Bericht zu Hautkrebsscreening Teuer und nutzlos

Stand: 16.04.2015 18:51 Uhr

Rund acht Millionen Menschen in Deutschland gehen jährlich zur Hautkrebsvorsorge. Nach Kontraste-Informationen bringt dies jedoch nichts. Die Sterblichkeitsrate sei dadurch nicht gesunken, so ein Gutachten. Es würden aber viele unnötige Krebsdiagnosen gestellt.

Das Vorsorgeprogramm der Krankenkassen zur Früherkennung von Hautkrebs zeigt offenbar keine Wirkung. Das berichtet das ARD-Magazin Kontraste unter Berufung auf erste Gutachten zum Hautkrebsscreening in Deutschland.

Ärztin untersucht ein Muttermal mit einem Auflichtmikroskop.
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Das Hautkrebsscreening hat die Sterblichkeitsrate offenbar nicht gesenkt.

Obwohl für jeden Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen seit 2008 alle zwei Jahre eine kostenlose Hautkrebsvorsorgeuntersuchung möglich ist, habe sich die Sterblichkeitsrate nicht verändert, hieß es weiter. Das Gutachten wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen der Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen zu überprüfen.

"Viele Menschen unnötig mit Krebsdiagnose belastet"

Zwar wurden den Angaben zufolge seit Einführung etwa 25 Prozent mehr Hautkrebs-Diagnosen gestellt, doch 50 Prozent der entdeckten Tumore seien sogenannte Krebsvorstufen, von denen unklar ist, ob sie die Betroffenen je gesundheitlich beeinträchtigt hätten. "Viele Menschen werden dadurch unnötig mit einer Krebsdiagnose belastet", kritisierte Professor Hans-Werner Hense, Leiter des Krebsregisters Münster.

Als Begründung für die gleichbleibende Sterblichkeitsrate führt der international angesehene Dermatologe Prof. Reinhard Dummer vom Universitätsspital in Zürich an, dass gerade die schnell wachsenden und gefährlichen schwarzen Melanome durch die Früherkennung meist nicht gefunden werden. Es sei reiner Zufall, ob sie gerade beim Früherkennungstermin auftreten: "Die Melanome, die zum Tod führen, sind meist dicke Melanome, und die verpassen wir immer noch trotz Früherkennungsprogrammen."

Acht Millionen Teilnehmer jährlich

Jährlich nehmen ungefähr acht Millionen Versicherte an dem Programm teil. Das Früherkennungsprogramm war 2008 auf Druck der Haut- und Hausärzte durchgesetzt worden. Für jedes Screening können die Ärzte rund 22 Euro pro Patient außerhalb des Budgets abrechnen. Die Kosten der Krankenkassen allein für die Vorsorgeuntersuchungen belaufen sich auf mindestens 130 Millionen Euro jährlich.

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