In knapp drei Wochen endet dieses in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Jahr, und noch immer hat die Frankfurter BHF-Bank ihre Bilanz für 2011 nicht veröffentlicht. Sie haben richtig gelesen: für 2011.
Allzu viel Freude hat die Deutsche-Bank-Tochter ihrer Mutter freilich nicht gemacht, als dass sie sich beeilen müsste, die Öffentlichkeit über das vergangene Jahr im Eiltempo in Kenntnis zu setzen. Schließlich ist der Verlust vor Steuern geradezu explodiert: Lag er 2010 noch bei 29 Mio. Euro, waren es 2011 satte 216 Mio. Euro. Das geht aus internen Unterlagen hervor, die der FTD vorliegen.
Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist vor allem die Aufwand-Ertrag-Quote. Sie belief sich schon 2010 auf stattliche 109,7 Prozent. 2011 dann sprang sie auf 260,0 Prozent - je 1 Euro Ertrag musste die BHF also 2,60 Euro aufwenden. Normal sind in der Bankbranche Werte zwischen 60 und 80 Prozent, alles über 100 Prozent heißt zwingend: Verlust.
Die BHF wollte die Zahlen am Mittwoch nicht offiziell bestätigen. Sie verweist aber auf zweierlei: dass 2011 geprägt war von Abschreibungen auf Staatsanleihen südeuropäischer Krisenländer sowie den Kosten ihrer Restrukturierung. Dahinter verbergen sich vor allem Abfindungen für Mitarbeiter. Abschreibungen und Restrukturierungskosten dürften den Großteil des Verlusts ausmachen.
Inzwischen arbeitet die BHF, die die Deutsche Bank "besenrein" an die Londoner Privatbank Kleinwort Benson verkaufen will, wieder profitabel, wenn auch im überschaubaren Rahmen. Im ersten Halbjahr verdiente sie brutto 31,2 Mio. Euro. Angeblich stammen allerdings 26,5 Mio. Euro aus dem Verkauf der BHF-Zentrale im Frankfurter Westend.
Bedenklich stimmen muss die Bank freilich, dass der Ertrag pro Mitarbeiter deutlich schlechter ausfällt als bei Konkurrenten. 95.000 Euro holen die BHF-Banker pro Kopf herein, heißt es in den Unterlagen. Der Mittelwert, der sich aus Zahlen der Rivalen Sarasin, Berenberg, Clariden Leu, EFG, HSBC Trinkaus, LGT, MM Warburg und Vontobel ergibt, liegt bei 291.000 Euro. Beim Verwaltungsaufwand pro Mitarbeiter ist die BHF dagegen solider Durchschnitt: Sie kommt auf 248.000 Euro, die Konkurrenz auf 240.000 Euro. Netto freilich ergibt sich ein Ergebnis je Mitarbeiter von minus 152.000 Euro, während die Konkurrenz tüchtig Geld verdient hat.
Wenig rosig sieht es auch in der Gewinn- und Verlustrechnung aus: Der Zinsüberschuss sank von 74 Mio. auf 59 Mio. Euro, der Provisionsüberschuss von 157 Mio. auf 150 Mio. Euro. Der Handelsverlust ging zwar von 22 Mio. auf 14 Mio. Euro zurück, die Finanzanlagen, für die keine Vergleichszahlen vorliegen, waren mit 103 Mio. Euro aber stark negativ. Der Gesamtertrag schmolz von 253 Mio. auf 135 Mio. Euro. Immerhin: Bei der Kernkapitalquote schlägt die BHF mit 15,1 Prozent ihre Mutter, die die BHF in die konzerneigene Bad Bank geschoben hat.
Übrigens: Ihren 2010er-Abschluss hatte die BHF im vergangenen Jahr ebenfalls verspätet, aber gerade noch rechtzeitig vor Ablauf des Jahres eingereicht, wie aus dem Bundesanzeiger hervorgeht: am 23. Dezember 2011. Insofern: bloß keine Hektik.