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Porträt von Johann Sebastian Bach Wer ist dieser heitere Herr in der rosa Weste?

 ·  Wir stellen uns Johann Sebastian Bach ganz falsch vor: Gerade die berühmtesten Porträts sind umstritten. Jetzt ist ein neues aufgetaucht. Darauf ein selbstbewusster Bach mit heiterem Blick, rosa Weste und geschönter Augenpartie.

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© dpa Vergrößern Ist das ein authentisches Porträt von Johann Sebastian Bach?

Graublaue Augen hatte Johann Sebastian Bach, wenn er denn tatsächlich der Mann sein sollte, den das hübsche Pastellporträt zeigt, das jetzt nach fast achtzig Jahren wiederaufgetaucht ist. Das Bild wurde gestern erstmals öffentlich in Berlin präsentiert. Im Dezember 2013 hatte es der Direktor des Bachhauses Eisenach, Jörg Hansen, bei der Auflösung einer privaten Musikbibliothek käuflich erworben.

Die Existenz des Bildes war seit 1928 bekannt. Damals stellte der Eisenacher Sparkassenmitarbeiter Manfred Gorke die Sammlung seines Urgroßvaters, eines schlesischen Kantors, vor; sie enthielt die Violinsonate G-Dur BWV 1021, viele Handschriften aus Bachs Schülerkreis (alles Stücke, die zweifelsfrei aus dem Nachlass des ersten Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel stammten) sowie jenes unsignierte Pastellbild eines selbstbewussten, heiteren Herrn im bordeauxfarbenen Rock, mit rosa Weste und einer Perücke, so grau wie die Bauchdaunen des Nymphensittichs.

„Meines Vater Portrait ist in pastell gemahlt“

Gorke verkaufte es 1936 an den Berliner Industriellen Gustav Winkler. Sowohl vom Bachforscher Charles Sanford Terry als auch vom Musikwissenschaftler Georg Kinsky war das Porträt schon damals als echt identifiziert worden. Die große Nase, das kräftige Kinn mit Unterbiss sind Gesichtszüge, die man auch auf dem einzigen zweifelsfrei authentischen Bach-Porträt findet, das Elias Gottlob Haußmann 1746 malte. Nur die tiefliegenden Augen scheint der bislang anonyme Pastellzeichner etwas geschönt zu haben.

Für die Echtheit spricht vor allem das Zeugnis des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel. Er schreibt am 20. April 1774 aus Hamburg an Forkel: „Meines Vaters Portrait, welches ich in meiner musicalischen Bildergallerie, worin mehr als 150 Musicker von Profeßion befindlich sind, habe, ist in pastell gemahlt. Ich habe es von Berlin hierher zu Waßer bringen laßen, weil dergleichen Gemählde mit trockenen Farben das Erschüttern auf der Axe nicht vertragen können.“

Provenienz-Linie von Bachs Sohn zu Forkel und Gorke

Dann, am 13. Januar 1775, erkundigt sich Carl Philipp Emanuel bei Forkel nach dem Frontispiz für dessen Buch: „Was wollen Sie für ein Portrait vorsetzen? Das, was Sie haben, ist fehlerhaft. Ich habe ein schönes, ähnliches Original in Pastell.“ Diese Provenienz-Linie von Bachs Sohn zu Forkel und Gorke stützt die Echtheitsvermutung am stärksten. Unter allen Bachporträts, die im zwanzigsten Jahrhundert wiederaufgetaucht sind, sei dieses, so Hansen, mit der größten Wahrscheinlichkeit nach der lebenden Person angefertigt worden.

Die zeitgenössischen Gemälde von Johann Ernst Rentsch und Johann Jakob Ihle, die unser Bild vom Komponisten in dessen Weimarer und Köthener Jahren stark geprägt haben, zeigen nicht mit letzter Sicherheit Johann Sebastian Bach. Das wiederentdeckte Pastell könnte aus dem Jahr 1732 stammen. Bach hatte damals auf einer Reise nach Kassel seine Frau Anna Magdalena porträtieren lassen. Auch dieses Bild war im Besitz des Sohnes Carl Philipp Emanuel und ist bis heute verschollen.

Ab dem 13. März kann man das Porträt in der Ausstellung „Echt Bach“ im Berliner Dom sehen; ab dem 1. Mai wird es seinen Platz in der ständigen Ausstellung des Bachhauses Eisenach finden.

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Lesermeinungen zu diesem Artikel (1)

07.03.2014, 12:44 Uhr

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Von Nils Minkmar

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