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Das Treppenhaus – eine Einführung



Nach Fertigstellung der Fresken im Kaisersaal im Juli 1752 begannen Giovanni Battista Tiepolo und sein Mitarbeiter mit der Putzvorbereitung und Ausmalung des großen Muldengewölbes im Treppenhaus der Residenz Würzburg. Die riesige Fläche von 677 m² musste zunächst mit einer zweiten Putzschicht überzogen werden, denn das aus Ziegel und Kalktuff gemauerte Gewölbe war bereits nach Fertigstellung des Rohbaus (1743) mit einer ersten Schicht aus Kalkmörtel verputzt worden. Auf dem zweilagigen Grundputz (arriccio) konnten nach dem Trocknen Lineaturen, vermutlich auch Rasterungen oder gar skizzenhafte Konturierungen der sorgfältig vorbereiteten Einzeldarstellungen aufgezeichnet werden.

Von oben nach unten wurde dann tagwerksweise (218 Giornate) der Feinputz (intonaco) aufgezogen und bemalt. Es handelt sich bei dem Gemälde um eine Mischtechnik aus Fresko- und Seccomalerei, wie sie Mitte des 18. Jahrhunderts für derartige Aufgaben üblich war.


In einer komplexen allegorischen Darstellung von Erde und Himmel huldigen Afrika, Asien und Amerika der Europa bzw. dem darüber sichtbaren Bild und damit der Person des Würzburger Fürstbischofs Carl Philipp von Greiffenclau, dem Auftraggeber Tiepolos. In die Figurengruppen auf der Europaseite sind am Werk der Residenz beteiligte Künstler wie Balthasar Neumann, Antonio Bossi sowie Vater und Sohn Tiepolo einbezogen. Über der Erde, bzw. über den vier Erdteilen spannt sich ein Himmelsgewölbe mit der zentralen Gestalt Apolls, umgeben von der antiken Götterwelt.


Balthasar Neumann, der Baumeister der Residenz, auf dessen Entwurf das Gewölbe im Treppenhaus zurückgeht, Darstellung im Fresko auf der "Europaseite".

Das Restaurierungsprojekt

Hauptziel der ab 2003 durchzuführenden Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen im Treppenhaus ist die Sicherung und Erhaltung des Tiepolo-Freskos. Hierzu ist es notwendig, Schadenspotenzial in Form von Salzen, biogenen Substanzen (Schimmelpilzen) sowie schädlichen Festigungsmitteln früherer Restaurierungen möglichst zu entfernen, weitgehend zu reduzieren oder zu neutralisieren. Bereiche gelockerter und zerfallender Malschichten sowie zahlreiche Risse und Hohlstellen im Putzträger müssen gesichert und dauerhaft stabilisiert werden.

Zunächst wurden auf der Grundlage der Voruntersuchungen (raumklimatische Untersuchungen, Putz-, Pigment- Bindemittel-, Salzanalysen, Kartierung der Salzverteilung in der Raumschale, Bindemittelanalysen von Fixiermaterialien der Altrestaurierungen, Analyse von Mikroorganismen, Archiv- und Literaturstudien, Auswertung der Musterfestigungen verschiedenster Festigungsmittel, etc.) geeignete Mittel und Methoden zur Entsalzung betroffener Bereiche an Probeplatten und an ungefassten Putzflächen getestet. Erst dann konnte ggf. an der originalen Malerei konservatorisch gearbeitet werden. Angesichts der salzkontaminierten Putze und erheblicher Vergipsungen der kalzitisch gebundenen Pigmente des Freskos ist diese Aufgabe äußerst kompliziert und zeitaufwendig. Weiterhin sind die „klassischen" Restaurierungsarbeiten wie behutsame Reinigung, Behandlung von Rissen und Hohlstellen, ggf. auch Retuschen erforderlich.

Die Schäden

Die bisherigen naturwissenschaftlichen Analysen ergaben einen hohen Grad an Vergipsung von Teilen der Malschicht sowie die oberflächennahe Anreicherung von Magnesiumsulfaten verschiedener Hydratstufen (Epsomit, Hexahydrit). Hiervon sind besonders die unteren Bereiche des Gemäldes (Erdteildarstellungen) betroffen. Aber auch in der Himmelsdarstellung gibt es infolge von Wassereintrag (undichtes Dach) Bereiche erheblicher Salzausblühungen.


Salzausblühungen auf der Asienseite des Treppenhausfreskos


Salzausblühungen auf der Afrikaseite des Treppenhausfreskos

Abpudernde und abschollende Malschichten in den Seccopartien sind teilweise auch auf Abbau des Bindemittels (mikrobiologische Substanzen und evtl. deren Ausscheidungsprodukte) zurückzuführen. Festigungsversuche früherer Zeiten brachten Bindemittel auf die Malschichten, die mitunter einen glänzenden Film hinterließen oder die durch zu hohe Eigenspannungen (z.B. Kasein) ein schollenartiges Abheben bewirkten.


"Philosoph" auf der Europaseite des Treppenhausfreskos, Malschichtverluste durch Salzaktivitäten


Abschollende Malschicht im Gesicht der „Asia“ des Treppenhausfreskos


Schollen- und blasenartiges Ablösen von Secco-Malschichten des Treppenhausfreskos

Kleinflächige Reinigungsversuche vor 1944 (siehe Restaurierungsgeschichte) entfernten oder verwischten die oberen Farbauflagen. Mikrobiologischer Befall liegt an zahllosen Stellen in Form kleiner kreisförmiger Myzelstrukturen vor. Hohlstellen und Risse im Putztäger finden sich vor allem an den Graten des Muldengewölbes, also über den Ecken des Treppenhauses. Schließlich bestehen zahlreiche mechanische Beschädigungen infolge unachtsamer Gerüstbauarbeiten, Kratzer durch Taubenanflug, Schroteinschüsse, etc.

Sämtliche Schadphänomene wurden kartiert und fotografisch soweit wie möglich dokumentiert. Als digitale Folien können die einzelnen Phasen übereinandergelegt und somit ggf. Zuwachs oder Abnahme von Schäden dargestellt sowie gegenseitige Abhängigkeiten von Phänomenen erkannt und ausgewertet werden.


   
Hintergründe Treppenhaus

Das Treppenhaus – eine Einführung

Voruntersuchungen

Beobachtungen zur Maltechnik

             
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