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Nobelpreisträger Südhof „Ich mache kein Berliner Labor auf“

 ·  Eine Ente und ihre Beute: Medien und Ministerium jubelten Medizin-Nobelpreisträger Südhof zum Deutschland-Rückkehrer hoch. Im F.A.Z.-Interview erklärt er, wie es wirklich ist.

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© AFP Vergrößern Medizin-Nobelpreisträger 2013: Thomas Südhof von der Stanford-Universität.

Vergangene Woche hat das Bundesforschungsministerium in einer Pressemitteilung und mit ihm eine ganze Reihe Medien gejubelt, dass Sie künftig auch an der Berliner Charité forschen und wir doch noch Spitzenforscher für Deutschland wiedergewinnen können. Was hat Sie bewogen, zurückzukommen?

Ich gehe nicht nach Berlin. Ich war ehrlich gesagt schockiert darüber, was ich da teilweise gehört und gelesen habe. Ich habe ursprünglich einer Journalistin auf deren Anfrage mitgeteilt, dass ich zugesagt habe, zusammen mit Professor Rosenmund in Berlin ein Projekt zu machen. Mehr nicht. Ich habe weiterhin gelesen, dass ich da ein eigenständiges Labor aufmachen sollte. Auch das ist nicht richtig. Ich werde sicher kein separates Labor in Berlin haben. Nicht, dass ich missverstanden werde: Ich engagiere mich gerne in Berlin, aber der Rahmen des Engagements ist ein „Visiting Fellow“. Das bedeutet, dass ich da ein paarmal im Jahr hingehe und beratend tätig werde und zur Forschung beitrage.

 Welche Verbindung gibt es zu dem Institut von Professor Rosenmund?

Er ist ein alter Freund von mir, wir arbeiten seit Jahrzehnten zusammen.

Sie bringen also auch keine Mitarbeiter mit an die Charité?

Nein, ich weiß gar nicht, woher das kommt. Ich bin ja an vielen Stellen der Welt aktiv. Ich würde gerne etwas mehr machen in Berlin, aber ich kann mit den Mitteln kein neues, eigenständiges Labor aufbauen.

Sie erhalten 150 000 Euro für das Projekt?

Richtig. Die Stiftung Charité gibt dem Projekt von Professor Rosenmund und mir 150 000 Euro, über deren Verwendung ich konsultiert werde. Damit kann dort im Labor jemand angeheuert werden, der für das gemeinsame Projekt arbeiten soll. Diese Mittel enthalten allerdings zum Beispiel auch meine Reisekosten, und die allein sind schon an die zehn- oder zwanzigtausend Euro.

An was arbeiten Sie dann gemeinsam mit den Berliner Kollegen?

Herr Rosenmund hat eine phantastische elektronenmikroskopische Methode entwickelt, die es erlaubt, exakt den Moment der Freisetzung von Botenstoffen an den Synapsen der Nervenzellen zu visualisieren. Wir haben in Amerika Mausmutanten gemacht, in denen zentrale Proteine dieses Prozesses mutiert sind. Wir würden jetzt gerne sehen, wie diese Prozesse aussehen, wenn die Proteine gefangen werden im Moment der synaptischen Übertragung. Wir wollen in dem Projekt zudem auch menschliche Nervenzellen im Labor nutzen, die aus induzierten Stammzellen hergestellt worden sind. Das ist allein wissenschaftlich begründet.

Haben Sie über Ihre Pläne mit dem Bundesforschungsministerium gesprochen?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe auch nichts mit der BMBF-Pressemitteilung zu tun. Professor Zöllner von der Stiftung Charité hat mir seine Pressemitteilung geschickt. Und in der steht drin, wie es ist. Die Mitarbeiter, von denen darin die Rede ist, sind nicht meine Mitarbeiter, sondern die von Professor Rosenmund.

Haben Sie über das Projekt hinaus weiter gehende Pläne in Berlin?

Ich bin in Berlin in keiner Weise auf feste Art beschäftigt, auch nicht in Teilzeit, wie das geschrieben wurde, und das will ich auch nicht. Was ich der Charité zugesagt habe, ist, dass ich für eine nicht spezifizierte Zahl von Besuchen komme. Wir haben über zwei bis drei pro Jahr geredet. Das haben wir vor ein paar Wochen vereinbart. Das beinhaltet keinerlei Verpflichtung über eine Präsenz oder über eine Zeit, in der ich da sein werde. Das ist alles sehr unkompliziert, was ich auch sehr schön fand.

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03.03.2014, 19:57 Uhr

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