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Papst ruft offiziell "Heiliges Jahr" aus Franziskus' Botschaft

Stand: 12.04.2015 01:11 Uhr

Barmherzigkeit - für Papst Franziskus bedeutet das: den Hungrigen zu essen geben, Fremde aufnehmen und bei Armut und Leid nicht wegschauen. Ab Dezember steht nach dem Willen des katholischen Kirchenoberhaupts ein ganzes Jahr im Zeichen der Barmherzigkeit. Es wird ein "Heiliges Jahr".

Von Jörg Seisselberg, ARD-Hörfunkstudio Rom

Es soll ein "Heiliges Jahr" werden - nicht nur in Rom, sondern auch in allen Ortskirchen der katholischen Welt. Zum Auftakt der Proklamationszeremonie im Petersdom übergab Papst Franziskus sechs Geistlichen die sogenannte Bulle, die feierliche päpstliche Urkunde zum "Heiligen Jahr" - als symbolische Geste für den Auftrag an alle katholischen Kirchenvertreter, die Botschaft in die Welt zu tragen.

Das Thema Barmherzigkeit soll ein Jahr lang im Mittelpunkt der katholischen Kirche stehen. Hilfe, Verständnis und Mitgefühl besonders für Schwache und an den Rand Gedrängte - das sind Kernanliegen in Franziskus' Pontifikat. Aber, so der Papst in seinem Schreiben zum "Heiligen Jahr", auch ein Kern der christlichen Botschaft insgesamt. "Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit. Die Glaubwürdigkeit der Kirche führt über den Weg der barmherzigen und mitleidenden Liebe."

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Verständnis und Mitgefühl besonders für Schwache und an den Rand Gedrängte - das sind Kernanliegen in Franziskus' Pontifikat.

Es sei entscheidend für die Zukunft der Kirche, dass sie das Prinzip der Barmherzigkeit lebe. Für Katholiken bedeute dies: Hungrigen zu essen geben, Fremde aufnehmen und bei Armut und Leid in der Welt nicht wegschauen. Franziskus' Botschaft: Eine Kirche, die das Prinzip der Barmherzigkeit ernst nehme, könne nur eine Kirche an der Seite der Armen sein. Dies müsse im "Heiligen Jahr" gelebt werden - von Rom bis hinein in jede Ortskirche.

"Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass die Christen während des Jubiläums über die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit nachdenken", so der Papst. "Das wird eine Form sein, unser Gewissen, das gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln und uns daran zu erinnern, dass die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit sind."

Acht Monate zur Vorbereitung

Acht Monate bleiben der katholischen Kirche noch, das Großereignis vorzubereiten. Das "Heilige Jahr" wird am 8. Dezember beginnen, mit der feierlichen Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom durch den Papst.

Dieses Datum sei von ihm ganz bewusst gewählt worden, betonte Franziskus während der Proklamationszeremonie. Der 8. Dezember sei der 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dieses Reformkonzil, habe dazu geführt, dass Mauern eingerissen worden seien und die Kirche verständlicher zu den Menschen spreche. Diesen Reformgeist möchte der Papst im "Heiligen Jahr", das am 20. November 2016 endet, offensichtlich wiederbeleben.

Wie in jedem "Heiligen Jahr" sind die Gläubigen auch diesmal aufgerufen, nach Rom zu pilgern. Durch Gebete und Buße können sie gemäß der katholischen Kirche einen vollständigen Ablass ihrer Sünden erhalten. Insgesamt gab es in der Kirchengeschichte erst 26 Mal ein ordentliches "Heiliges Jahr". Die Stadt Rom stellt sich erneut auf einen großen Ansturm von Gläubigen ein. Während des "Heiligen Jahres" 2000/2001 kamen 25 Millionen Pilger nach Rom.

Papst Franziskus proklamiert Heiliges Jahr der Barmherzigkeit
Jörg Seisselberg, ARD Rom
12.04.2015 00:36 Uhr

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Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 12. April 2015 um 12:00 Uhr.

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