen ausgewählter Schadstellen von 1995, UV-Untersuchungen, thermographische und sonographische Untersuchungen, Probenahmen, etc.).
Februar 2003 Bildung einer Arbeitsgruppe restauratorisch-naturwissenschaftlichen Fachberatung, statische Überprüfung der Gewölbeschale im Treppenhaus, Nachkartierung von Rissen und Hohlstellen, u.a.m.
April 2003 Offizieller Beginn der Restaurierungsmaßnahmen am Treppenhausfresko.

   

             
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