Also doch Juncker: Der frühere luxemburgische Ministerpräsident wird Spitzenkandidat der christdemokratisch-konservativen EVP bei der Europawahl im Mai. Er ist damit Hauptgegner des Kandidaten der Sozialdemokraten, des SPD-Politikers Martin Schulz. Juncker wie Schulz sind alte Kämpen in Sachen europäische Einigung; Juncker ist Föderalist durch und durch (was vielleicht Grund für sein dürftiges Nominierungsergebnis war).
Autor: Klaus-Dieter Frankenberger, Jahrgang 1955, verantwortlicher Redakteur für Außenpolitik.
Nicht von ungefähr haben sich alle Parteifamilien auf Spitzenkandidaten festgelegt: So soll die Wahl attraktiver werden, auch weil die Wähler damit über den Kommissionspräsidenten entschieden. Manche träumen gar von der „ersten wirklichen Europawahl“. Umfragen lassen allerdings einen Mobilisierungsschub nicht erwarten.
Und was, wenn die Wähler später feststellen, dass der Favorit der Staats- und Regierungschefs für den Kommissionsvorsitz gar nicht zur Wahl stand? Im Vertrag heißt es nur, das Ergebnis der Europawahl sei zu berücksichtigen. Nicht nur London ist weder von Schulz noch von Juncker angetan; in Berlin ist das Duell überdies großkoalitionär pikant.