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Paralympics in Sotschi Olympische Havarie

 ·  Die Weltverbesserungs-Attitüde ist ad absurdum geführt. Sein eigentliches Ziel, ungestörte Spiele zu ermöglichen, hat das Internationale Olympische Komitee verfehlt. Radikale Reformen sind nötig.

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© dpa Vergrößern Präsident trifft Paralympics-Mannschaft: Es braucht einen Putin, um die erschreckende Diskrepanz zwischen Worten und Taten offenzulegen

Das Gewicht der politischen Ereignisse lastet schwer auf den Paralympics in Sotschi. Es wird den Sportlern und ihren Delegationen unmöglich sein, die Tatsache zu überspielen, dass sie zu Gast beim Völkerrechts-Brecher Wladimir Putin sind. Dass sie laufen, springen und Schlitten fahren, während ein paar hundert Kilometer weiter die Lunte an einem Pulverfass brennt. Und dass derjenige, der sie entzündet hat, sie als Komparsen für seine persönliche Propaganda-Show eingekauft hat. Die Verantwortlichen für dieses Desaster, die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sollten sich selbstkritisch ansehen, was sie da angerichtet haben. Ihre zentrale Aufgabe ist es, gute und möglichst ungestörte Olympische Spiele und Paralympics für die Athleten auf die Beine zu stellen. Dieses Ziel haben sie verfehlt.

Ihre Pflicht ist es, die Athleten und die Großereignisse zu schützen vor jeder politischen Instrumentalisierung. Deshalb müssten sie bei der Vergabe eigentlich genau prüfen, welchem politischen Regime sie ihre olympische Familie anvertrauen. In Sotschi offenbart sich nicht zum ersten Mal das Versagen der Verantwortlichen in diesem Punkt: Dass unter dem Deckmantel der politischen Neutralität und der pädagogischen Wertevermittlung jeder Zahlende eine Bühne für seine Selbstdarstellung geliefert bekommt. Die Weltverbesserungs-Attitüde ist ad absurdum geführt.

Menschenrechtler und Umweltschützer stärker in die Bewerbungsprozesse einbinden

Es brauchte einen Putin, um die erschreckende Diskrepanz zwischen Worten und Taten so dramatisch offen zu legen, und jetzt leiden diejenigen darunter, um deren Wohl es angeblich geht, die Athleten. Und dann auch noch die Behindertensportler, für die der Spitzensport unendlich mehr bedeutet als die Chance zum Erfolg. Für manche, die zu verzweifeln drohten an ihrem Schicksal, bedeutet er die Rückkehr ins Leben. Sie sind die falsche Adresse, wenn es darum geht, jetzt Konsequenzen zu fordern in Form eines Teilnahmeverzichts. Sie sind nicht die Stellvertreter der hilflosen Politiker. Und sie und ihre Spiele müssen geschützt und sie müssen auch nicht zur Verantwortung gezogen werden für die Fehler der Sportpolitik.

Konsequenzen muss das IOC ziehen, das einen viel tiefer gehenden Reformprozess benötigt, als ihn der neue Präsident Thomas Bach angekündigt hat. Eine der Lehren aus den Erfahrungen von Sotschi müsste es sein, Menschenrechtler und Umweltschützer stärker in die Bewerbungsprozesse einzubinden, möglichst schon am Anfang, möglichst mit schwerwiegendem Einspruchsrecht. Auch der Gedanke, den Olympischen Spielen einen festen Austragungsort zu geben, müsste wieder auf den Tisch – so könnte man auch den astronomischen Kosten und den über die Welt verstreuten Stadion-Ruinen begegnen. Falls der Olympia-Tanker voller Geld, Macht und Eitelkeiten seinen Kurs überhaupt spürbar korrigieren kann.

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07.03.2014, 18:30 Uhr

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