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Yasmin Fahimi im Porträt Unerfahren und unideologisch

 ·  Yasmin Fahimi soll einen Apparat ohne Hausmacht und ohne Bundestagsmandat führen. Der neuen SPD-Generalsekretärin aber wird in der Öffentlichkeit eine positive Rolle zugetraut.

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© dpa Vergrößern Frisches SPD-Gesicht: Yasmin Fahimi

Über „umfassende politische und strategische Erfahrung“ verfüge Yasmin Fahimi und mit „organisationspolitischen Herausforderungen“ sei sie vertraut, sagte Sigmar Gabriel am Mittwoch über seine künftige Generalsekretärin. Freilich sollte das Lob des SPD-Vorsitzenden vorhandene Bedenken entkräften, die Gewerkschaftssekretärin, die bislang über den SPD-Bezirk Hannover hinaus kaum wahrgenommen worden ist, sei parteipolitisch zu unerfahren für die faktische Führung des Willy-Brandt-Hauses.

Im Parteivorstand ist die Personalie am Dienstagabend auf Zustimmung gestoßen: ein frisches, attraktives Gesicht werde der SPD, die sich als Konsequenz aus der Wahlniederlage vom 22. September vorgenommen hat, den weiblichen Wähleranteil zu erhöhen, guttun.

Trotzdem heißt es auch im Parteivorstand: Die Führung des Apparates ohne Hausmacht und ohne Bundestagsmandat werde eine Herausforderung sein. Die Parteiführung entschied sich, Fahimi erst am 20. Januar, sechs Tage vor dem außerordentlichen Parteitag, auf dem sie gewählt werden soll, der Öffentlichkeit zu präsentieren – so sollte verhindert werden, dass sie als kommissarische Generalsekretärin in mediale Fallen läuft.

Nicht die übliche Ochsentour

Gabriel kennt die 46 Jahre alte Fahimi aus Niedersachsen; die Diplom-Chemikerin arbeitete seit 2000 für die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie in Hannover, seit 2005 für den Vorstand, zuletzt als Abteilungsleiterin für Grundsatzfragen und Organisationsentwicklung. Sie war federführend mit der Kampagne „Gute Arbeit“ betraut und leitete das „Innovationsforum Energiewende“, in dem es um praktische Problemlösungen und nicht um hehre Theoriebildung ging. Überhaupt wird sie als pragmatisch und sachbezogen beschrieben; für Ideologie interessiere sie sich wenig, heißt es. Aus ihrer Vorstandstätigkeit im rot-grünen „Denkwerk Demokratie“ abzuleiten, sie sei eine Parteilinke, wäre ein Fehler.

Fahimi, geboren in der niedersächsischen Landeshauptstadt, ist das Kind eines Iraners und einer Deutschen. Ihr Lebenspartner ist der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis, der selbst griechische Wurzeln hat. Mit der Personalie Fahimi ist also auch die Botschaft verbunden, dass Deutschland bunter wird. Zur Stellenbeschreibung gehörte dieses Kriterium aber, anders als das Geschlecht, nicht. Mit 17 trat sie der SPD bei und engagierte sich bei den Jusos.

Sie hat sich als Mitglied des (inzwischen abgeschafften) SPD-Parteirates, des Bezirksvorstandes Hannover und als stellvertretende Vorsitzende des Stadtverbandes ihrer Heimat für ihre Partei engagiert. Die übliche Ochsentour hat sie indes nicht durchlaufen. Ihre Vorgängerin Andrea Nahles war innerhalb der Partei extrem gut vernetzt, kaum einen Unterbezirksvorsitzenden kannte sie nicht schon aus Juso-Tagen. Hier wird Fahimi einiges nachzuholen haben. Das Amt ist aber auch eine Chance: Nahles litt zuweilen darunter, dass Gabriel ihr wenig Raum in der Öffentlichkeit ließ. Als Superminister hat er nun andere Schwerpunkte. Die Talkshow-Redaktionen dürften bald bei Fahimi anrufen.

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08.01.2014, 16:25 Uhr

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